Mondsüchtig...
…war der Blogger gestern Abend. Deshalb schauen wir uns heute den gestrigen Vollmond noch einmal an und klären ein paar Mythen zum Thema Wetter und Mond. Natürlich widmen wir uns auch dem heutigen Wetter und versuchen zu ergründen, weshalb es heute - im Gegensatz zu gestern - gewitterfrei geblieben ist.

Der Mond und das Wetter
Der Mond ist die Hauptursache der Gezeiten, er verursacht durch seine Anziehungskraft Ebbe und Flut. Die Dichte der Luft ist etwa um den Faktor tausend kleiner als die Dichte des Wassers, somit ist der Einfluss des Mondes auf die Lufthülle vernachlässigbar.

Fotos: D. Gerstgrasser
Trotzdem ranken sich um das Thema Wetter und Mond verschiedenste Mythen, drei davon wollen wir an dieser Stelle kurz aufgreifen:
- „Bei Vollmond ändert sich das Wetter“: Da der Vollmond auf der ganzen Erde zur gleichen Zeit stattfindet, müsste sich also das Wetter zur Zeit des Vollmondes auf der ganzen Erde gleichzeitig ändern, das ist nicht möglich.
- „Wenn sich das Wetter zur Zeit des Neumondes nicht ändert, bleibt es zwei Wochen so“: Auch hier gilt, dass der Neumond auf der ganzen Erde zur gleichen Zeit stattfindet. Somit müssten also alle Hoch- und Tiefdrucksysteme auf der Erdkugel zwei Wochen lang an Ort und Stelle verharren und der Luftdruck dürfte sich nirgends ändern, auch das ist nicht möglich.
- „Klare Vollmondnächte sind besonders kalt“: Hier gilt ganz allgemein, dass klare Nächte aufgrund der optimalen Abstrahlungsverhältnisse meist kalt sind. Dies ist insbesondere im Winter der Fall, wenn Schnee liegt. Ist dann zufälligerweise Vollmond, ist dieser natürlich besonders gut zu sehen und er taucht die Landschaft in ein mystisches Licht.
Umgekehrt hat das Wetter, respektive die Atmosphäre einen Einfluss auf den Mond. Zumindest auf dessen Farbe. Steht der Mond tief, ist er meist rötlich.
Dies hat damit zu tun, dass das vom Mond reflektierte Sonnenlicht einen langen Weg durch die Erdatmosphäre zurücklegt. Dabei wird der blaue Anteil des Lichtes weggestreut (=Ursache für den blauen Himmel tagsüber) und es bleibt vor allem rotes Licht übrig (physikalisch: Rayleigh Streuung an Luftmolekülen).

Foto: D. Gerstgrasser
Steigt der Mond nun höher, so wird der Weg des Lichtes durch die Erdatmosphäre stetig kürzer. Damit wird der Einfluss der Streuung geringer und die Farbe des Mondes wechselt über orange-gelblich nach Weiss.
Nun aber zurück zum aktuellen Wetter.
Gestern Schauer und Gewitter, heute nicht

Quelle: Deutscher Wetterdienst, DWD
Vergleicht man die Bodendruckkarten von gestern und heute, so sind im Alpenraum praktisch keine Unterschiede auszumachen. Trotzdem war das Wetter in der westlichen Landeshälfte markant sonniger als gestern und Schauer oder gar Gewitter blieben aus. Selbst über dem Jura entwickelten sich kaum Quellwolken.

Die Ursache dafür ist in den höheren Luftschichten zu suchen. Die gestern an dieser Stelle beschriebene Höhenkaltluft hat sich im Tagesverlauf langsam nach Frankreich verlagert. Gleichzeitig ist in den mittleren Schichten sehr trockene Luft eingeflossen. Obwohl die Atmosphäre auch heute instabil geschichtet war, konnten sich in der trockenen Luft kaum Quellwolken bilden.
Am schönsten sind die Unterschiede zwischen gestern und heute in den untenstehenden Animationen zu sehen:
Schwacher bis mässiger Föhn

Obwohl der Luftdruck auf der Alpensüdseite nur rund 3 Hektopascal höher als im Norden war, setzte sich die Föhnströmung im Tagesverlauf in den Alpentälern relativ grossflächig durch. Das ist typisch für den Frühling und hat mit der oben erwähnten instabilen Schichtung der Atmosphäre zu tun. Mit Böenspitzen von 40 bis lokal knapp 60 km/h in Meiringen war dieser jedoch nicht sehr stark.
Warm, aber kein Sommertag

Fotos: T. Jordi (links), P. Stierli (rechts)
Nach einem kühlen Morgen stiegen die Temperaturen in den Niederungen beidseits der Alpen rasch auf über 20 Grad an. Vielerorts wurden Höchstwerte von 22 bis 23 Grad gemessen, am wärmsten war es mit 24.6 Grad in Würenlingen und 24.4 Grad in Basel-Binningen. Für den ersten Sommertag des Jahres mit einer Temperatur von 25 Grad oder mehr hat es also (noch) nicht gereicht.
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Kommentare (7)
Der blaue Himmel an einem Sonnentag, auch über Mittrag, ist die Farbe des Ozons.
Kondensiertes Ozon ist eine tief violettblau Flüssigkeit; azurblau.
Prof G. Schwarzenbach zeigte in seinen Vorlesungen zur Allgemeinen und Anorganischen Chemie (vor 55 Jahren) wie reaktionsfähig flüssiges Ozon ist - es braucht nicht viel, und es explodiert!
Guten Tag
Der Blog ist wieder einmal sehr spannend und gut geschrieben.
Eine genauere Beschreibung des Zusammenhangs Föhndurchbruch und stabile/instabile Schichtung der Luft fände ich als Gleitschirmpilot sehr spannend.
Damit der Föhn in die Täler durchgreifen kann, muss er zunächst den Kaltluftsee ausräumen. Vor allem im Winter ist das nicht ganz einfach, da die Schichtung sehr stabil ist.
Im Frühjahr hingegen ist die Kaltluftschicht in der Regel weniger hochreichend und auch weniger markant. Gestern Morgen hatte der Kaltluftsee eine maximale Mächtigkeit von 150 bis 200 Metern. Mit der starken Aprilsonne wurde dieser im Laufe des Vormittags sehr rasch "weggeheizt".
Bei diesen stimmungsvollen Vollmondbildern könnte man noch mondsüchtig werden. Aber dann würde ich vielleicht noch mit den Wölfen um die Wette heulen….
Sehr interessante Informationen über unseren Erdtrabanten. Auch ich mit Jahrgang 1957, habe noch etwas dazugelernt. Andererseits hoffe ich natürlich schon, dass uns noch ein paar Mythen erhalten bleiben.
So stellt doch den Wölfen endlich mal das Heulen ab, wenn Vollmond ist.
Woher kommt wohl die Idee, Wölfe würden (nur/v.a) bei Vollmond heulen? Ich hab das einmal gehört - war eindrücklich und nix Vollmond...
Jetzt habe ich das mit dem Mond gelernt und das mit Jahrgang 1977.
Noch ein Hinweis zur Windverhältnisse:
Meines Erachtens müsste der Wind etwas zunehmen wenn kühlere Luft reinkommt.
Wenn dem so wäre würde es in einigen Regionen eine windige Woche geben und nicht nur Schauer.
Schöne Ostern