Überdurchschnittlich bis rekordverdächtig
Dieses Prädikat verdienen sich die aktuellen Schneehöhen im ganzen Schweizer Alpenraum sowie ganz allgemein in der Ostschweiz. Es gibt sogar rekordverdächtige Schneehöhen zu vermelden...ausserdem werfen wir einen Blick auf eine interessante Wolke über dem Genfersee.

Allmählich hochdruckbestimmt
Die Schweiz lag heute allmählich im Einflussbereich eines Hochdruckgebiets mit Zentrum über Südfrankreich. Mit einer kräftigen nordwestlichen Höhenströmung wurde aber zunächst noch viel Feuchtigkeit zur Alpennordseite geführt.

Deutscher Wetterdienst
Nachlassender Schneefall
Am Vormittag schneite es vor allem in den östlichen Staugebieten am Alpennordhang noch zeitweise. Die Mengen waren heute tagsüber jedoch nur noch gering, die Tendenz zu einer Abtrocknung eindeutig. Mit dem nachlassenden Schneefall und der sich abzeichnenden Niederschlagspause (auf der Alpennordseite) ist es Zeit für eine Bilanz der Schneefälle bzw. der Schneehöhen. Untenstehend zunächst die Neuschneemengen und Gesamtschneehöhe heute Morgen um 7 Uhr.

MeteoSchweiz
Überdurchschnittlich viel Schnee an Bergstationen
Bei den Bergstationen zwischen rund 1000 und 2000 Metern zeigt sich in Sachen Schneehöhe ein relativ einheitliches Bild. Praktisch alle Stationen, egal ob Alpennord- oder Alpensüdseite, melden überdurchschnittliche Schneemengen. Deutlich über dem Durchschnitt sind die Mengen in grossen Teilen des Alpennordhangs sowie Graubündens. Auch oberhalb 2000 Meter sind die Mengen meist überdurchschnittlich, wenn meist auch weniger augeprägt.

SLF
Auch wenn die Schneehöhen für die Jahreszeit sehr hoch sind, von allgemeinen Rekorden ist man weit entfernt. Das liegt natürlich daran, dass in solchen Höhenlagen die höchsten Schneehöhen erst im Spätwinter (April, Mai) erreicht werden (je höher desto später). Am Beispiel des Weissfluhjochs sieht das in etwa so aus:
- Aktuelle Schneehöhe 18. Januar 210 cm
- Durchschnittliche Schneehöhe 18. Januar 142 cm
- Maximale Schneehöhe 18. Januar 244 cm
- Maximale durchschnittliche Schneehöhe April, 218 cm
- Maximale Schneehöhe 366 cm

Stellenweise rekordverdächtige Schneehöhen in den Niederungen
Anders sieht die Situation in den Niederungen und in leicht erhöhten Lagen aus. Dort wurden in den letzten Tagen Schneehöhen gemessen, die zum Teil im Bereich der höchsten jemals gemessenen Schneehöhen liegen. Dort ist für Rekordwerte die Akkumulation über einen längeren Zeitraum weniger von Bedeutung als auf den Bergstationen. Absolute Rekorde der Schneehöhe findet man also nicht zwingendermassen gegen Ende des Winters, sondern sind oft an kurzzeitige, extreme Schneefallereignisse gekoppelt. Dies gilt insbesondere für die Stationen des Mittellands. Eine klimatologische Einschätzung der Neuschneemengen der vergangenen Schneelage finden Sie in unserem Blog vom 15. Januar 2021.
Aussergewöhnlich sind die aktuellen Schneehöhen insbesondere in vielen Teilen des östlichen Mittellands, im St. Galler und Churer Rheintal und ganz allgemein im Kanton Graubünden bis in Lagen von rund 1000 Metern Höhe über Meer. Dort liegen die Schneehöhen im Bereich von absoluten Rekordwerten.
Als Beispiel sei St. Gallen erwähnt. Gestern und heute Morgen wurden mit 75 cm bzw. 72 cm Rekordwerte gemeldet (die Schneehöhe wird rund 100 Höhenmeter oberhalb der Stadt gemessen).

Weitere eindrückliche Werte aus der Ostschweiz von Lagen unterhalb 1000 m ü. M. inklusive einer klimatologischen Einschätzung (Aktueller Wert; grösste Schneehöhe der vergangenen Tage; Rang; Verfügbarkeit Daten).
Küblis GR 839 m 138 cm (140 cm, 15.1.2021, Rang 1 / 1990)
Trun GR 834 m 118 cm (148 cm, 15.1.2021, Rang 15 / 1968)
Lachen SG 930 m 110 cm (Rang 3 / 1972)
Ilanz GR 705 m 89 cm (117 cm, 16.1.2021, Rang 1 / 1971)
Landquart GR 537 m 75 cm (98 cm, 15.1.2021, Rang 3 / 1968)
Widnau SG 411 m 63 cm (Rang 1 / 1999)
Trogen AR 975 m 95 cm (Rang 3 / 1972)
Herisau AR 700 m 68 cm (75 cm, 16.1.2021, Rang 1 / 1999)
Grüningen ZH 535 m 57 cm (Rang 1 / 1968)
Wichtig: Folgende Daten sind nicht homogenisiert und mit Vorsicht zu geniessen, zeigen aber die Aussergewöhnlichkeit der aktuellen Schneehöhen.
Im Westen und Süden sonnig, im Osten trüb.

S. Schöpfer
Das eingangs erwähnte, sich nach Osten ausbreitende Hochdruckgebiet über Frankreich sorgte vor allem in der West- und Südschweiz für recht sonniges Wetter. Es wurden verbreitet 3-6 Stunden Sonnenschein registriert.
Am Jura entlang, in der Nord- und Ostschweiz blieb es aber noch mehrheitlich bewölkt.
Konvergenz über dem Genfersee

C. Detrois
Von Herrn Detrois haben wir dieses interessante Bild zugestellt bekommen. Es wurde heute morgen bei le Folly über dem Genfersee auf rund 1730 m ü. M. aufgenommen. Es zeigt eine relativ stationäre, tiefe, konvektive Wolke. Diese entstand durch ein konvergentes (zusammenströmendes) Windfeld über dem Genfersee. Diese bodennahe Konvergenz enstand durch den tiefen Druck / höhere Temperatur des Genfersees im Vergleich zum höheren Druck über der umliegenden Landmassen (tiefere Temperatur). Die Atmosphäre war bis rund 2000 Meter bereits relativ labil geschichtet, diese Labilität war natürlich über dem "warmen" Seewasser in den untersten Schichten noch zusätzlich erhöht.
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Kommentare (9)
@Meteoschweiz:
Es stimmt, fast alle automatischen Stationen zeigen Werte über dem Durchschnitt. Da lag ich mit meiner Annahme nicht richtig. Auch wenn die Abweichung vom Durchschnitt oft nicht sehr gross ist (beispielsweise bei La Fuorcla nur 10 cm).
Wie sind die relativ hohen Temperaturen von über 2 Grad im zentralen Mittelland in der Nacht auf den 18.1. zu erklären (prognostiziert war meines Wissens leichter Frost)? Hing das mit der Bewölkung zusammen? Oder mit dem schmelzenden Schnee? Der Wind konnte kaum mitgespielt haben, da er wenn überhaupt schwach aus nördlichen Richtungen wehte. Bei einer geschlossenen Schneedecke und den windschwachen Verhältnissen hätte ich auch bei bewölktem Himmel mit einer Frostnacht gerechnet. Danke für die Antwort und beste Grüsse
Hallo Daniel
Wie Du richtig erwähnt hast, hing es mit der Bewölkung zusammen. Da die sich nicht auflockerte bzw. auflöste, konnte keine Abstrahlung stattfinden. Die Folge war, dass es nur oberhalb der 0-Grad-Grenze frostig war, welche in dieser Nacht meist zwischen 500 und 600 m/M lag.
Die SLF-Karte (Vergleich zum langjährigen Mittel) beruht auf Beobachterstationen. Diese befinden sich mit Ausnahme der Messstation Weissfluhjoch und einigen Stationen im südlichen Graubünden und Wallis alle unterhalb von 2000 m ü. M. Sie zeigt somit die Situation in mittleren Lagen (zw. 1000-2000 m ü. M.)
Bei Stationen um 2000 m ü. M. herum oder darüber (überwiegend automatische Messstationen), liegen die Schneehöhen hingegen eher im Bereich des langjährigen* Mittels oder etwas darüber. Weissfluhjoch und evtl. noch Stationen südlich davon sind hier die Ausnahmen, da sie im Dezember aus Süden viel Schnee erhalten haben.
Die Erklärung für diese normalen Schneehöhen in höhergelegenen Stationen wurde im Artikel geliefert: Hier ist die Schnee-Akkulumation über einen längeren Zeitraum entscheidender als ein einzelnes extremes Ereignis.
Ich bitte Sie deshalb, den Abschnitt zu den Bergstationen im Artikel zu korrigieren.
Hallo Thomas,
Vielen Dank für Ihren Beitrag! Der Blog wurde nur geringfügig angepasst (vor allem die Höhenangabe 1000-2000 m ü. M. bei der SLF Karte.
Ansonsten weichen Ihre Zeilen ja nicht wirklich vom Inhalt des Blogs ab.
Die Schneemengen sind meist überdurchschnittlich, mit zunehmender Höhe weniger ausgeprägt, wie im Text beschrieben.
Aber auch die automatischen Stationen um/oberhalb 2500 Meter melden überdurchschnittliche Mengen, z.B. Tscheppa (2730m), Plang Bi (2495m), La Fuorcla (2325m) im Osten, Jostsee (2432m) oder Gandegg (2710m), Grand Cor (2602m) im Westen (Quelle SLF).
Freundliche Grüsse,
MeteoSchweiz
Danke für die klare Erklärung der tiefen Wolke! Und für die tollen Blogs jeden Tag!
Merci für die coole Wolkenaufnahme – schaut spektakulär aus!
Super ja, dies Wolke. Sie war auch auf der Webcam vom Mont Pèlerin sehr gut zu erkennen.
Da sieht man sogar, wie sie sich weiter aufbaut, während sie immer am selben Ort bleibt. Danke für den Hinweis! Leider ist um kurz vor elf dann die web cam unter der Schneelast eingeknickt. :-(