Schon wieder staubig
Erneut hat ein Schub mit Saharastaub den Alpenraum erreicht. Dazu wehte Föhn und es war ungewöhnlich mild. Der Föhn war ein Spezieller - wir schauen warum.

Wetterlage

Die Schweiz lag heute an der Westflanke von einem ausgeprägten Hochdruckgebiet mit Zentrum über Osteuropa. Mit einer mässigen südlichen Höhenströmung gelangte dabei weiterhin ausgesprochen milde und in den mittleren und unteren Schichten auch trockene Luft zu uns.
Diese war zudem mit Saharastaub angereichert, dies vor allem in den westlichen und südlichen Regionen. Der Föhn schwächte sich tagsüber allmählich ab, weil der Luftdruck auf der Alpennordseite im Tagesverlauf deutlich angestiegen ist.
Milde Nacht in den Föhntälern - flacher Kaltluftsee im Mittelland

In den Föhntälern blieben die Tiefsttemperaturen in der Nacht zum Teil zweistellig. Am mildesten war es dabei mit 13.6 Grad in Altdorf.
Demgegenüber bildete sich im Mittelland ein flacher Kaltluftsee mit negativen Temperaturen. Am Flughafen Zürich-Kloten (426 m) wurden dabei -2.7 Grad gemessen, nur gut 100 Meter höher waren es an der Station Zürich-Fluntern (556 m) bereits +3.3 Grad und auf der Lägern (845 m) +9.4 Grad.
Saharastaub und dichtere Wolkenfelder

Wie bereits seit einigen Tagen angekündigt, machte sich heute zunehmend Saharastaub in der Atmosphäre bemerkbar. Dies war insbesondere in der Westschweiz der Fall. Insgesamt ist die Trübung der Atmosphäre aber deutlich geringer ausgefallen wie beim letzten sehr markanten Ereignis am 6. Februar 2021.
Allerdings förderte der Staub die Wolkenbildung in den oberen Schichten der Atmosphäre. Wie gestern an dieser Stelle angesprochen, war dadurch die Sonnenscheindauer vor allem in der Westschweiz und zeitweise auch in den Alpen und im Süden deutlich reduziert. Im Süden war es zusätzlich recht dunstig. Am meisten Sonnenschein wurde heute in der Nordostschweiz registriert.
Weiterhin ungewöhnlich mild - Februarrekord in St. Gallen

Auch heute stiegen die Temperaturen verbreitet auf 11 bis 17, in den Föhnregionen bis 19 Grad. In St. Gallen wurde mit 18.0 Grad ein ein neuer Temperaturrekord für den Februar gemessen (Messung seit 1959). Auf der Vorarlberger Seite des Rheintals gab es in Bregenz und Dornbirn neue Februarrekorde. Hier wurden im Februar erstmals Werte von über 20 Grad erreicht.
In den Föhngebieten und in den Bergen liegen die Tagesmitteltemperaturen aktuell 8 bis 12 Grad über dem langjährigen Durchschnitt. Auch im Mittelland betragen die positiven Abweichungen, trotz des nächtlichen Kaltluftsees, 3 bis 4 Grad.
Damit ist die kurze Februar-Kältewelle längst wieder kompensiert und der Monat wird schweizweit mit einer deutlich positiven Temperaturabweichung von voraussichtlich rund 3 Grad enden.
Ein spezieller Föhn
Der Südföhn tritt in vielen verschiedenen Facetten auf. So gibt es beispielsweise Föhnfälle, an denen auch in den Föhnregionen die Sonne nicht scheint und von Süden sogar Niederschlag übergreift. In diesen Fällen reden wir von Dimmerföhn.
Zur anderen Seite des Spektrums gehört die aktuelle Föhnlage: Trotz Föhn wurde gestern auf der Alpensüdseite (und natürlich auch in den Föhntälern) vielerorts die maximal mögliche Sonnenscheindauer gemessen. Wie ist es möglich, dass während einer Föhnlage auf der Alpensüdseite die Sonne scheint? Steht doch in vielen Lehrbüchern geschrieben, dass es bei Föhn auf der Alpensüdseite regnet…

Quelle Satellitenbild: NASA/MODIS, https://wvs.earthdata.nasa.gov
Die Sache ist gar nicht so kompliziert: Wir haben es mit einer hochdruckbestimmten Föhnlage zu tun. Die Höhenströmung verläuft über dem Alpenraum in diesem Fall im Uhrzeigersinn (= in einer antizyklonalen Krümmung) und der Luftdruck ist vor allem in den oberen Schichten höher als im langjährigen Durchschnitt. Dadurch ist die Luftmasse auch im Süden relativ trocken und die föhntypische Staubewölkung fehlt.

Der hochdruckbestimmte Föhn ist der Beweis dafür, dass die in vielen Theoriebüchern beschriebene thermodynamische Föhntheorie unvollständig ist: Föhn funktioniert auch ohne Niederschläge auf der Alpensüdseite, und die Luftmasse in den Föhngebieten stammt meist nicht aus den unteren Luftschichten der Alpensüdseite. Sonst müssten wir nämlich im vorliegenden Fall auf beiden Seiten der Alpen in ähnlichen Höhen etwa dieselben Temperaturen messen, dem ist aber nicht so.

Das Spezielle am hochdruckbestimmten Föhn ist seine aussergewöhnliche Trockenheit. Beim klassischen Föhn liegt die relative Luftfeuchtigkeit in den Tälern meist im Bereich von 30 bis 40 Prozent, bei hochdruckbestimmtem Föhn kann diese auf 10 bis 20 Prozent sinken, im Extremfall auch tiefer. In Vaduz wurde am Sonntagmorgen beispielsweise eine relative Luftfeuchtigkeit von nur gerade 8.5% gemessen!
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Kommentare (12)
Ist dieser Saharastaub mit Smog zu vergleichen? D.h ist das als Luftverschmutzung anzusehen? Grüsse
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Hallo
Nein, der Staub ist mineralischen Ursprungs. Luftverschmutzung (Smog) sind Russ- und andere giftige Partikel aus Verbrennungen aller Art.
MfG MeteoSchweiz
Ich erlaube mir gleich zwei Fragen: Wieso bildete sich bei einer derart ausgeprägten nächtlichen Inversion (Kloten vs. Lägern) kein Nebel im Mittelland? Hing das mit den Wolkenfeldern bzw. dem Saharastaub zusammen? Und noch zum Föhn: wurde dieser nicht auch durch den Kaltluftsee in der Poebene verursacht? Falls ja, wäre das wohl ein ähnliches Phänomen wie der "Böhmische Wind", über den der DWD in seinem Artikel vom 22.2. schreibt. Danke im Voraus für die Antwort.
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Guten Tag
Verantwortlich dafür war in erster Linie die zu trockene Grundschicht. Weiter konnte sich Feuchtigkeit erst als Tau, dann als Reif ablagern (in Kloten sank der Taupunkt in der Nacht von 3° auf rund -3°). Die abgeschwächte Abstrahlung durch Saharastaub und die Wolkenfelder waren dann noch ein dritter Faktor, welcher eine allfällige Nebelbildung hinderte. Bezüglich des Föhns: Am vergangenen Samstag war es in der Tat eher ein Abfliessen der Kaltluft von der Alpensüdseite über den Alpenbogen, ähnlich wie beim von Ihnen erwähnten "Böhmischen Wind". Dazu mehr im Blog mit passendem Titel "Die Badewanne läuft über". Gestern spielte dieser Faktor wahrscheinlich eher eine untergeordnete Rolle, da die Temperaturunterschiede auf Kammhöhe nicht mehr so ausgeprägt waren wie noch am Samstag.
Guten Tag Werte Meteorologen - Ich habe eine Frage und eine Bemerkung. Frage: Sind die "Wellen" in der Abbildung "Höhenwetterkarte 500hPa" oberhalb von Carcasson (:-) in Südfrankreich gemessen, berechnet, von Meteorologen so gezeichnet, weil "etwas" aus der Atmosphärenphysik ein solche Verhalten erklärt oder die Hand von Meteorologe hat gezittert (:-)? Spass bei Seite: Sind die Pyrenee "schuld" für diese "Wellen"? Wie und woher entstehen sie? Jetzt die Bemerkung: Über den "Favonio" (als Tessiner bevorzüge ich die it. Bezeichnung) sollte man erwähnen, dass die Theorie des Föhns mit Regen, usw. erklärt in der CH öfter die Föhn-Situationen als in anderen Ländern; wenn ich richtig im Kopf habe, um die 60-70% der Fälle. Die Theorie des Föhn mit Regen nannte man als ich Jung war (ca. Jahr 1890) "Schweizer Föhn T.". Aber in A (südlich von Wien?) sind nur ca. 40% der Fälle (ich hoffe, dass es stimmt). Konkret 60% hat es Föhn, ohne, dass es Süd der A-Alpen regnet. Beste Grüsse, A. Lombardi
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Guten Tag,
Zur Frage: Die Karte wurde nicht vom Meteorologen gezeichnet, sondern vom Rechner... Aber Sie haben es gut beobachtet: Es dürfte sich hier tatsächlich im Schwerewellen handeln, welche sich - ausgelöst an den Pyrenäen - nach oben hin ausbreiten. Meist sieht man in solchen Fällen einen Knick in den Isohypsen (schwarze Linien auf der Karte). Warum in diesem Fall eine Wellenlinie entstanden ist, haben wir nicht näher untersucht.
Zu Ihrer Bemerkung: Das ist korrekt. Man spricht hier auch vom "Schweizer"-Föhn (mit Niederschlag auf der Luvseite) und vom "Österreicher"-Föhn (ohne Niederschlag auf der Luvseite). Eine sehr schöne Zusammenstellung zu diesem Thema finden Sie hier: http://www.wetteran.de/grundlagen/foehn
Mit freundlichen Grüssen, MeteoSchweiz
Ich hätte lieber kalt und kein Saharastaub🤔
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Ich auch...
Ich auch, und dazu viel Schnee bis in die Niederungen.
„Hochdruckbestimmter Föhn“: Das ist wohl sowas wie die „Santa Ana Condition“ in Südkalifornien, oder?
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Grüezi Herr Elmer,
Falls unsere kurze Recherche korrekt ist, gibt es keine klare und allgemein gültige Definition für den «Santa-Ana-Wind» bzw. was im Detail als «Santa-Ana-Wind-condition» bezeichnet wird. Daher ist die Frage nicht ganz einfach zu beantworten. Aber es scheint so, dass die Santa Ana Winde in erster Linie mit einem thermischen Föhn zu vergleichen sind, daher das klimatologische Maximum in den Wintermonaten (stärkeres Auskühlen der Hochebene im Vergleich zur kalifornischen Küste führt zu einem thermischen Gradienten). Dieser Fallwind kann natürlich zusätzlich noch von einem Höhenwind (möglichst senkrecht zum Gebirge) unterstützt sein, was zu noch höheren Windgeschwindigkeiten führt. Aber sicherlich gibt es je nach Region noch andere Arten bzw. Mischformen dieser Santa-Ana-Winde. Mit freundlichen Grüssen, MeteoSchweiz
Der Santa Ana Wind ist ein sogenannter "katabatischer" Fallwind: ein sich in Höhenlage befindlicher Kaltluftsee mit hohem Luftdruck fließt in tiefer umliegende Gebiete wo ein tieferer Luftdruck herrscht (Ausgleichmechanismus).
Zu den 'berühmtesten' katabatische Winde gehören der Mistral im Rhonetal, die Bora an der Adria, der Böhmwind in Ostbayern sowie in der Oberlausitz, Gletscherwinde im Allgemeinen - und dies besonders in der Anktartis wo sie bis 300km/h erreichen, usw...
Der Föhn, als Warmwind, gehört nicht zu diesen 'Gravitationswinde'.