Juli-Hitzewelle im Tessin: eine Bilanz
Die Schweiz erlebte im Juli eine intensive Hitzephase. Südlich der Alpen war es besonders heiss und es wurde sogar eine Hitzewarnung der Stufe 4 erreicht. Im Tessin startete die Hitzewelle am 14. Juli und ist nun zu Ende gegangen. Sie war eine der längsten und intensivsten, die es südlich der Alpen je gab. Wir richten den Blick daher speziell auf das Tessin und geben eine kurze klimatologische Einordnung dieser Hitzewelle.

Höchsttemperaturen im Tessin
Die nachstehende Tabelle (Abbildung 1) zeigt die Tageshöchsttemperaturen, die während der Hitzewelle im Tessin erreicht wurden. Der höchste Wert wurde am 22. Juli in Stabio mit 36,5 °C gemessen, was einen neuen Rekord für diese Station seit Beginn der Messungen 1981 darstellt. Bemerkenswert ist, dass am 25. Juli nochmals 36,4 °C erreicht wurden, der zweithöchste Wert dieser Station. Der bisherige Rekord vom 29. Juli 1983 mit 36,3 °C wurde damit gleich zweimal übertroffen.
Nennenswert sind auch die 32,8 °C in Poschiavo Robbia und die 35,1 °C in Magadino/Cadenazzo, die die viert- bzw. fünfthöchsten Werte an diesen Stationen seit Beginn der Messungen 1959 bzw. 1953 darstellen. Die Stationen Locarno Monti und Lugano, die die längsten Zeitreihen aufweisen, verzeichneten dagegen keine Werte, die zu den zehn höchsten gehören. Der in Biasca am 22. Juli gemessene Wert von 36,4 °C ist der zweithöchste für diese Station. Sie misst allerdings erst seit 2018.

Temperaturminima der Hitzewelle
Bei den Tagesminimumtemperaturen (Abbildung 2) wurden dagegen Werte gemessen, die lokal zu den zehn höchsten gehören, die jemals erfasst wurden. Sowohl in Lugano als auch in Locarno Monti fiel das Thermometer am 25. Juli nicht unter 23,7 °C, was den siebthöchsten Wert für Lugano (Messbeginn 1864) und den neunthöchsten für Locarno Monti (Messbeginn 1935) darstellt.

Luganos längste Hitzewelle
Die Dauer einer Hitzewelle entspricht der Anzahl der aufeinanderfolgenden Tage, an denen die Tagesdurchschnittstemperatur 25 °C oder mehr beträgt. Gemäss der Definition von MeteoSchweiz dauert eine Hitzewelle mindestens drei Tage, ansonsten spricht man von einer kurzen Hitzeperiode.
In Lugano dauerte die Hitzewelle im Juli 2022 14 Tage, der höchste Wert seit 1864 (Abbildung 3). Im Juli 2015 war die Hitzewelle jedoch nur einen Tag kürzer. In Locarno Monti hingegen dauerte die Hitzewelle 9 Tage, der vierthöchste Wert seit 1935, nach 2003 (14 Tage), 2015 (12 Tage) und 1945 (11 Tage).

Aufeinanderfolgende Hitzetage
Hitzetage sind Tage, an denen die Tageshöchsttemperatur 30 °C erreicht oder überschreitet. Während der soeben zu Ende gegangenen Hitzewelle gab es in Lugano 14 aufeinanderfolgende Hitzetage (Abbildung 4), in Locarno Monti 13. Für Lugano ist dies eine neue Höchstmarke seit Beginn der Messungen im Jahr 1864, für Locarno Monti der zweithöchste Wert seit 1935 und gleich hoch wie bei den Hitzewellen 2003 und 2015. Der Rekord in Locarno Monti liegt bei 18 Tagen im Jahr 2018. In Stabio wurden vom 5. bis 28. Juli sogar 24 Hitzetage in Folge verzeichnet.

Wärmste Woche seit Messbeginn
Die in Lugano an den sieben Tagen zwischen dem 16. und 22. Juli gemessene Durchschnittstemperatur betrug 27,6 °C (Abbildung 5), derselbe Wert wurde auch zwischen dem 17. und 23. Juli 2015 gemessen. Es ist die höchste wöchentliche Temperatur, die je in Lugano seit Beginn der Messungen im Jahr 1864 erfasst wurde.
Auch wenn die Durchschnittstemperatur über einen Zeitraum von 3, 5, 10 oder 14 Tagen betrachtet wird, verzeichnete die Hitzewelle im Juli 2022 Werte, die zu den drei höchsten seit Beginn der Messungen gehören.
Dies gilt nicht für die Station Locarno Monti, an der die Messungen 1935 begannen und die jüngste Hitzewelle an mehreren Tagen Durchschnittswerte zwischen dem dritt- und vierthöchsten Wert ergab.

Eine erste Bilanz
Die gerade zu Ende gegangene Hitzewelle war in Bezug auf die erreichten Spitzentemperaturen im Tessin nicht besonders aussergewöhnlich. Tatsächlich wurde nur ein neuer Temperaturrekord an der Station Stabio verzeichnet, an der die Messungen allerdings erst vor 41 Jahren begannen. Anders verhält es sich bei den Minimaltemperaturen, denn in Lugano und Locarno Monti, wo die Messungen 1864 bzw. 1935 begannen, wurden Werte verzeichnet, die zu den zehn höchsten gehören.
Das Besondere an der Hitzewelle war ihre Dauer und Intensität, gemessen an der durchschnittlichen Tagestemperatur. Die Hitzewelle im Juli war eine der längsten und intensivsten, die jemals südlich der Alpen gemessen wurde, vergleichbar nur mit den sehr heissen Temperaturen im Juli 2015 und August 2003. Für die Messstation Lugano war es sogar die längste jemals aufgezeichnete Hitzewelle.
Laut den Schweizer Klimaszenarien CH2018 haben wir in der gesamten Schweiz in Zukunft mit häufigeren, intensiveren und längeren Hitzeperioden und einer deutlich zunehmenden Hitzebelastung zu rechnen.
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Kommentare (5)
Grono und Poschiavo sind zwar auf der Alpensüdseite, gehören aber zum Kanton Graubünden und nicht zum Tessin. Der Titel des Blogs ist deshalb ungenau.
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Wenn ich das richtig sehe, hat doch Stabio heute mit dem 24. Hitzetag in Folge die alten Rekorde quasi pulverisiert. Wieso wird dieses unglaubliche Ereignis nicht einmal erwähnt?
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Guten Tag Mike,
Danke. Wir haben den Blog entsprechend ergänzt.
Freundliche Grüsse,
MeteoSchweiz
Liebes MeteoSchweiz-Team,
Vielen Dank für die wertvollen Inhalte.
Ich hätte da eine Frage bezüglich Erwärmung unserer Atmosphäre.
Ich bin letzthin auf die Zeitepoche des Maunderminimums 1654 - 1715 gestossen. Es scheint mir als hätte die Sonne mit ihren Schwankungen an Intensität einiges mit der Erwärmung und Abkühlung der Atmosphäre zu tun. Wenn man nun die Schwankungen in der heutigen Zeit betrachtet, so fällt auf, dass wir am Ende einer Sonnenperiode mit hoher Aktivität angelangt sind. Kann es sein, dass es in einigen Jahren wieder kühler wird?
Gibt es eurerseits bereits Blog-Beiträge zum Thema Sonne und deren Aktivität über lange Zeiträume (mehrere Jahrhunderte)?
Danke und Gruss,
Sebastian
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Guten Tag Sebastian,
Gemäss dem aktuellen Wissen wäre die globale Temperatur in den letzten Jahrzehnten mehr oder weniger stabil geblieben oder hätte sich periodisch sogar leicht abgekühlt, wenn nur die natürlichen Faktoren (z.B. Vulkane, Meeresströmungen, Sonnenaktivität) Einfluss hätten. Nur unter Einbezug der menschlichen Faktoren (zusätzliche Treibhausgase durch unsere Emissionen) zeigen die Berechnungen eine globale Erwärmung und die Zunahme von Klimaextremen, wie sie auch tatsächlich gemessen werden. Das ist der deutlich sichtbare Fussabdruck der menschlichen Klimabeeinflussung, wie er uns durch die umfangreichen Klimamodellierungen vor Augen geführt wird.
Mehr Informationen zum Einfluss der Sonne auf das Klimasystem finden Sie hier: https://www.meteoschweiz.admin.ch/home/klima/klima-weltweit.html
Freundliche Grüsse,
MeteoSchweiz