In den anderen Artikeln wurde bereits auf einige Hintergründe der Flugwetterprodukte, im Speziellen des TAFs hingewiesen, die dem Benutzer helfen, diese richtig zu interpretieren. Nach der Sichtweite und der Bewölkung werden nachfolgend Wind und Wetter thematisiert.
Wind und Wetter im TAF
(Artikel in der AeroRevue 04/2010 - Oliver Baer, Andreas Asch)
Der schöne Frühlingsanfang erlaubt uns einen ersten Flug zu Saisonbeginn nach Samedan. Nach der langen Winterpause bereiten wir uns besonders sorgfältig auf den Flug vor. Die Motorflugprognose verspricht ein paar wenige hohe Wolken, etwas Wind in den Alpentälern (mit leichten Turbulenzen) und keine wesentliche Änderung der Wettersituation. Auch das GAFOR unterstreicht dies mit «OOO» bis zum Mittag. Das TAF von Samedan sieht folgendermassen aus: 090825Z 0909/0918 03005KT 9999 FEW040=
TAF informiert über signifikante Änderungen

(Bild: Heinz Graf)
Der Flug führt uns das Rheintal hinauf nach Chur und weiter über den Albulapass ins Engadin. Bereits vor der Passhöhe bereiten wir uns auf den Anflug und die Landung in Samedan vor.

(Bild: Dani Buck)
Ausgehend vom Wind im letzten TAF nehmen wir an, dass die Piste 03 in Betrieb sein wird und wir mit einem leichten Sinkflug via Down-Wind anfliegen werden. Das ATIS empfangen wir erst nach dem Passübergang beim Einflug ins Engadin. Erstaunt stellen wir fest, dass der Wind aus 230 Grad mit 8 Knoten bläst. Nun sind wir aber leider zu hoch, um noch die Piste 21 zu erreichen und drehen eine Ehrenrunde um die Höhe abzubauen.
Wie bereits in früheren Beiträgen erwähnt, ist das TAF vor allem auf die IFR-Fliegerei und somit signifikante Wetteränderungen ausgerichtet. Was heisst das nun beim Wind? Änderungen der Windrichtung werden im TAF erst bekannt gegeben, wenn sie sich um mehr als 60 Grad ändert und die Windgeschwindigkeit vor oder nach der Änderung mindestens 10 Knoten beträgt. Änderungen der Windstärke werden im TAF angegeben, wenn diese mindestens 10 Knoten ausmacht.
Nach der Mittagspause begeben wir uns auf den Weg zum Flugzeug und bemerken, dass es Richtung Maloja etwas düster aussieht und in der Ferne ein leichter Regenschauer auszumachen ist. In der aktuellen Prognose für den Nachmittag wurden eine mittelhohe Wolkenschicht und die Möglichkeit von Regenschauern tatsächlich angegeben – nicht so im TAF für Samedan oder auch Zürich! Der leichte Regen (-RA) ist nämlich nicht signifikant und muss im TAF nicht erwähnt werden. Erst ab mässiger Intensität (RA, +RA) wird Niederschlag gemäss ICAO angegeben. Im Falle von vereisendem Niederschlag jedoch gilt auch «leicht» als signifikant.
Länderspezifische Unterschiede
Nach der Lektüre der drei Berichte zum Thema Flugwetterinformationen wird der Leser beim Interpretieren von aktuellen TAFs feststellen, dass in der Schweiz die Schwellwert - Regelung nicht immer streng umgesetzt wird.
So kann es durchaus vorkommen, dass ein Meteorologe mehr Informationen in ein TAF «verpackt », als es gemäss ICAO - Empfehlungen notwendig wäre. In anderen Ländern kann dies jedoch exakt nach Vorgaben angewendet werden!
Wind
Windrichtung: Änderungen werden nur angegeben, wenn der Wind um mehr als 60 Grad ändert, vorausgesetzt der mittlere Wind beträgt vor oder nach der Änderung mindestens 10 Knoten.
Windstärke: Änderungen werden nur angegeben, wenn die Windstärke um mindestens 10 Knoten (In LSZH bei 5 Knoten) ändert.
Wetter
Das Auftreten und jede Art der Änderung der Intensität wird angegeben, bei Niederschlag jedoch erst ab mässig. Als Ausnahme ist in der Schweiz zusätzlich auch leichter Schneefall (-SN) ein Grund für eine Änderungsgruppe. Das Ende eines Wetterphänomens wird mit NSW (nil significant weather) gekennzeichnet.
Unterschied zwischen TEMPO und BECMG
Die Unterscheidung TEMPO – BECMG ist nicht jedermann geläufig, daher nachfolgend nochmals die Unterschiede:
TEMPO: Zeitweilige Schwankungen eines oder mehrerer Wetterelemente von maximal einer Stunde pro Ereignis. Alle Änderungen zusammen dürfen nicht mehr als die Hälfte der Vorhersageperiode der Änderungsgruppe andauern.
BECMG: Gleichmässige oder ungleichmässige Änderung der entsprechenden Wetterelemente zu einem neuen Grundzustand. Bei einer Wetterbesserung kann der neue Wert erst am Ende der Vorhersageperiode als gegeben angenommen werden, bei einer Verschlechterung muss davon ausgegangen werden, dass der tiefere Wert schon ab Beginn der Vorhersageperiode eintritt.
Bezugshinweise für Flugwetterinformationen:
- flugwetter.de
- skybriefing.com
- Persönliche, telefonische Flugwetter-Beratung: 0900 162 737 (CHF 3.- + CHF 1.50/Min.)