Eine kurze Betrachtung der Tageshöchsttemperatur im Juni zeigt, dass die tiefsten Werte letzten Freitag, am letzten Tag des Monats, gemessen wurden. Die genaue Analyse der verfügbaren Werte zeigt aber ein komplexeres Bild mit einem überraschenden Schluss.
Die folgende Analyse wird anhand der Station Buchs durchgeführt. Sie liegt im Mittelland, in der Nähe von Aarau und ist einigermassen repräsentativ für die Analyse des Temperaturverlaufs auf der Alpennordseite.
Der Verlauf der Höchsttemperatur zeigt eine Schwankung zwischen 32 Grad am 18. und 21 Grad am 30. Juni. Somit stieg die Temperatur am letzten Tag des Monats knapp über der 20-Gradmarke, was für den Monat Juni ein sehr bescheidener Wert ist. Allerdings beträgt der kühlste Tageshöchstwert seit Beginn der Messungen in Buchs 9.5 Grad und wurde am 7. Juni 1986 gemessen.
Der Verlauf der Tiefstwerte jeweils am frühen Morgen zeigt ein Minimum von 8 Grad am 14. und einen Höchstwert von 17.9 Grad am 20. Juni. Der absolute Juni Minimum wurde in 2006 gemessen. Am 3. Juni lag die Temperatur am morgen früh bei 3.1 Grad.
Die Kombination zwischen Höchst- und Tiefstwerte liefert die Tagemitteltemperatur. Gemäss dieser Kurve war die Temperatur am 4. und 30. Juni am tiefsten mit 18.3 Grad. Somit sieht es so aus, dass beide Tage, nämlich 4. und 30. Juni, die kühlsten Tage in Juni 2023 waren.
Obschon die Datenanalyse und die Datenbasis einwandfrei und von hoher Qualität sind, überzeugt sie nicht wirklich. Zudem geben die Temperaturwerte nicht viel Information über die Empfindung dieser verschiedenen Tageswerte. Entscheidend für die Empfindung der Lufttemperatur sind weitere Faktoren wie der Wind oder die Luftfeuchtigkeit.
Bei der Analyse der Windverhältnisse zeigt sich kein besonders Muster, welches Erkenntnisse oder Hinweise für den Verlauf der Temperatur im vergangenen Monat liefert.
Der Verlauf der Feuchtigkeit dagegen liefert interessante Informationen. Die tiefste Luftfeuchtigkeit wurde nämlich am 14. Juni gemessen, am gleichen Tag wie das tiefste Tagesminimum des Monates. Diese Information ist auf dem Monatsverlauf des Dampfdrucks sichtbar. Der Dampfdruck zeigt wieviel Wasser dampf die Luft enthält. Dieser Wert ist auch ein Mass für die Luftmasse.
Gemäss der Dampfdruckkurve lag am 14. Juni eine trockene und verhältnismässig kühle Luftmasse auf der Alpennordseite, die um dem 11. Juni eingeflossen war. Der Meteoblog vom 12. Juni bestätigt den Verdacht und erklärt, dass die herrschende Luftmasse am dem 14. Juni polarer Herkunft war.
Somit dürfte der 14. Juni 2023 als der Tag betrachtet werden, an welchem die kühlste Temperatur empfunden wurde.
Interessanterweise passt der 14. Juni 2023 ziemlich gut in die Periode, in welcher die Schafskälte jeweils zu erwarten ist. Dieser letzte winterliche Kaltlufteinbruch tritt jeweils zwischen anfangs Juni und dem 20. Juni auf. Auch wenn die Auswirkung dieses letzten Aufbäumens winterlicher Verhältnisse in 2023 gering war, zeigen die Daten, dass diese Singularität an Aktualität nichts verloren hat.