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Wolken können den Wind verstärken

MeteoSchweiz-Blog | 28. Juni 2023
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Im Wetter finden Wechselwirkungen statt, welche sich über den ganzen Globus erstrecken. Eine Fehleinschätzung des Wetters für eine Region kann deshalb dazu führen, dass die Prognose für eine andere Region nicht mehr stimmt. Heute zum Beispiel war die Bewölkung am Morgen in der Ostschweiz dichter als erwartet, was in der Westschweiz für eine stärkere Bise sorgen könnte.

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Kleines kann grosse Auswirkungen haben. In Bern verpasst Daniel den Zug, lernt dadurch die sympathische Touristin Agnes kennen und bald schon zieht Daniel zu Agnes nach Schweden. Ein kleiner lokaler Effekt (jemand verpasst den Zug in Bern) führt somit dazu, dass sich in einem kleinen Dorf in Schweden plötzlich eine fremde Person niederlässt.

So ähnlich läuft dies auch beim Wetter ab. Eine kleine Veränderung an einem Ort kann anderswo grosse Auswirkungen haben. So spannend dies ist, so ärgerlich kann dies im Prognosedienst sein.

Wie stark wird die Bise?

Gerade heute Morgen haben wir in der Wetterzentrale diskutiert, ob dies heute der Fall sein könnte, wenn auch zugegeben nur in sehr harmloser Form. Im Osten der Schweiz waren die Wolken dichter als prognostiziert. Die Überlegung war nun folgende: In der Westschweiz scheint die Sonne wie vorhergesehen den ganzen Tag und heizt die Luft auf. Sollten sich nun die Wolken im Osten nur langsam auflösen, so würde es in der Ostschweiz etwas weniger warm werden als prognostiziert. Dadurch würde der Temperaturunterschied zwischen der Ost- und der Westschweiz grösser. Dies wiederum verursacht einen Druckunterschied zwischen den beiden Regionen. Kalte Luft ist dichter resp. «schwerer» als warme Luft. In der Ostschweiz würde der Druck somit grösser sein als im Westen, was dazu führt, dass die Luft von Ost nach West fliesst und im Mittelland die Bise weht. Je grösser der Temperaturunterschied, desto grösser wird der Druckunterschied und desto stärker weht auch der Wind.

Die Frage war nun also, wie stark die Bise wird. Je nachdem wären selbst am Genfersee die Windprognosen anzupassen, obwohl diese Region weit weg von den Wolken ist.

Wetter half uns

Wir entschieden uns, dass die Wolken sich rasch verziehen werden und der Effekt somit vernachlässigbar sein wird. Das Wetter war gleicher Meinung: Die Wolken lösten sich bald auf und in der Ostschweiz wurde es so warm wie erwartet. Dass im Mittelland dennoch die Bise wehte hatte damit zu tun, dass die Luftmasse im Osten aufgrund der Wetterlage grundsätzlich weniger warm war als im Westen. Selbst bei voller Besonnung wäre es deshalb im Osten nicht so warm geworden wie im Westen. Somit hatten wir sowieso mit einem gewissen Druckunterschied gerechnet. Es war einzig die Frage, ob dieser Druckunterschied wegen den Wolken grösser als erwartet würde. Da dies nicht der Fall war, wehte die Bise heute so stark wie vorhergesehen.

Auswirkungen könnten viel stärker sein

Heute spielte das Wetter mit und die Auswirkungen unserer kleinen Fehlprognose auf das Wetter war unbedeutend. In anderen Fällen können die Auswirkungen viel stärker sein. Bei einer Gewitterlage können unerwartete Wolkenfelder am Vormittag dazu führen, dass sich die Luft gerade knapp nicht stark genug erwärmt, um Gewitter auszulösen. Im Winterhalbjahr wiederum können solche unerwartete Wolken in der Nacht die Nebelbildung verhindern und das Wetter ist am Folgetag überraschend sonnig im Flachland.

Vor der Prognose immer den aktuellen Zustand kontrollieren

Weil kleine Abweichungen grossen Auswirkungen haben können, schauen wir in der Wetterzentrale immer zuerst auf das aktuelle Wetter, bevor wir uns den Modellen und den daraus abzuleitenden Prognosen widmen. Dies empfiehlt sich auch für den Alltag. Ist das Wetter anders als in der Prognose vorhergesehen, so ist bei den Prognosen Vorsicht geboten. In solchen Fällen lohnt es sich, in den nächsten Stunden nochmals den Wetterbericht anzuschauen, denn sowohl MeteorologInnen wie auch die Modelle bemerken die Abweichung und passen ihre Prognosen an.