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Ein Sturmtief mitten im Sommer

MeteoSchweiz-Blog | 04. Juli 2023
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Zur Wochenmitte entwickelt sich über Mitteleuropa ein für die Jahreszeit aussergewöhnlich kräftiges Sturmtief namens «Poly». Es erinnert an rege Tiefdruckaktivität im Winterhalbjahr und trifft am Mittwoch mit seinem Sturmfeld vor allem den Norden Deutschlands, streift aber auch die Schweiz. Hinter dem Tief macht sich bis zum Wochenende zunehmend heisse Luft aus Südwesteuropa auf den Weg zu den Alpen.

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Sturmtief ante portas

In einer kräftigen Westströmung kommt in den nächsten Stunden über West- und Mitteleuropa eine markante Tiefdruckentwicklung in Gang. Ab Dienstagabend setzt auf der Vorderseite eines scharf gekrümmten Höhentroges Druckfall ein und über Südengland entwickelt sich im Bodenfeld ein abgeschlossenes Randtief. Es verlagert sich unter Verstärkung bis zum Mittwoch ostwärts zur Deutschen Bucht und nach Norddeutschland, sein Kerndruck sinkt unter 1000 hPa. Dies ist nicht rekordverdächtig, aber für die Jahreszeit sehr aussergewöhnlich.

Sturmböen in Aussicht

Am Südrand des Tiefkerns drängen sich viele Isobaren, dementsprechend ist der Luftdruckunterschied gross und wird in Form von Wind ausgeglichen. Die Prognosemodelle modellieren in Teilen der Niederlande sowie in Nordwest- und Norddeutschland Sturmböen von lokal deutlich über 100 km/h. Das ist für Anfang Juli sehr aussergewöhnlich und vor allem bei belaubter Vegetation auch schadenträchtig. Die Schweiz wird nur am Rande betroffen sein. Allerdings frischt auch bei uns der West- bis Nordwestwind spürbar, auf den Alpengipfeln zeitweise stark auf.

Wie aussergewöhnlich das Windereignis bei unseren nördlichen Nachbarn ist, zeigt der Extreme-Forecast-Index (EFI) des ECMWF, hier gezeigt für die erwarteten Windböen.

  • Je röter die Einfärbung, desto aussergewöhnlicher das Ereignis im Vergleich zur Modellklimatologie
  • Je weiter innerhalb der schwarzen Isolinien, desto robuster das Modellsignal.

Vermehrt Schauer und Gewitter

Bereits in der Nacht zum Dienstag entluden sich ganz im Süden der Schweiz – im Sottoceneri – sowie in der angrenzenden Lombardei kräftige Gewitter. Auf dem Monte Generoso fielen in wenigen Stunden knapp 80 mm Niederschlag.

Auf der Alpennordseite hielt sich die Schaueraktivität zunächst in Grenzen. Dies dürfte sich mit Annäherung des Tiefs und dessen Kaltfront in den nächsten Stunden ändern. Gegen Dienstagabend und in der Nacht zum Mittwoch sind auch nördlich der Alpen gebietsweise Schauer und Gewitter zu erwarten. Tagsüber bleibt es dann leicht wechselhaft und mit rund 22 Grad nur mässig warm für die Jahreszeit.

Danach sehr warm bis zunehmend heiss

Hinter dem kräftigen Tief dreht die Strömung ab Donnerstag auf Südwest. Damit wird der Weg frei für sehr warme bis zunehmend heisse Luft aus Südwesteuropa. Der Temperaturanstieg ist in der Ensemble-Prognose für Basel eindeutig zu erkennen. Die Luftmassentemperatur in etwa 1500 Meter Höhe kennt bis zum Wochenende nur eine Richtung. So sicher der Weg in die wärmere Wetterphase ist, so unsicher scheint der Weg heraus zu einer eventuellen Abkühlung. Die einzelnen Vorhersage-Member fächern ab Sonntag deutlich auf, mit anderen Worten ist die Wetterprognose ab hier noch äusserst unsicher.