Keine Prognose ist zuverlässiger als diese: Sobald sich der November dem Ende zuneigt, erhalten wir auf der Wetterzentrale Anfragen, ob wir schon etwas über das Weihnachtswetter sagen können. Die Antwort auf diese brennende Frage ist in diesem Jahr dieselbe wie letztes Jahr.
Flocken tanzen sacht vom Himmel, die Bäume sind dick verschneit und drinnen bestaunen Gross und Klein andächtig das warme Licht des reich dekorierten Weihnachtsbaums. In den meisten Jahren verpfuscht im Flachland das Wetter zwar dieses Bild, aber hoffen und träumen darf man dennoch, denn ab und zu sind Weihnachten tatsächlich weiss. Die Frage ist nur, ab wann man sicher sein kann, wie das Wetter sein wird.
Wer einen Meteorologen vor Mitte Dezember bezüglich weisser Weihnachten fragt, wird eine Antwort kriegen, die nichts mit der kommenden Weihnacht zu tun hat, sondern mit den vergangenen. Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Prognosen der Wettermodelle nämlich noch so unsicher, dass ein Blick in die Vergangenheit oft aufschlussreicher ist als der Blick nach vorne. Eine solcher Rückblick für verschiedene Ortschaften der Schweiz finden Sie in unserer Rubrik «Wetter und Klima von A bis Z».
Will man jedoch «wider besseren Wissens» dennoch schon vor Mitte Dezember in die Zukunft schauen, dann stehen erste grobe Trends auf Wochenbasis zur Verfügung. Prognosen auf den Tag genau wären zu diesem Zeitpunkt dagegen noch reines Kaffeesatzlesen. Nimmt man die Prognosen des Europäisches Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage als Basis, dann ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die Periode um Weihnachten 2023 zu warm ausfallen. Selbst wenn dies eintreffen würde, schliesst dies einzelne kalte Tage nicht aus. Diese Prognose lässt zwar stark auf grüne Weihnachten schliessen, Schnee ist aber noch nicht vom Tisch.
Die Frage, ab wann für Weihnachten eine genaue Prognose möglich ist, kann so nicht beantwortet werden. Dazu müsste zuerst definiert werden, was unter «genau» verstanden wird (sind beispielsweise 2 Grad daneben noch genau?). Des Weiteren kommt dazu, dass die Prognoseunsicherheit je nach Parameter verschieden ist. So kann es sein, dass die Prognose der Temperatur recht sicher ist, während die des Niederschlags noch vage bleibt. Aber selbst wenn dies alles definiert ist, ist die Frage noch nicht geklärt, denn die Prognosequalität hängt von der Wetterlage ab. Ist die Wetterlage «blockiert», dann sind manchmal bis zu einer Woche im Voraus recht zuverlässige Prognosen möglich. Liegt die Schweiz aber z.B. in der Nähe der Polarfront, also der Grenze zwischen milder und kalter Luft, dann nimmt die Prognoseunsicherheit mit zunehmendem Zeithorizont oft rasch zu. In solchen Lagen kann manchmal selbst kurz vor Weihnachten noch nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob es schneien wird.
Aus wissenschaftlicher Sicht kann man also nur die Augen rollen, wenn schon wieder viel zu früh die Frage kommt, ob es nun weisse Weihnachten gibt. Der Autor dieser Zeilen gibt aber zu, dass er sich auch bereits vor Mitte Dezember Modellberechnungen für Weihnachten zu Gemüte führt, im Wissen um die Nutzlosigkeit des Unterfangens. Aber es ist wohl ein wenig wie beim Lotto spielen: Berechnet das Modell eine rechte Ladung Schnee, dann kann man vom «grossen Gewinn» träumen, entgegen dem besseren Wissen, dass man sehr wahrscheinlich leer ausgeht.
Aus diesem Grund kann es der Autor den Leuten nicht ganz verübeln, wenn sie jedes Jahr viel zu früh mit der gleichen Frage kommen. Er wird einfach wie jedes Jahr die gleiche Antwort geben.