Die Prognosen von gestern deuteten auf einen starken geomagnetischen Sturm hin, mit der Möglichkeit von deutlich sichtbarem Polarlicht bis weit nach Mitteleuropa. Wie im gestrigen Blog erwähnt, muss eine Sonneneruption (CME) genau in Richtung Erde stattfinden. Nach den Prognosen sah es gestern so aus, doch nach Einschätzung des Space Weather Prediction Center (NOAA) traf die CME heute Morgen nur mit einem streifenden Randbereich ein. Und deswegen gab es in der Schweiz keine Polarlichter zu beobachten.
Eine Sonneneruption ist kein kompakter „Ball“, der geradeaus fliegt, sondern eine riesige, unregelmässige Wolke aus Plasma. Sie breitet sich kegelförmig aus, dehnt sich unterwegs aus und verändert ihre Form. Von der Erde aus können wir diese Wolke nur von der Seite beobachten – wie ein Schattenbild – und wissen daher nie genau, ob die dichte Mitte der Wolke oder nur ein dünner Randbereich auf uns zielt. Schon kleine Fehler im Abflugwinkel bedeuten, dass die CME die Erde leicht verfehlt. Dazu kommt: Zwischen Sonne und Erde gibt es kaum Messpunkte. Erst wenn die Wolke den Messsatelliten erreicht, wissen wir sicher, wie stark sie wirklich ist, und da bleiben oft nur noch 30–60 Minuten Vorwarnzeit.
Ganz anders sieht es beim irdischen Wetter aus: Ein dichtes Messnetz aus Bodenstationen, Wetterballons, Flugzeugen und Satelliten erfasst den Zustand der Atmosphäre global und rund um die Uhr. Dadurch sind die Ausgangsdaten für die Modelle viel präziser, und die Prognosen entsprechend zuverlässiger. Zum Vergleich: Bei Tiefdruckgebieten liegt der Timingfehler moderner numerischer Wettermodelle für eine Vorhersage zwei Tage im Voraus oft nur bei rund zwei bis drei Stunden. Bei CMEs hingegen beträgt er typischerweise rund zehn bis zwölf Stunden, also ein Vielfaches. Schauen wir uns die aktuelle Wetterlage und die Prognosen für die nächsten Tage an.
Die Schweiz liegt heute in einer ausgeprägten Südwestströmung, welche für die Jahreszeit sehr warme Luft zur Schweiz transportiert. Im Satellitenbild erkennen wir zudem eine markante Saharastaubwolke über den Balearen, welche auf dem Weg zur Schweiz ist und wahrscheinlich vorübergehend eine deutliche Sichttrübung mit sich bringen wird.

In der Radiosondierung von Payerne der letzten Nacht ist die warme Luft gut erkennbar; die 850-hPa-Temperatur (dies entspricht etwa 1500 m Höhe) von 15.1 Grad war die fünftwärmste je gemessene 850-hPa-Temperatur im Monat November in Payerne. Eine gute Ausgangslage für Temperaturrekorde tagsüber.

Während des Schreibens dieses Blogs wurde mit 23.5 Grad der Novemberrekord für Delémont gebrochen; auch in Rünenberg wurde der Novemberrekord mit 22.0 Grad übertroffen. Da wir noch auf die übliche Qualitätskontrolle warten, sind diese Werte im Moment provisorisch, sie scheinen aber plausibel.
Der sich nähernde Trog führt zu einem Südüberdruck im Alpenraum, und daraus folgend verstärkt sich der Föhn in den Bergen bis am Freitag. Dadurch kommen Morgen auch in den Föhntälern die bisherigen Rekordwerte in Reichweite.
Am Montag erreicht vom Norden her kühlere Luft die Schweiz und die Schneefallgrenze sinkt mit nachlassenden Niederschlägen auf etwa 1000 Meter. Danach ist die Entwicklung unsicher, aber mit etwa 80% Wahrscheinlichkeit wird die Temperatur auf 850 hPa nächste Woche am Freitag unter –4 Grad liegen. Dazu werden weitere Niederschläge berechnet.

Ab Donnerstag gelangt vom Norden her eine kalte und labil geschichtete Luftmasse zur Schweiz. Die Frage ist, ob dieser Luftmasse genügend feucht ist um Schneeschauer zu bringen. Gemäss dem IFS-Modell gibt es am Donnerstag und Freitag tatsächlich eine beträchtliche Chance auf Schneeschauer bis in tiefe Lagen. In der untenstehenden Abbildung ist dies zu sehen, allerdings sollte man beachten, dass diese Karte nur aussagt, wie viel Schnee fällt – nicht, wie viel davon liegen bleibt. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
