Inhaltsbereich

180

MeteoSchweiz-Blog | 15. Oktober 2022
7 Kommentare

Was könnte wohl heute das Thema in diesem Blog sein? Geht’s etwa um eine neue Hollywood-Comicverfilmung aus Sparta (180 Sekunden bis zum Sonnenuntergang) oder besprechen wir das flatterhafte Gemüt des Monats Oktober in Sachen Temperatur (180°-Wendung)? Zeigen wir ganz exklusiv erste Auszüge aus dem brandneuen Chuekalender 2023 (Die schönsten 180 Chuefüdlis) oder stellt der Blogger etwa seine Autobiografie vor («Meine 180 schlimmsten Fehlprognosen»)? Raten Sie jetzt…1, 2, 3 oder 4?

  • Wetter

Fussbereich

Top Bar Navigation

Alle Schweizer BundesbehördenAlle Schweizer Bundesbehörden

Spannung hochhalten

Um die sorgfältig aufgebaute Spannung nicht allzu früh zu lösen, besprechen wir doch zunächst das heutige Wetter. Wenn Sie es gar nicht mehr aushalten, gehen Sie auf direktem Weg zum zweiten Teil des Blogs!

Im Warmsektor

Der Alpenraum lag heute am südlichen Rand eines umfangreichen Tiefs mit Zentrum nordwestlich der Britischen Inseln. Hinter einer aktiven Warmfront floss heute mit einer kräftigen westlichen Höhenströmung milde und allmählich weniger feuchte Luft vom Atlantik zu uns.

Hohe Niederschlagsmengen am Schwarzwald

Mit der Warmfront fiel in der Nacht insbesondere auf der Alpennordseite häufig und stellenweise ergiebig Niederschlag. Wie erwartet fiel in der Schwarzwaldregion am meisten Niederschlag (50-90 mm). Aber auch am angrenzenden Nordrand der Schweiz waren es noch rund 20 bis 30 mm. Die Schneefallgrenze lag bei rund 3000 Metern. Hintergründe zum hohen Feuchtigkeitsgehalt der Luft können Sie im Blog von gestern nachlesen unter folgendem Link (Atmosphärische Flüsse).

Viel(fältige) Bewölkung

Auch wenn wir knapp südlich der Frontalzone zu liegen kamen, fiel heute Vormittag stellenweise noch wenig Niederschlag. Ausserdem wurde auch viel Feuchtigkeit in Form von mittelhoher und hoher Bewölkung zu uns abgeschwemmt. Vor allem im Engadin und Wallis konnte man auch tiefe, hochnebelartige Bewölkung beobachten, im Tessin Dunst- oder Nebelfelder. Und am Nachmittag zeigten sich auch noch einige flache Quellwolken. Es gab also viel zu sehen am Schweizer Himmel.

Wellig

Vielfältig zeigte sich die Bewölkung nicht nur im Vorkommen der verschiedenen Wolken-Stockwerke, sondern auch bezüglich ihrer Form. Nördlich des Alpenkamms konnte man schön die Wellenstruktur der gefangenen Leewellen sehen (siehe Satellitenfilm unten), südlich des Alpenhauptkamms wurden hochreichende Wellen durch stationäre Cirrenbewölkung sichtbar (siehe Satellitenfilm Europa oben, südlich des Tessins/Wallis).

Windig und mild

Mit dem vor allem in erhöhten Lagen weiterhin starken West-/Südwestwind wurde es erneut sehr mild. In den Niederungen erreichten die Temperaturen Werte von rund 20 Grad. Aber auch die Taupunkte waren mit 12 bis 15 Grad beachtlich hoch. Die Sonnenscheindauer fiel vor allem in den Voralpen und Alpen doch geringer aus, als gestern Nachmittag noch vorhergesagt (neuer Stoff für die Autobiografie).

180 Grad - Wendung

Mit dem Titel ist die Katze aus dem Sack! Es geht weder um Kühe noch um verzweifelte (Wetter-)Frösche. Überraschenderweise thematisieren wir noch kurz die Temperaturentwicklung der bisherigen Oktobertage.

Streng genommen zeigte sich nur der 1. Oktober deutlich und verbreitet unterkühlt. In der Folge dominierten aber deutlich zu milde Tage. Im Vergleich zur Normperiode (1991-2020) lag die Abweichung der Mitteltemperatur häufig bei 1-5 Grad.

Alles in allem steuern wir auf einen aussergewöhnlich milden Oktober zu. Nach dem oben erwähnten Kaltstart überschritt man schnell das Mittel und erreichte gegen Monatsmitte bereits das 84%-Quantil. (Das bedeutet, über 80% der Monate Oktober seit Messbeginn waren kühler als der bisherige Oktober).

Und nach aktuellen Modellvorhersagen dürfte es in diesem Stil weitergehen. Bis Mitte nächster Woche verbleiben wir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in zu milden Verhältnissen. Sogar der wärmste oder zweitwärmste Oktober seit Messbeginn ist mehr als nur möglich. Zu weit wollen wir uns aber an dieser Stelle trotzdem nicht aus dem Fenster lehnen. In unserem Klimablog am Monatsende werden Sie bestimmt erfahren, ob schlussendlich neue Rekorde aufgestellt wurden.