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Farbspektakel

MeteoSchweiz-Blog | 18. Oktober 2022
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Weil Wolkenfelder einer Kaltfront die nächtliche Nebelbildung störten, kam heute die Sonne vor allem im Mittelland rascher zum Einsatz als am Vortag. Sie sorgte in der ganzen Schweiz wiederum für leuchtende Herbstfarben. Der Oktober ist aber nicht nur ein Monat der Farbspektakel (u.a. mit der Blattverfärbung), sondern auch ein Erntemonat (was u.a. Frechdachse anlockt).

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Mehrheitlich hochdruckbestimmt

Auch heute lag der Alpenraum am Rande eines Hochdruckgebietes mit Zentrum über Südosteuropa in einer südwestlichen Höhenströmung. Diese führte von Nordwestafrika her und über Spanien hinweg wiederum sehr milde Subtropenluft zu uns; wegen eines kleinen durchziehenden Höhentroges war die Luftmasse aber vorübergehend etwas feuchter und instabil geschichtet. Dahinter wölbte sich tagsüber wieder ein Höhenrücken auf, welcher für eine Stabilisierung und Abtrocknung der Luft sorgte. Im Bodenfeld begann sich dann allmählich ein Hoch vom Nordmeer her bis nach Mitteleuropa auszudehnen. Dieses sorgt in der Folge für eine Bisenströmung, welche am Mittwoch unser Wetter bestimmt.

Nächtliche Bewölkung und Schauer

Eine vom Tief mit Kern über Nordskandinavien gesteuerte Kaltfront zog in der Nacht über Frankreich und Deutschland. Auf ihrer Vorderseite wurden – von den meisten wohl unbemerkt - ausgedehnte mittelhohe Wolken in Form von Altocumulus-Feldern von West nach Ost über die Alpennordseite und die Alpen geführt. Vereinzelt gab es sogar Schauer; diese zogen vom Unterwallis über das östliche Berner Oberland bis in die Zentralschweiz und schwächten sich in der Folge ab. In den erwähnten Gebieten wurde lokal auch etwas Regen registriert.

Am Morgen zogen diese nächtlichen Wolkenfelder ostwärts ab. Es folgte eine grössere Wolkenlücke mit Sonnenschein, dahinter von Westen her ein zweiter Schub feuchterer Luft, abgeschwemmt von den konvektiven Entwicklungen über Frankreich. Dieser feuchte Schub reduzierte vor allem in der Westschweiz die Einstrahlung. Die Wolken lösten sich aber mehrheitlich auf und kamen kaum mehr ostwärts voran.

Gestörte Nebelbildung

Die nächtlichen Wolkenfelder hatten den positiven Effekt, dass sich wegen der verminderten Abstrahlung im Vergleich zur Vornacht nur wenig Nebel bilden konnte. Während er sich im Zürcher Unterland und dem Rhein entlang im Laufe des Vormittags auflöste, liess er sich im westlichen Bodenseeraum bis am Mittag Zeit.

Ruhiger und sehr milder Herbstnachmittag

Die in den mittleren Schichten zwischen 1500 und 5000 Metern labilere Luftmasse hatte zur Folge, dass sich am Nachmittag Quellwolken bilden konnten, insbesondere über dem Jura und den Alpen. Diese blieben aber eher flach und lösten keine Schauer aus. Auch die restlichen Wolkenfelder vermochten die Sonneneinstrahlung nicht mehr wesentlich einzuschränken.

Der mehrheitlich sonnige Nachmittag führte nochmals zu sehr milden Temperaturen für die Jahreszeit. Die herangeführte Luftmasse war zwar etwas weniger warm als am Vortag, aber die aufgrund der nächtlichen Bewölkung höheren Minima mit 9 bis 14 Grad im Flachland vermochten dies in etwa zu kompensieren. So wurden am Nachmittag erneut Höchstwerte von 20 bis 24 Grad erreicht.

Farbspektakel im Herbst

Wenn schon das Wettergeschehen heute wenig Spektakuläres bot, gibt es dafür in der Natur aktuell ein Farbspektakel zu bewundern. Insbesondere die Blätter der Laubbäume sowie die Nadeln der Lärchen haben sich verfärbt, da die Tage kürzer geworden und die Temperaturen zeitweise schon zurückgegangen sind. Weil die Bäume mit weniger Licht kaum mehr Photosynthese betreiben können, wird das Chlorophyll in den Blättern abgebaut und die gelben, orangen und roten Farbstoffe kommen zum Vorschein, bevor später die Blätter bzw. Nadeln abfallen.

Frühe Fruchtreife

Das warme Sommerhalbjahr führte einerseits dazu, dass im Spätsommer und Herbst viele Früchte sehr früh reif waren: von 10 Tagen bei den Vogelbeeren bis zu 4 Wochen früher als im Mittel von 1991-2020 bei den Weintrauben (an den Stationen des phänologischen Beobachtungsnetzes von MeteoSchweiz), sodass beispielsweise die Traubenlese früher angesetzt werden musste. Andererseits zeigt die Laubverfärbung aber bis Mitte Oktober keine oder nur gebietsweise eine schwache Tendenz zur Verfrühung gegenüber dem langjährigen Mittel. Denn die Blattverfärbung wird in erster Linie von der Tageslänge gesteuert.

An der frühen Fruchtreife haben auch Langfinger bzw. Langnasen und Strauchdiebe ihre Freude: