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Unten Herbst, oben Spätsommer
MeteoSchweiz-Blog | 12. Oktober 2022
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Mit dieser prägnanten Schlagzeile begann unser Frühdienstmeteorologie die vormittägliche Einführung der Tagdienste in die heutige Wetterlage. Als Hauptverursacher dieser illustren Wetterlage fungierten ein Hoch mit Kern über Polen und ein schwach ausgeprägter Höhentrog über den Alpen. Wer wo das Sagen hatte erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.

Blick von der Rigi Scheidegg über den Hochnebel hinweg nach Süden, wo bereits am Vormittag Quellwolken in die Höhe wachsen. Quelle: https://rigibahnen.roundshot.com/scheidegg/#/
Blick von der Rigi Scheidegg über den Hochnebel hinweg nach Süden, wo bereits am Vormittag Quellwolken in die Höhe wachsen. Quelle: https://rigibahnen.roundshot.com/scheidegg/#/
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Eine etwas andere Wetteranalyse

Kulinarische Wetteranalyse unseres Frühdienstes (siehe https://twitter.com/meteoschweiz/status/1580091699954880513). Wir erkennen ein Hoch über Polen und eine in Auflösung begriffene Luftmassengrenze über den Alpen.
Kulinarische Wetteranalyse unseres Frühdienstes (siehe https://twitter.com/meteoschweiz/status/1580091699954880513). Wir erkennen ein Hoch über Polen und eine in Auflösung begriffene Luftmassengrenze über den Alpen.

Nachts wenig Niederschlag, im Norden verbreitet Hochnebelbildung

Eingebettet in eine mässige westliche Höhenströmung erfasste im Verlauf der vergangenen Nacht eine schwach aktive Luftmassengrenze die Schweiz. Die damit verbundene Niederschlagsaktivität war gering und beschränkte sich mehrheitlich auf die Alpen.

Dahinter lockerte auf der Alpennordseite bereits gestern Abend die Bewölkung wieder auf. Im Zusammenspiel zwischen nächtlicher Abstrahlung und einer Bisenströmung wurde Hochnebel einerseits vor Ort gebildet bzw. von Süddeutschland her zur Schweiz geführt. Mit der aber nur schwachen Bisenströmung war die Hochnebelbildung vor Ort der dominierende Effekt. Das Resultat war auf alle Fälle eindrücklich:

Weite Teile der Alpennordseite lagen unter dichtem Hochnebel, dessen Obergrenze auf rund 1300 Metern lag. Nördlich des Juras war die Hochnebelobergrenze mit rund 800 Metern etwas tiefer angesiedelt. Nicht vom Hochnebel verschont blieben teils die Alpentäler: Im Berner Oberland reichte der Hochnebel bis zum Brienzersee, das Rheintal war bis rund um Chur geflutet.

Im Norden mit Hochnebel oft herbstlich

Tagsüber dominierte auf der Alpennordseite der herbstlich anmutende Einfluss des Hochs mit Schwerpunkt über Polen. Ungewöhnlich für dieses «herbstliche Ambiente» waren die mit 10 bis 12 Grad sehr hohen Taupunkte unter dem Hochnebel.

Am Vormittag hielt sich der Hochnebel über dem Flachland hartnäckig und für die Sonne gab es kaum ein Durchkommen. In den Alpentälern fand ab Mitte Vormittag bereits eine Auflösung statt. Im Verlauf des Nachmittags lockerte sich der Hochnebel im Flachland erst im Westen, mit etwas Verzögerung auch in den zentralen Landesteilen auf.

Blick von der Tête de Ran um 12:50 Uhr (links La Chaux-de-Fonds, rechts geht der Blick nach Nordosten Richtung Mittelland). Während sich über dem Jura bereits flache Quellwolken entwickelten hält sich über dem Val de Ruz und dem angrenzenden Mittelland noch der Hochnebel. Quelle: https://tete-de-ran.roundshot.com/#/
Blick von der Tête de Ran um 12:50 Uhr (links La Chaux-de-Fonds, rechts geht der Blick nach Nordosten Richtung Mittelland). Während sich über dem Jura bereits flache Quellwolken entwickelten hält sich über dem Val de Ruz und dem angrenzenden Mittelland noch der Hochnebel. Quelle: https://tete-de-ran.roundshot.com/#/

Viel Quellbewölkung in den Alpen

In den Alpen und auf der Alpensüdseite war das Wettergeschehen massgeblich von einem schwachen, vom Ostseeraum bis zu den Alpen reichenden Trog dominiert. Mit einer schwachen südwestlichen Höhenströmung floss feuchte und zwischen 1500 und 3000 Metern sehr labile Mittelmeerluft zu den Alpen und zur Alpensüdseite. Entsprechend stellte sich zwischen den zahlreichen Quellwolken nur ein zeitweise sonniger Wettercharakter ein.

Im Verlauf des Nachmittages entluden sich über den Bergen lokale schwache Schauer. Zu Gewittern reichte es wegen einer oberhalb von 3000 Metern wieder stabileren Luftschichtung nicht, weshalb die eingangs verwendete Schlagzeile «Spätsommer» durchaus treffend war.

Die 12 UTC (14 MESZ) Radiosondierung in Payerne zeigt sehr anschaulich die Verhältnisse in der Atmosphäre auf der Alpennordseite: Unterhalb von rund 1300 Metern finden wir die gesättigte Zone mit dem Hochnebel. Oberhalb der Inversion ist die Atmosphäre bis auf rund 3000 Meter labil geschichtet, darüber wird es wieder stabiler (die Temperaturkurve ist mehr nach rechts gerichtet). Spätestens jene Inversion auf 4000 Meter verhindert ein weiteres Vertikalwachstum der Quellbewölkung.

Auf der Alpensüdseite (Radiosondierung hier nicht gezeigt) war die Atmosphäre heute bis gegen rund 5500 Meter labil, zu Gewittern reichte es auch hier nicht.

12 UTC Radiosondierung in Payerne
12 UTC Radiosondierung in Payerne

Nur vereinzelt über 20 Grad

In Sion war es heute mit 21.4 Grad am wärmsten. In den Niederungen des Tessins wurde die 20-Gradmarke ebenfalls teils übertroffen. Im Norden war es unter dem Dauergrau im Osten nur 15 Grad warm, während es gegen Westen mit nachmittäglichem Sonnenschein rund 18 Grad warm wurde.