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Warme Oktobernächte

MeteoSchweiz-Blog | 16. Oktober 2022
7 Kommentare

Im Blog von gestern wurde bereits auf das derzeit warme Oktoberwetter aufmerksam gemacht. Grund dafür sind nicht nur überdurchschnittlich hohe Tagestemperaturen, sondern auch die milden Nächte. Wir gehen der warmen Witterung etwas auf den Grund.

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Südwestströmung

Die Grosswetterlage ist aktuell eindeutig auf eine Südwestwetterlage getrimmt. Zwischen kräftigen Tiefdruckgebieten über dem Atlantik sowie hohem Luftdruck über Südosteuropa hat sich eine mehr oder weniger glatte Südwestströmung über Mitteleuropa und dem Alpenraum eingestellt.

Da die Höhenströmung ziemlich geradlinig ohne nennenswerte Hebungsgebiete über unseren Köpfen verläuft, zeigte sich das Wetter am Sonntag nach Auflösung von lokalem Morgennebel freundlich und trocken. Über den Alpen sorgte die Südwestströmung für etwas Föhn. Dekorative Wolkenfelder stammten von Frontensystemen nordwestlich der Schweiz, welche nahezu parallel zur Höhenströmung ausgerichtet kaum nach Osten oder Südosten vorankamen. Sie streiften die Alpennordseite vor allem in den Morgenstunden in einer Höhe von 4.5 bis 5 Kilometern und sorgten teilweise für einen farbenfrohen Sonnenaufgang. Dagegen war die Alpensüdseite und ein Teil des Oberengadins in der ersten Tageshälfte mit Feuchtigkeit aus den Regionen Piemont und Lombardei zugestaut.

Warme Tage,…

Die anhaltende Südwestströmung führt ausgesprochen warme Luft aus subtropischen Gefilden nordostwärts nach Frankreich, Deutschland, zur Schweiz und bis nach Polen und zum Baltikum. Den Warmluftvorstoss kann man gut am Extreme-Forecast-Index (EFI) des ECMWF für die Mitteltemperatur erkennen. In den orange und vor allem rot eingefärbten Regionen steigt die vorhergesagte Temperatur in den Bereich der klimatologisch zu erwartenden Extremwerte. Innerhalb der schwarzen Umrandung ist das prognostizierte Temperatursignal ausserdem ziemlich robust.

Demnach ist es nicht verwunderlich, dass die Temperaturen am Sonntag und Montag bei uns auf der Alpennordseite auf warme 21 bis 25 Grad steigen. Die Rekordwerte der Höchsttemperatur für den Monat Oktober bleiben aber ausser Reichweite, nicht zuletzt wegen der wahrscheinlich ungenügenden Durchmischung der Luftmasse am Montag, dem potentiell wärmsten Tag der Woche. Die Nullgradgrenze liegt bei 3800 bis 4100 Metern, unterhalb vom Oktoberrekord von 4550 Meter am 08.10.1995, aber deutlich oberhalb von rund 2900 Metern, welche für Mitte Oktober üblich wären.

…aber auch warme Nächte

Nicht nur die Tage sind derzeit aussergewöhnlich warm. Auch die vergangenen Nächte fielen deutlich milder aus als für die Jahreszeit üblich. In den letzten zehn Nächten lag die Tiefsttemperatur in den Niederungen der Alpennordseite oft um oder über 10 Grad. Normal wären im Oktober rund 5 bis 8 Grad. Grund dafür war vor allem die hohe Taupunkttemperatur der Luftmasse. Der Taupunkt ist ein Mass für die Luftfeuchtigkeit und diejenige Temperatur, auf die man die Luft herabkühlen muss, damit die darin enthaltene Luftfeuchtigkeit kondensiert. Eine feuchte Luftmasse mit höherem Taupunkt (z.B. feucht-milde Subtropikluft wie in den letzten Tagen) kann in der Nacht weniger stark abkühlen wie trockene Luft mit entsprechend tieferem Taupunkt.

Ein anderes Mass für den Feuchtigkeitsgehalt der Luft ist der Dampfdruck. Er wird bei MeteoSchweiz als Parameter in der Wetter- und Klimastatistik geführt.

In obiger Tabelle ist der gemittelte Dampfdruck für einige Orte in der Deutschschweiz aufgeführt. Vergleicht man die Werte des bisherigen Oktobers mit dem Klimamittel (1991-2020) der Monate Oktober und September, so fällt auf, dass der Feuchtigkeitsgehalt (und damit auch der Taupunkt) der Luftmasse eher an den September als an den Oktober erinnert, in Bern sogar die Mittelwerte eines Septembers leicht übersteigt. Die momentane Luftmasse und der damit verbundene Wettercharakter ist damit eher für einen September typisch, für Mitte Oktober dagegen ziemlich ungewöhnlich.