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Gewitter - fast wie im Sommer

MeteoSchweiz-Blog | 24. Oktober 2022
12 Kommentare

Der erste Blick heute Morgen zu Schichtbeginn auf die Radarbilder und die Blitzdaten liessen mich doch fast am heutigen Datum zweifeln. Es ist doch bereits Ende Oktober? So viele Blitze am Jura? Das müssen wir uns genauer anschauen.

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Grosswetterlage

Die Schweiz lag heute am südlichen Rand eines grossräumigen Tiefs mit Kern über der Nordsee in südwestlicher Höhenströmung. Diese brachte in der Nacht und heute sehr feuchte und für die Jahreszeit warme Luft zur Schweiz. Fast strömungsparallel eingelagert in die Höhenströmung war eine Frontalzone, welche sich nur sehr langsam nach Südosten verlagerte. Und nicht nur die Temperatur der Luftmasse über der Schweiz war sommerlich, auch die Konvektion, welche sich besonders entlang der Kaltfront bildete, mutete fast sommerlich an.

Schauerlinie gestern Abend über der Alpennordseite

Mit dem Annähern des Tiefs konnte sich bereits gestern Abend eine erste Schauerlinie bilden, welche von West nach Ost über die Schweiz zog.

Vor der Schauerlinie frischten die Winde kräftig auf. Wir schauen uns die Messdaten der Station Zürich Kloten etwas genauer an.

Ab 20 UTC (22 Uhr Lokalzeit) frischte der Wind merklich auf und die Böen erreichten Windspitzen von 30 bis 35 kt, resp. 55 bis 65 km/h. Gleichzeitig stieg die Temperatur von rund 14 auf 17.5 Grad an. Eine knappe Stunde später um 21 UTC setzte der Regen ein. Damit liess der Wind wieder nach und die Temperatur sank auf rund 15 bis 16 Grad.

Und nicht nur an der Station Kloten wurden hohe Windspitzen verzeichnet. Verbreitet wurden Böenspitzen von rund 50 bis 70 km/h gemessen, an leicht erhöhten Stationen wie beispielsweise Rünenberg (RUE), Salen-Reutenen (HAI) oder Üetliberg (UEB) waren es über 100 km/h. Über den Jurahöhen waren es teilweise sogar über 120 km/h, so auf dem Chasseral (CHA) mit 124 km/h und auf dem La Dôle (DOL) mit 144 km/h.

Trüber und nasser Tag

Im Laufe der Nacht auf heute und auch tagsüber verblieben wir im Zustrom von feuchter Luft.  Eine langgestreckte und beinahe strömungsparallele Kaltfront lag am Vormittag über dem Jura und bewegte sich nur sehr langsam Ostwärts. Entlang dieser Kaltfront konnten sich heute Vormittag einige Gewitter bilden, am Mittag und frühen Nachmittag konzentrierte sich die Gewitteraktivität auf die Westschweiz.

Aber auch in den übrigen Gebieten fiel immer wieder Niederschlag. Die grössten Niederschlagsmengen wurden einerseits entlang der erwähnten Kaltfront mit den Gewittern am Jura und in der Westschweiz gemessen. Hier wurden bis zum Redaktionsschluss um 16 Uhr Niederschlagsmengen von 20 bis 40 mm registriert.

Andererseits wurden teils sehr hohe Mengen auf der Alpensüdseite registriert.

Nasser Süden

Feuchte Luft mit grossem Angebot an niederschlagbarem Wasser wurde seit gestern Abend zur Alpensüdseite geführt und hier gestaut. Folglich setzten auch im Süden die Niederschläge bereits gestern Abend ein. Teilweise waren darin auch Gewitter eingelagert. Auch wenn die Gewitteraktivität weniger intensiv war als am Jura, so kamen lokal beträchtliche Niederschlagsmengen zusammen. Bis Mitte Nachmittag wurden im Süden 40 bis 90 mm gemessen, lokal wurden über 100 mm totalisiert.

Die Alpensüdseite war deshalb mit einer Warnung der Stufe 3 bewarnt.