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Milder und wechselhafter November, warmer Herbst
MeteoSchweiz-Blog | 29. November 2022
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Der November brachte landesweit milde Verhältnisse. In den tieferen Lagen beidseits der Alpen war es lokal der zweit- oder drittwärmste November seit Messbeginn. Über den ganzen Monat hinweg fiel immer wieder Niederschlag, in den Bergen auch etwas Schnee. Die weit überdurchschnittliche Novemberwärme und der rekordwarme Oktober führten im landesweiten Mittel zum drittwärmsten Herbst seit Messbeginn.

Verschneiter Säntis mit blauem Himmel und grünen Hügeln im Vordergrund
Die wechselhafte Novemberwitterung hat auch mittleren Lagen Schnee gebracht. Blick auf den Säntis am 23. November 2022. Foto: Stephan Bader.
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In den tieferen Lagen der Alpennordseite unter 1000 m stieg das Gebietsmittel der Novembertemperatur auf 6,8 °C (2,2 °C über die Norm 1991–2020). Ähnlich mild waren in dieser Region die November 2015, 2014, 2009, 2006 und 1963 mit Werten zwischen 6,7 und 6,9 °C. Wärmer zeigte sich hier einzig der November 1994 mit einem Gebietsmittel von 7,4 °C. Die Häufung sehr milder Novembermonate kam mit der kräftigen Erwärmung ab dem Jahr 2000. Davor lagen die mildesten November meist rund 1 °C tiefer als aktuell.

Liniengrafik der Novembertemperatur auf der Alpennordseite.
Abb. 1: Die Novembertemperatur auf der Alpennordseite unter 1000 m seit Messbeginn 1864. Der rote Punkt zeigt den aktuellen November (6,8 °C). Die grüne unterbrochene Linie zeigt die Norm 1991−2020 (4,6 °C), die rote Linie das 20-jährige gleitende Mittel.

In Lugano erreichte die Novembertemperatur 9,8 °C (1,4 °C über der Norm) und in Locarno Monti 9,6 °C (1,7 °C über der Norm). Für Lugano bedeutet dies Rang 4, für Locarno Monti Rang 3 in der Liste der wärmsten Novembermonate seit Messbeginn. Beide Messreihen reichen über 130 Jahre zurück.

Im landesweiten Mittel stieg die Novembertemperatur 1,7 °C über die Norm 1991–2020. Sie liegt auf Rang 7 in der Liste der wärmsten Novembermonate seit Messbeginn 1864.

Anhaltend mild

Die Tagesmitteltemperatur lag bis am 25. November fast durchgehend und verbreitet über der Norm 1991–2020. Besonders milde Luftmassen brachte ein Atlantikhoch vom 11. bis am 13. November. In Berglagen über dem Hochnebel stieg die Tagesmitteltemperatur regional 7 bis 10 °C über die Norm 1991–2020. Die Nullgradgrenze erreichte eine Höhe von 3700 m.

Wechselhaft mit Schnee in den Bergen

Während häufiger Frontdurchgänge fiel immer wieder etwas Niederschlag. An 14 Tagen wurde es verbreitet nass. Längere Niederschlagsperioden stellten sich vom 3. bis 5. November sowie vom 14. bis am 25. November ein. In den Bergen fielen am 3. und 4. sowie am 20. und 21. November regional 2-Tages Neuschneesummen von über 20 cm.

Schnee nicht speziell spät

In mittleren Lagen waren es die ersten bedeutenden Neuschneefälle des beginnenden Winters, was vom Zeitpunkt her nicht speziell spät ist. In der seit 1890 verfügbaren Messreihe von Arosa (1878 m ü.M.) finden sich 20 Jahre, in welchen der erste 1-Tages Neuschneefall von 10 cm oder mehr erst im November fiel. Im Jahr 1920 kam er sogar erst am 1. Dezember.

Säulengrafik zum Datum des ersten Schneefalls von 10 cm oder mehr.
Abb. 2: Jährliches Auftreten des ersten Schneefalls mit 10 cm oder mehr innerhalb eines Tages, Arosa 1890 bis 2022.

Regional wenig Niederschlag

In der Westschweiz sowie lokal im Mittelland und in den Alpen fielen durchschnittliche oder überdurchschnittliche Novembersummen. In den übrigen Gebieten blieben die Mengen unterdurchschnittlich. Mehrere Messstandorte erhielten um 50 % Norm 1991–2020 oder weniger. Auf der Alpensüdseite meldeten einzelne Messstandorte weniger als 30 % der Norm.

Schweizerkarte zum Novemberniederschlag.
Abb. 3: Räumliche Verteilung der Niederschlagssummen im November 2022 (Stand 27.11.2022), dargestellt in % der Norm 1991‒2020.

Die Lärchen verfärbten sich spät

Nachdem sich die Lärchen in den Bergen schon im Oktober verfärbten, wurden im November auch in tiefen Lagen immer mehr Lärchennadeln gelb. Die milden Temperaturen im Oktober und November verzögerten die Nadelverfärbung in den tiefen Lagen. Fast die Hälfte aller Beobachtungen unter 600 m konnten als spät oder sehr spät eingeordnet werden verglichen mit dem Mittel seit 1996. In diesen Gebieten war die Nadelverfärbung der Lärchen um 5 Tage verspätet. Gemittelt über alle Höhenstufen wurden die Lärchennadeln 3 Tage später gelb.

Einige unserer Beobachtungsstandorte meldeten erst im November die Blattverfärbung verschiedener Laubbäume, die teilweise so spät stattfand wie noch nie seit Beobachtungsbeginn, auch als Auswirkung der milden Temperaturen. Im Durchschnitt aller Stationen fand die Blattverfärbung jedoch im Oktober etwa zu einem mittleren Zeitpunkt statt.

Der Blattfall setzte ab Mitte Oktober ein und verstärkte sich Ende Oktober und in der ersten Novemberwoche. Bei der Buche wurde er in Höhenlagen oberhalb von 800 m meist schon im Oktober beobachtet und fand um 6 Tage früher statt als im Mittel der Periode 1991–2020. Im Flachland fielen die Buchenblätter zu einem mittleren Zeitpunkt. Bei den anderen Laubbäumen war der Blattfall normal bis leicht verfrüht, wobei besonders Rosskastanien und Edelkastanien ihre Blätter um 4 bis 6 Tage früher verloren als im Mittel. Der Nadelfall der Lärchen begann ab Ende Oktober, Anfang November in den Bergen und ab Mitte November in tieferen Lagen, bis jetzt 1 Tage früher als im Mittel. Im Flachland sind jedoch noch einige Lärchen gelb, so dass die Beobachtungen zum Nadelfall der Lärchen im Dezember weitergehen werden.

Bäume mit farbigem Herbstlaub auf grüner Wiese.
Abb. 4: Die Kirschbäume verfärben sich im Flachland immer erst im November. In diesem Jahr waren sie im Fricktal jedoch deutlich später dran als in anderen Jahren. Am 20. November begannen sie in Gipf-Oberfrick erst richtig farbig zu werden. Foto: Regula Gehrig.

Der definitive Bericht zum November 2022 ist ab dem 13. Dezember 2022 in der Rubrik Publikationen verfügbar.

Sehr milder Herbst

Der rekordwarme Oktober und die weit überdurchschnittliche Novemberwärme führten zum drittwärmsten Herbst seit Messbeginn 1864. Im landesweiten Mittel erreichte die Herbsttemperatur 8,0 °C (1,7 °C über der Norm 1991–2020). Vergleichbar warm zeigte sich der Herbst 2014 mit 8,1 °C. Deutlich wärmer war bisher nur der Herbst 2006 mit 8,7 °C im landesweiten Mittel.

In den tieferen Lagen der Alpennordseite war es mit 11,4 °C der zweitwärmste Herbst seit Messbeginn 1864. Auf der Alpensüdseite registrierte Locarno Monti mit 14,4 °C den zweitwärmsten, Lugano mit 14,5 °C den drittwärmsten Herbst seit Messbeginn. Auf der Alpensüdseite stammt der wärmste Herbst aus dem Jahr 2018. Er brachte in  Locarno Monti 14, 6 °C und in Lugano 14,9 °C.

Liniengrafik der Herbsttemperatur in der Schweiz.
Abb. 5: Die Herbsttemperatur in der Schweiz seit Messbeginn 1864. Der rote Punkt zeigt den aktuellen Herbst (8,0 °C). Die grüne unterbrochene Linie zeigt die Norm 1991−2020 (6,3 °C), die rote Linie das 20-jährige gleitende Mittel.

Reichlich Niederschlag im Norden

Nördlich der Alpen brachte der Herbst verbreitet überdurchschnittliche Niederschlagsmengen. In der Westschweiz und im zentralen Mittelland stiegen sie regional über 130 % der Norm 1991–2020. In den Alpen bewegten sich die Werte meist zwischen 90 und 120 % der Norm.

Die Alpensüdseite erhielt demgegenüber verbreitet nur 60 bis 90 % der Norm 1991–2020. Da die Norm im Süden hoch liegt, waren die gefallenen Mengen südlich der Alpen trotz unterdurchschnittlicher Werte oft höher als im Norden. In Stabio fielen 391 mm (75 % der Norm). Neuchâtel registrierte 337mm (140 % der Norm).

Schweizerkarte des Herbstniederschlags.
Abb. 6: Räumliche Verteilung der Niederschlagssummen im Herbst 2022 (Stand 27.11.2022), dargestellt in % der Norm 1991‒2020.

Verbreitet normale Sonnenscheindauer

Die herbstliche Sonnenscheindauer zeigte keine besonderen Auffälligkeiten. Auf der Alpensüdseite stieg sie verbreitet auf 110 bis 115 % der Norm 1991–2020. In den übrigen Gebieten brachte die Herbstsonne Werte zwischen 90 und 110 % der Norm.

Der definitive Bericht zum Herbst 2022 ist ab dem 13. Dezember 2022 in der Rubrik Publikationen verfügbar.