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Der erste MTG-Satellit ist ins All gestartet

MeteoSchweiz-Blog | 14. Dezember 2022
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In Kourou, Französisch-Guayana, hat am Dienstag eine Ariane-5-Rakete den ersten Satelliten der dritten Generation europäischer Wettersatelliten in die Umlaufbahn gebracht. Der Satellit wird wichtige Impulse zur Verbesserung von Unwetterwarnungen, Wetterprognosen und der Erforschung des Klimawandels geben. Auch die Schweiz hat zur Entwicklung des neuen Satelliten beigetragen.

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Die dritte Generation europäischer geostationärer Wettersatelliten

“ Trois, deux, un, ... “ zählte der Countdown am Dienstagabend herunter, als um Punkt 21:30 Uhr (CET) die Ariane-5-Rakete am europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana, vom Boden abhob. Mit der Zündung der Rakete läutete die Europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT) eine neue Generation europäischer Wettersatelliten ein. An Bord befand sich neben zwei weiteren Satelliten der erste Satellit der neuen «MTG»-Reihe, die neue Standards für die Genauigkeit, Auflösung und Aktualität von Wetter- und Klimadaten setzen wird. Der Satellit MTG-I1 (Meteosat Third Generation – Imager) ist das erste Element der neuen Generation europäischer geostationärer Satelliten. In den nächsten fünf Jahren ersetzen diese schrittweise die sich seit 2002 im Orbit befindliche Vorgängergeneration.

Nicht nur die Zuschauerinnen und Zuschauer auf der Tribüne in Kourou verfolgten das Event – auch auf dem europäischen Kontinent wurde der Start im Forschungszentrum der ESA verfolgt und gefeiert. Inzwischen ist klar, dass der Launch erfolgreich war. EUMETSAT-Direktor Phil Evens bestätigte den gelungenen Start und kündigte an, dass der Satellit nun in den geostationären Orbit in einer Höhe von 36.000 km über der Erde überführt wird.

Alle 10 Minuten Bilder von Europa und Afrika

Nach ihrer Fertigstellung wird die neue Generation europäischer geostationärer Satelliten aus drei Satelliten bestehen: zwei Imager (MTG-I1 und MTG-I2) und ein Sounder (MTG-S). Die beiden Satelliten MTG-I1 und MTG-I2 führen Instrumente zur detaillierten Beobachtung zahlreicher physikalischer Eigenschaften von Wolken und Blitzen mit sich, die eine 24-stündige Überwachung der in der Atmosphäre ablaufenden Prozesse ermöglichen.

Einer der beiden Imager -Satelliten wird alle 10 Minuten Daten und Bilder von Europa, Afrika und den umliegenden Regionen mit einer räumlichen Auflösung von bis zu 0,5 - 1 km liefern. Der zweite konzentriert sich auf Europa und liefert alle 2,5 Minuten Daten und Bilder. Der Satellit MTG-S wird sich hingegen der Messung der Temperatur- und Feuchtigkeitsprofile entlang der 15-20 km langen meteorologisch aktiven Schicht der Atmosphäre widmen.

Alle Satelliten führen innovative Instrumente mit sich, von denen einige in der Lage sind, noch nie dagewesene Messungen durchzuführen. Alle Satelliten werden auf einer geostationären Umlaufbahn platziert, also in einer vertikalen Höhe von 36.000 km über dem Golf von Guinea. Von der Erde aus betrachtet werden sie stationär erscheinen, da auch sie alle 24 Stunden eine volle Umlaufbahn zurücklegen.

Auswirkungen in vielen Bereichen, von Warnungen bis zur Erforschung des Klimawandels

Von den Investitionen für den Bau und Betrieb der neuen Wettersatelliten erwarten sich EUMETSAT und ihre Mitglieder, darunter auch die Schweiz, Vorteile in vielen Bereichen und positive sozioökonomische Auswirkungen. So wird beispielsweise die Frühwarnung vor Gewittern durch die in Echtzeit gelieferten Bilder und Daten des Blitzdetektors begünstigt, einem Instrument, das bisher noch nie im Orbit über Europa platziert wurde. Die Erhöhung der Frequenz von Satellitenbildern auf bis zu 2,5 Minuten wird es ermöglichen, die Entwicklung und Bewegung von Störungen und Stürmen bei ihrer Annäherung an bewohnte Gebiete zu verfolgen.

Die räumliche Auflösung von 1 km auf 0,5 km soll dafür sorgen, die Ausdehnung von Wolken und Nebel genau zu erkennen - ein Aspekt, der in Bergregionen mit engen Tälern wie in der Schweiz von besonderer Bedeutung ist. So z. B. beim Management des kommerziellen Flugverkehrs und der Rettungsflüge oder bei der Stromerzeugung durch Photovoltaikanlagen.

Die neuen Satelliten werden die Beobachtung der Atmosphäre über Europa und Afrika bis mindestens 2040 verlängern und eine Reihe Messungen für die Erforschung des Klimawandels fortsetzen: Das Ausmass der Bewölkung, die Variation der Sonnenstrahlung, der Verlauf und die Häufigkeit von Winterstürmen sind einige Beispiele für relevante Grössen in der Klimatologie.

EUMETSAT und die Rolle der Schweiz

Das Management von Wettersatelliten ist eine technologisch anspruchsvolle Aufgabe, die aufwendig ist und hohe Kosten verursacht. Aus diesem Grund haben sich 1986 achtzehn europäische Länder zusammengeschlossen, um die Europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT) mit Sitz in Darmstadt, Deutschland, zu gründen. EUMETSAT liefert heute Bilder und Daten an die 30 Mitgliedsländer. Die Schweiz ist eines der Gründungsmitglieder und wird durch das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz vertreten. Als Mitgliedsstaat von EUMETSAT profitiert die Schweiz von 100 % der von EUMETSAT angebotenen Dienstleistungen, trägt aber nur 3.5 % der Kosten. Dies zeigt die Bedeutung dieser Zusammenarbeit in Technik und Wissenschaft. Als EUMETSAT-Mitglied seit der Gründung trägt die Schweiz sowohl finanziell als auch wissenschaftlich zur neuen Generation der Wettersatelliten bei. Eine der beiden Empfangsstationen für die Messdaten der neuen Wettersatelliten befindet sich in Leuk im Wallis. Diese wurde am 6. Mai 2022 in Anwesenheit von Bundesrat Alain Berset und EUMETSAT-Direktor Phil Evans eingeweiht.

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