Inhaltsbereich

Guggiföhn

MeteoSchweiz-Blog | 04. Dezember 2022
4 Kommentare

Föhn – ein altbekannter Gast. Den meisten Bloglesern hoffentlich auch ein bekannter Begriff. Doch Guggiföhn, was ist denn damit gemeint? Wir schauen uns diesen im heutigen Blog an.

  • Wetter

Fussbereich

Top Bar Navigation

Alle Schweizer BundesbehördenAlle Schweizer Bundesbehörden

Bereits im gestrigen Blog wurde der Guggiföhn kurz erwähnt. Nach dem Guggiföhnsturm in der Jungfrauregion gestern und heute Morgen, schauen wir uns das Phänomen heute genauer an.

Generelles zum Föhn

Der Föhn ist ein trockener, warmer Fallwind, welcher im Alpenraum auftritt. Solche Winde gibt es auch in anderen Gebirgsregionen auf der Welt, dort haben die Phänomene jedoch andere Namen (z.B. Chinook in den Rocky Mountains). Für die Entstehung solcher Fallwinde benötigt es eine auf das Gebirge gerichtete Strömung. In der Schweiz unterscheiden wir grob zwischen dem (Süd)föhn (auf der Alpennordseite wird der Begriff «Föhn» für Südföhn verwendet) und dem Nordföhn (nördliche Anströmung, Föhn auf der Alpensüdseite).

Südföhn

Der Südföhn ist wahrscheinlich der bekannteste Föhn bei den Bloglesern. Im klassischen Fall führt eine Südströmung feuchte Luft zur Alpensüdseite. Diese Luft wird am Alpenbogen gestaut, oft bedeutet das für die Alpensüdseite trübes Wetter mit Niederschlag. Auf der Alpennordseite hingegen sorgt der Föhn für freundliches Wetter. In den Alpentälern treten die typischen Föhnwinde auf. Der Föhn ist ein Phänomen, welches schon lange erforscht wird und noch nicht abschliessend verstanden wird. Es gibt verschiedene Theorien und sehr viele lokale Phänomene, dies auch aufgrund der komplexen Topografie.

Weiterführende Infos zum Föhn in der Schweiz gibt es hier.

Guggiföhn

Ein lokaler Föhn ist der Guggiföhn. Im Jungfraugebiet und knapp nördlich davon treten bei Guggiföhn starke, teils orkanartige Winde auf. Der Guggiföhn entsteht bei südöstlicher Anströmung. Bei dieser Anströmungsrichtung ist der Föhn in bekannten Alpentälern wie dem Urner Reusstal oder dem Churer Rheintal oft weniger stark oder hat Mühe, bis in die Niederungen vorzudringen.

Der Südostwind, welcher auf das Jungfraumassiv trifft, stürzt zwischen Jungfrau und Mönch (Jungfraujoch) den Guggigletscher hinunter. Dieser verläuft optimal von Südost nach Nordwest. So kann der Guggiföhn ungebremst in die Lauberhornregion vordringen. Im Dezember 2008 wurde am Lauberhorn bei Guggiföhn eine Böe mit der Stärke von 252 km/h gemessen!

Guggiföhn aktuell

Ein Höhentief mit Kern bei der Biskaya hat gestern und heute für eine Süd- bis Südostströmung im Alpenraum gesorgt. Von gestern bis heute Vormittag herrschte in der Jungfrauregion ein Guggiföhnsturm. Dies ist in den Messwerten vom Lauberhorn und dem Jungfraujoch zu erkennen:

In den obigen Grafiken sind jeweils die Böen (schwarze Linie oberhalb helloranger Fläche) und der mittlere Wind (gestrichelte Linie zwischen der orangen und hellorangen Fläche) sowie die Windfiedern dargestellt. Die maximale Böenspitze erreichte auf dem Jungfraujoch 95 km/h (52 kt) und am Lauberhorn 137 km/h (74 kt).

Die Windfiedern verdeutlichen die Südostanströmung während des Sturms. Was auffällt ist, dass die Böigkeit (Verhältnis Böen zu mittlerem Wind) auf dem Jungfraujoch deutlich geringer war, als am Lauberhorn. Der Grund dafür liegt darin, dass am Jungfraujoch «nur» Südostwind wehte. Am Lauberhorn hingegen wehte stürmischer Föhn, welcher typischerweise sehr böig ist. Zudem ist auch gut zu erkennen, dass sich der Südostwind vom Jungfraujoch auf seiner «Föhnifizierung» bis zum Lauberhorn verstärkt.