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Kriminalmeteorologie: Tim Whirlwinds XI Fall

MeteoSchweiz-Blog | 28. Dezember 2022
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Der Nebelsauger ...

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Tim Whirlwind genoss seinen frühzeitigen Ruhestand in vollen Zügen. Viel lesen, die besten Kaffees und Kaffeesorten ausfindig machen welche Zürich zu bieten hat und ab und an etwas Fischen in den Bergen. Mehr brauchte er nach seiner langen Karriere in der Kriminal-Meteorologie nicht um glücklich zu sein. Für den Jahreswechsel ist er für ein paar Tage verreist. Sein Jugendfreund Sam Fogbow ist über die Tage nach Connecticut zu seiner Verwandtschaft gefahren. Vorab hatte er Tim angerufen und in seinem sympathischen englischen Akzent gefragt: «Tim, ich wüurde sooo gärnä füur diese Weihnachten zu miner Family in Connecticut vereisen. Könntest du vilicht uf min Berg-Buuerenhof ufpasse? » So sass Tim Whirlwind also an diesem Spätdezembermorgen auf der wunderschönen Fogbow-Alp, warf ein paar Scheite in den Kochherd und stellte die alte Bialetti auf. Gedankenversunken horchte er dem Knistern des Feuers. Plötzlich liess ein lauter Knall Tim Whirlwind aus seiner Zeitschrift aufschrecken, das Überdruckventil der alten Bialetti sauste durch die Luft und durch das Einglas-Fenster der Küche. Der Tag konnte nur schiefgehen. Gleichzeitig klingelte irgendwo sein altes Einsatzbereitschaftshandy welches er noch immer dabei hatte: « Tim, hier ist Jane Halo, wir haben hier viele Absenzen und dazu noch viel zu wenig Nebel! Kannst du in die Wetterzentrale kommen und diesen Fall lösen? »

Tim Whirlwind ratterte über die Schotterstrasse von der Alp herunter in den Wald in Richtung Norden nach Zürich. Aus den alten Boxen des Willys MB Jeeps von Sam Fogbow lief Riders on the Storm von The Doors.

Checkliste Nebel:

1. Strahlungsbedingungen Jahreszeit:
Den Punkt konnte Tim Whirlwind abhaken. Knapp um den Sonnentiefststand war das sowieso gegeben.

2. Taupunkte Vortag/Vorabend:
Die Taupunkte des Vorabends sind eine gute Richtlinie, dass wusste Tim Whirlwind natürlich. Hohe Taupunkte sprechen für viel Feuchtigkeit in einer Luftmasse. Kühlt diese dann in der Nacht aus, so kann die Feuchtigkeit nicht mehr als (unsichtbarer) Wasserdampf in der Luftmasse gehalten werden und das Wasser geht von der Dampfphase in die flüssige Phase über. Dabei wird wärme freigesetzt, ein Ausgleichsmechanismus der Natur.

3. Strahlungsverhältnisse in der Nacht:
Die Strahlungsverhältnisse der Nacht geben gute Auskunft über die Auskühlung der untersten Luftschicht und die darauffolgende Nebelbildung. Tim Whirlwind widmete sich seinem Kaffee. Eine wunderbare indonesische Mischung aus seinem ersten Urlaub im Ruhestand. Bei 90 Grad gebraut, schmeckte dieser genau richtig: mild und nach Sauerkirschen. Tim Whirlwind zog kurz eine Infografik zur Hand.

Nun warf Tim Whirlwind einen Blick auf das Satellitenbild.

4. Sondierung Payerne:
Das Satellitenbild gibt zwar Auskunft über die Anwesenheit von Wolkenfeldern, nicht aber über deren vertikale Ausdehnung. Somit zieht Tim Whirlwind die Radiosondierung von Payerne zur Hand.

Tim Whirlwind goss eine weitere Tasse Kaffee auf: das riecht köstlich, dachte er sich. Beim Abstellen der grossen Kanne war er noch in der Sondierung versunken und streifte die Tasse, wobei ein grosser Schluck Kaffee auf den Tisch überschwappte und als er diesen aufwischen wollte, stiess er gleich noch die ganze Kanne um. Der Kaffee entleerte sich über den ganzen Tisch. Tim fluchte in sich hinein, holte einen Lappen zum aufwischen und dachte sich es wäre schon fast einen Fall für den Nassstaubsauger … DAS … IST … JA DIE LÖSUNG!

Das Ausbleiben der verbreiteten Nebelbildung musste durch den starken Druckfall auf der Alpennordseite zustande kommen! Dabei sorgt der abfallende Druck aufgrund der Annäherung eines Tiefdruckgebietes für ein regelrechtes «Absaugen» der Luftmasse in den untersten Schichten. Dabei bildet sich kaum und nur sehr flacher Nebel in den tiefsten Lagen des Mittellandes.

Schnell checkt Tim Whirlwind den Druckverlauf für Zürich Kloten und Rückwärtstrajektorien für Zürich.

Auf der Abbildung ist der Druckverlauf zu sehen. Die Rückwärtstrajektorien zeigen die Herkunft der Luftmasse auf in den 24 Stunden vor heute 6 UTC. Die Ankunft der Trajektorien ist für 120 Meter über Boden gerechnet.