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Eine Warmfront wie aus dem Lehrbuch

MeteoSchweiz-Blog | 30. Dezember 2022
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«Cirrus invading the sky» sagt man im angelsächsischen Sprachraum, wenn im Zusammenhang mit Warmfronten immer dichtere hohe und mit der Zeit auch mittelhohe und tiefe Bewölkung aufzieht. Wir rekapitulieren diesen lehrbuchmässigen Fall eines Warmfrontaufzugs, der sich heute über unseren Köpfen am Himmel vollzog.

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Sonniger Morgen, dann Wolkenaufzug

Nach Abzug einer Kaltfront in der Nacht und anschliessendem Aufklaren schien an diesem Freitagmorgen, 30. Dezember 2022, in den meisten Gebieten zunächst die Sonne. Im Flachland bildeten sich in der zweiten Nachthälfte ein paar flache Nebelfelder mit eher dekorativem, als störendem Charakter.

Das günstige «Wetterfenster» schloss sich jedoch rasch wieder, als die Vorboten der nahenden Warmfront in der typischen Abfolge hoher und mittelhoher Bewölkung sich von West nach Ost über die Schweiz schoben. In der folgenden Bildsequenz sind die dabei zeitweilig aufgetretenen Wolkentypen in chronologischer Abfolge geordnet und mit den entsprechenden Definitionen der WMO ergänzt.

Detaillierte Informationen zu den verschiedenen Wolkentypen und ihren Charakteristika sind im Lehrbuch zur meteorologischen Augenbeobachtung in den entsprechenden Kapiteln nachzulesen:

https://www.meteoschweiz.admin.ch/service-und-publikationen/publikationen/verschiedenes/2004/beobachterhandbuch.html

Querschnitt durch die Warmfront

Die Anfeuchtung der Luft bei Annäherung einer Warmfront lässt sich anschaulich in Form eines West-Ost Querschnitts durch die Troposphäre anhand der relativen Feuchte visualisieren. Letztere markiert die «frische» Warmluft, welche auf Grund ihrer geringeren Dichte auf die davor strömende «alte» Kaltluft aufgleitet und diese sukzessive ersetzt.

Da sich die Warmfront als Ganzes von West nach Ost bewegt kann diese Abfolge der Wolkentypen einerseits zu einem fixen Zeitpunkt entlang einer Linie beobachtet bzw. wie in obigem Querschnitt dargestellt werden. Anderseits «erlebt» der Beobachter, an einem bestimmten Ort positioniert, dieselbe Sequenz im Laufe der Zeit, während der sich die Warmfront annähert.

Diese «typische» Abfolge der Wolkentypen, die häufig in meteorologischen Lehrbüchern dargestellt ist, kann hierzulande selten so schön beobachtet werden. Die Alpen beeinflussen die Strömung stark und können bspw. mittels Föhneffekten die Wolkenformationen und sogar die Fronten selbst wesentlich modifizieren. Im Sommerhalbjahr wiederum treten Warmfronten, die vom Atlantik herkommend über den stark erwärmten Kontinent strömen, eher als «Feuchtefronten» in Erscheinung. Die Wolkentypen sind dann stark von Gewitterentwicklungen geprägt, welche im Schulbuchschema meist unterschlagen werden.

Eine klassische Warmfront nach «Bergener Schule»

Diese schematische Darstellung von Warmfronten wurde vor hundert Jahren in dieser Form erstmals veröffentlicht und ist seither ein fester Bestandteil der Wetterprognose. Bemerkenswert an den frühen Beschreibungen der sogenannten «Bergener Schule» rund um die Forscher Vilhelm und Jacob Bjerknes, Tor Bergeron sowie Halvor Solberg ist, dass sie auf minimalen Datengrundlagen basierend entwickelt wurden. Zu jener Zeit wurden zwar bereits Messungen und Beobachtungen an Bodenstationen systematisch erhoben und über Landesgrenzen hinweg ausgetauscht, aber Messwerte aus den höheren Luftschichten waren nur sehr spärlich vorhanden. Erst gegen Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurde ein grossräumiges Netz an Radiosondenstationen etabliert, welches mittels systematischer Erhebung von Temperatur-, Feuchte und Windprofilen eine präzisere Erfassung der Atmosphäre in der Vertikalen ermöglichte und das Norwegische Frontenmodell mit objektiven Messungen bestätigte.

Auf die Warmfront folgt der Warmsektor

Im Warmsektor – nomen est omen – strömt Warmluft in das steuernde Tiefdruckgebiet hinein. Im aktuellen Fall erfasst am morgigen Silvester aussergewöhnlich milde Subtropikluft die Schweiz und dürfte die Temperatur auf Höchstwerte bis 20 Grad treiben. Mehr dazu erfahren sie morgen wieder an dieser Stelle, liebe LeserInnen, im letzten Blog des Jahres 2022.