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Wieso ist es an Weihnachten immer mild?

MeteoSchweiz-Blog | 25. Dezember 2022
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Darstellungen von Weihnachten gehen oft mit Kälte und Schnee einher. Diese halten der Realität oft nicht stand – zumindest in den Niederungen. Nach einer kälteren Witterungsphase Mitte Dezember ist es auch dieses Jahr pünktlich auf die Weihnachtstage hin mild geworden. Ist es nur ein subjektives Gefühl oder ist es tatsächlich so, dass es sehr häufig gerade zu Weihnachten hin mild wird?

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Weihnachten 2022: Mild

Während es in den Gebieten unter dem Nebel am Weihnachtstag zwar mild, die Temperaturen aber nicht mehr ganz so hoch wie am Vortag waren, stiegen sie in den Bergen um einige Grad an und erreichten auf rund 1000 Metern etwa 12 Grad und auf 2000 Metern 9 Grad.

Das milde Wetter in diesem Jahr ist nicht wirklich eine Ausnahme. In der Vergangenheit waren die Weihnachtstage oft von Temperaturen über der jahreszeitlichen Norm geprägt. Man muss bis ins Jahr 2010 zurückgehen, um im Flachland weisse Weihnachten mit Temperaturen unterhalb der Norm zu finden.

Mythos oder Realität?

Lässt sich das milde Wetter an Weihnachten in den langjährigen Messdaten nachweisen? Nachfolgend sind die täglichen Durchschnittstemperaturen für jeden Tag im Dezember von 1991 bis 2020 für die Stationen Zürich, Bern, Basel, Chur, Einsiedeln und St. Gallen dargestellt.

Aus diesen Grafiken wird ersichtlich, dass die Temperatur in der ersten Dezemberhälfte jeweils zurückgeht und Mitte Monat ein Minimum erreicht, bevor sie wieder ansteigt und am 23. Dezember ein Maximum erreicht. Danach erfolgt wieder ein deutlicher Temperaturrückgang, bis jeweils um den 29. Dezember die tiefsten Temperaturen zu verzeichnen sind.

Warum gibt es eine solche Entwicklung?

Woher kommt diese Erwärmung? Man kann dies mit der Entwicklung der atmosphärischen Zirkulation in Europa zu Beginn des Winters erklären. Mit der Polarnacht in hohen Breiten, die Anfang Dezember einsetzt, sinken die Temperaturen in Skandinavien rasch und es bildet sich ein Bodenhoch (aufgrund der Ansammlung dichter Kaltluft am Boden). Ein kräftiges Skandinavienhoch begünstigt kalte Nord- bis Ostströmungen über Mitteleuropa und auch der Schweiz – so wie es zum Beispiel auch in diesem Jahr der Fall war.

Parallel dazu nimmt der Temperaturgradient zwischen den Tropen und dem Pol zu, was die Westströmung über dem Atlantik verstärkt. Die Kaltluft aus Nordeuropa kann die atlantischen Tiefdruckgebiete (und damit die Westströmung) dabei noch verstärken.

Um den 20. Dezember herum gewinnt die milde Westströmung wieder die Oberhand und vertreibt die kalte Luft aus West- und Mitteleuropa, was zu einem Temperaturanstieg führt. Dieser erreicht gegen Weihnachten hin seinen Höhepunkt. Unmittelbar danach dreht die Strömung auf eine mehr nordwestliche Richtung, was die Temperaturen erneut sinken lässt.

Eine neuere Entwicklung

Auf der klimatologischen Skala ist diese (vor-)weihnachtliche Erwärmung eher neu und nur in den letzten Jahrzehnten zu beobachten. Betrachtet man die Dezembertemperaturen im Zeitraum 1864-2021 (siehe Grafik unten), so fällt die Temperaturkurve von Anfang bis Ende des Monats relativ gleichmäßig ab, ohne einen Höhepunkt an Weihnachten. Es stellt sich also die Frage, ob die weihnachtliche milde Phase in den letzten Dekaden mit der natürlichen langjährigen Klimavariabilität zusammenhängt oder ob es sich dabei um eine indirekte Folge der globalen Erwärmung handelt? Wir lassen diese komplexe Frage offen. Um sie zu beantworten, bedarf es einer wissenschaftlichen Studie, die über einen einfachen Blogartikel hinausgeht.