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Endlich wieder Regen im Tessin
MeteoSchweiz-Blog | 17. August 2022
24 Kommentare

Nach einer langen Zeit mit trockenem Wetter kam es heute auf der Alpensüdseite wieder verbreitet zu Niederschlag. Allerdings ist dies eher Vorgeplänkel zu den erwarteten Niederschlägen in der Nacht und morgen früh. Auch im in letzter Zeit sehr trockenen Jura wurde es heute wieder einmal nass.

Im Mendrisiotto war es in der vergangenen Zeit derart trocken, dass neben Gräsern auch Moose "dürr" wurden. Bild: Stefano Zanini.
Im Mendrisiotto war es in der vergangenen Zeit derart trocken, dass neben Gräsern auch Moose "dürr" wurden. Bild: Stefano Zanini.
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Die Sonne meinte es in den letzten Monaten fast zu gut mit der Schweizer Sonnenstube

Im Tessin waren die vergangen Monate sehr sonnig. Bis gestern schien sie in Stabio seit anfang Januar an 1760 Stunden, normal wären bis Mitte August 1439 Stunden. Dies ergibt einen Überschuss von über 300 Stunden. Auch bezüglich der maximal möglichen Sonnenscheindauer zeigt sich die extreme Witterung seit Jahresbeginn, denn die Sonne schien an 67 % der maximal möglichen Dauer. Salopp könnte man sagen, dass 2 von 3 Tagen sonnig waren. Bei durchschnittlichen Verhältnissen scheint die Sonne im Mendrisiotto bis Mitte August an 55 % der maximal möglichen Dauer. Auch das ist relativ viel, was die allgemein sonnigen Verhältnisse der Alpensüdseite unterstreicht. Wenn man nämlich eine Station nördlich der Alpen zum Vergleich heranzieht, kommt dieser Sachverhalt im wahrsten Sinne des Wortes zum Vorschein. So scheint die Sonne beispielsweise in Zürich von 1. Januar bis 15. August durchschnittlich nur an 43 % der maximal möglichen Sonnenscheindauer, wobei besonders der häufig durch Nebel und Hochnebel geprägte Monat Januar mit 24 % besonders negativ auffällt.

Tägliche relative Sonnenscheindauer (Verhältnis der gemessenen Sonnenscheindauer zur absoluten möglichen Sonnenscheindauer) in Lugano und in Stabio vom 1. Januar 2022 bis zum 16. August 2022. Auffallend sind die vielen Tage mit 95 bis 100 % der maximalen Sonnenscheindauer. Es wurden also sehr viele praktisch wolkenlose Tage registriert. Demgegenüber traten völlig sonnenlose Tage sehr selten auf, was diese extreme Witterungsperiode unterstreicht.
Tägliche relative Sonnenscheindauer (Verhältnis der gemessenen Sonnenscheindauer zur absoluten möglichen Sonnenscheindauer) in Lugano und in Stabio vom 1. Januar 2022 bis zum 16. August 2022. Auffallend sind die vielen Tage mit 95 bis 100 % der maximalen Sonnenscheindauer. Es wurden also sehr viele praktisch wolkenlose Tage registriert. Demgegenüber traten völlig sonnenlose Tage sehr selten auf, was diese extreme Witterungsperiode unterstreicht.

Dementsprechend auch markante Trockenheit

Das Jahr 2022 war auf der Alpensüdseite bisher auch sehr trocken. Die Trockenheit begann schon im Winter, welcher extrem schneearm ausfiel. Auch im Frühling blieben die sonst zu dieser Jahreszeit häufig auftretenden Südstauniederschläge weitgehend aus. Da zusätzlich auch der Sommer grossflächig betrachtet kaum Niederschläge brachte, resultierte eine extreme Trockenheit, welche besonders im Mendrisiotto eklatant war. Seit Anfang Januar wurden dort erst 278 mm Niederschlag registriert. Im langjährigen Mittel wären bis Mitte August etwa 880 mm zu erwarten gewesen. Damit ergibt sich ein Defizit von rund 500 mm. Im benachbarten Coldrerio konnten im gleichen Zeitraum sogar nur 248 mm gemessen werden… Diese Menge fiel dort letztes Jahr binnen 39 Stunden, nämlich zwischen dem 25. Juli 20 Uhr UTC und dem 27 Juli 10 Uhr UTC.

Tägliche Niederschlagssummen [mm] in Stabio vom 1. Januar 2022 bis zum 16. August 2022. Klar zu sehen sind extrem seltenen Niederschlagsereignisse bis im März, teilweise waren 30 und mehr Tage völlig trocken, und auch die für die Alpensüdseite sonst nicht selten auftretenden Starkniederschläge mit Tagessummen von 50 mm und mehr blieben in diesem Jahr bisher völlig aus.
Tägliche Niederschlagssummen [mm] in Stabio vom 1. Januar 2022 bis zum 16. August 2022. Klar zu sehen sind extrem seltenen Niederschlagsereignisse bis im März, teilweise waren 30 und mehr Tage völlig trocken, und auch die für die Alpensüdseite sonst nicht selten auftretenden Starkniederschläge mit Tagessummen von 50 mm und mehr blieben in diesem Jahr bisher völlig aus.
Bei Novazzano im Mendrisiotto sind die Wiesen völlig ausgetrocknet, was leicht an deren braunen Farbe erkenntlich ist. Auch der Nussbaum leidet an der Trockenheit, seine Blätter verfärben sich allmählich gelb. Noch weit schlimmer ist es diesbzüglich an den süd- und westexponierten Abhängen des Monte Generoso, wo die Blätter der Bäume über weite Strecken braun verfärbt sind und vorzeitig abfallen. Bild: Stefano Zanini.
Bei Novazzano im Mendrisiotto sind die Wiesen völlig ausgetrocknet, was leicht an deren braunen Farbe erkenntlich ist. Auch der Nussbaum leidet an der Trockenheit, seine Blätter verfärben sich allmählich gelb. Noch weit schlimmer ist es diesbzüglich an den süd- und westexponierten Abhängen des Monte Generoso, wo die Blätter der Bäume über weite Strecken braun verfärbt sind und vorzeitig abfallen. Bild: Stefano Zanini.

Zumindest Unterbruch der trockenen Phase auf der Alpensüdseite

Seit gestern Abend kam es auf der Alpensüdseite infolge einer sich aufbauenden Südstausituation zu einigen Niederschlägen. Während aber von der Leventina über das Bleniotal bis ins Misox erst 2 bis 6 mm zusammenkamen, konnte im Centovall und im Onsernonetal sowie im Südtessin teils über 20 mm registriert werden.

Ab heute Abend sorgt die sich verstärkende Südstaulage im Tessin und Misox für ergiebige Niederschläge. Im besonders stark von der Trockenheit heimgesuchten Mendrisiotto sind 60 bis 100 mm Niederschlag zu erwarten, in den übrigen Gebieten sogar deutlich mehr. Im Locarnese und im Maggiatal sind bis morgen Nachmittag sogar Niederschlagssummen von 120 bis 180 mm möglich. Damit wird die Trockenheit zumindest vorübergehend abgemildert.

Vom Modell COSMO1 von MeteoSchweiz vorhergesagte 30-stündige Niederschlagssummen von heute 9 UTC bis morgen 15 UTC. Generell werden im Tessin und Misox mehr als 60 mm erwartet, lokal erreichen die Mengen sogar deutlich mehr als 100 mm. Wie immer ist die genaue Position der stärksten Niederschläge mit grösseren Unsicherheiten behaftet. Immerhin scheint es plausibel zu sein, dass die kräftigsten Niederschläge im Locarnese fallen werden
Vom Modell COSMO1 von MeteoSchweiz vorhergesagte 30-stündige Niederschlagssummen von heute 9 UTC bis morgen 15 UTC. Generell werden im Tessin und Misox mehr als 60 mm erwartet, lokal erreichen die Mengen sogar deutlich mehr als 100 mm. Wie immer ist die genaue Position der stärksten Niederschläge mit grösseren Unsicherheiten behaftet. Immerhin scheint es plausibel zu sein, dass die kräftigsten Niederschläge im Locarnese fallen werden.

Kräftige Gewitterregen im Waadtländer und Neuenburger Jura

Heute kam es in der Westschweiz teils zu kräftigen gewittrigen Niederschlägen. Bis um 17 Uhr fielen im Neuenburger und Waadtländer Jura verbreitet 10 bis 15 mm, wobei die Niederschläge teilweise bereits in der Nacht auf heute einsetzten. Einzig vom Vallée de Joux bis in die Gegend der La Dôle blieb es weitgehend trocken.  Lokal waren die Niederschläge aber grösser, so in Saignelégier mit 31 mm und in Les Charbonnières mit 28 mm..

24-stündige Niederschlagsmengen in der Schweiz gemäss Radar kombiniert mit den Bodenmessstationen bis heute, den 17. August 2022, 15.20 UTC. Besonders im Jura und auf der Alpensüdseite sind bereits bedeutende Niederschläge gefallen.
24-stündige Niederschlagsmengen in der Schweiz gemäss Radar kombiniert mit den Bodenmessstationen bis heute, den 17. August 2022, 15.20 UTC. Besonders im Jura und auf der Alpensüdseite sind bereits bedeutende Niederschläge gefallen.