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Meteorologische Achterbahn
MeteoSchweiz-Blog | 21. August 2022
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Das Wetter vollführte die vergangenen Tage eine wahre meteorologische Achterbahnfahrt. Einer Hitzeperiode folgten am Freitag ergiebige Niederschläge in der Ostschweiz, nach der kurzen «Geradeausfahrt» am gestrigen Tag ging es heute in einen neuen Looping: Die erste herbstlich anmutende Hochnebellage des laufenden Spätsommers.

Nebel bzw. tiefer Hochnebel am Morgen in Luzern. Aber die Strukturen in der Hochnebelschicht bzw. die kleinen Lücken machen Hoffnung auf eine Auflösung. Bild: E. Müller
Nebel bzw. tiefer Hochnebel am Morgen in Luzern. Aber die Strukturen in der Hochnebelschicht bzw. die kleinen Lücken machen Hoffnung auf eine Auflösung. Bild: E. Müller
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Schwacher Hochdruckeinfluss

Die Schweiz lag unter einem schwachen, sich von Frankreich bis zum Alpenraum erstreckenden Hochausläufer. Mit den Schauern bzw. einzelnen kurzen Gewittern von gestern Nachmittag wurde der eh schon feuchte Boden in der Deutschschweiz weiter angefeuchtet und die Zutaten für Nebel/Hochnebel waren parat: Nächtliche Aufklarung und feuchte Grundschicht.

Und so kam es wie es kommen musste: Im Verlauf der vergangenen Nacht bildete sich vor allem im zentralen und östlichen Mittelland tiefer, teils aufliegender Hochnebel mit einer Obergrenze um 900 Meter.

In den Alpen wurde während der Nacht die Restbewölkung in eine kompakte Wolkenschicht mit einer Obergrenze um 2200 Meter umgewandelt, die vom Wallis bis Nord- und Mittelbünden die meisten Alpentäler bedecke. Während im Engadin der Tag mit Nebel startete profitierte die übrige Alpensüdseite von 5 hPa Nordüberdruck und nebelfreien Verhältnissen.

Satellitenbild von 5:30 UTC = 7:30 MESZ. Weite Teile des zentralen und östlichen Flachlandes liegen unter tiefem Hochnebel. Hochnebel ist u.a. auch im Wallis sowie in Mittelbünden und im Engadin zu erkennen. Der Donau entlang schlängelt sich eine Zone mit tiefem Nebel.
Satellitenbild von 5:30 UTC = 7:30 MESZ. Weite Teile des zentralen und östlichen Flachlandes liegen unter tiefem Hochnebel. Hochnebel ist u.a. auch im Wallis sowie in Mittelbünden und im Engadin zu erkennen. Der Donau entlang schlängelt sich eine Zone mit tiefem Nebel.

Tiefe Quellwolkenbasis im Norden

Im Verlauf des Vormittags löste sich der Hochnebel in den Alpen rasch auf bzw. wurde in lockere Quellwolken umgewandelt. Im Mittelland hielt sich der Hochnebel etwas länger, doch ging es ihm ab Mitte Vormittag aus Osten zunehmend an den Kragen und er wandelte sich in tiefe Quellwolken um.

Die Quellwolkenbasis lag am Alpennordhang bzw. im Flachland auf rund 1600 Metern. Inneralpin waren die Quellwolken tagsüber weniger zahlreich und ihre Basis lag mit rund 3000 Metern auch deutlich höher. Im Süden war es beinahe wolkenlos.

Der Blick vom Hummel über den Sihlsee zum Chli Aubrig zeigt anschaulich die tiefe Quellwolkenbasis auf der Alpennordseite. Bild: D. Gerstgrasser
Der Blick vom Hummel über den Sihlsee zum Chli Aubrig zeigt anschaulich die tiefe Quellwolkenbasis auf der Alpennordseite. Bild: D. Gerstgrasser
Blick vom Jungfraujoch am heutigen Vormittag bzw. am Sonntag vor einer Woche. Mit den Niederschlägen am Freitag ist die Schneefallgrenze vorübergehend unter 3000 Meter gesunken. Der Jungfraufirn bzw. der Mönch (links) sind frisch eingeschneit. Aber bereits Richtung Konkordiaplatz (rechts) sind die Gletscher wieder aper und mit den warmen Temperaturen der kommenden Woche geht es auch dem Neuschnee in den Hochalpen wieder an den Kragen.
Bildquelle: https://bit.ly/3LyWmbd
Blick vom Jungfraujoch am heutigen Vormittag bzw. am Sonntag vor einer Woche. Mit den Niederschlägen am Freitag ist die Schneefallgrenze vorübergehend unter 3000 Meter gesunken. Der Jungfraufirn bzw. der Mönch (links) sind frisch eingeschneit. Aber bereits Richtung Konkordiaplatz (rechts) sind die Gletscher wieder aper und mit den warmen Temperaturen der kommenden Woche geht es auch dem Neuschnee in den Hochalpen leider wieder an den Kragen. Bildquelle: https://bit.ly/3LyWmbd

Sommertag im Norden, Hitzetag im Süden

Im Norden wurde es rund 25 Grad warm. Im Süden stieg die Quecksilbersäule auf Werte um 30 Grad. In Stabio konnte mit 31.6 Grad der 56. Hitzetag des laufenden Jahres verzeichnet werden! Gemäss Norm 1991-2020 wären im Mittel nur 18.4 Hitzetage zu erwarten.

In Biasca gab es heute mit 33.2 Grad den 60. Hitzetag des Jahres. Allerdings werden an diesem Standort erst seit 2017 Temperaturmessungen vorgenommen, so dass eine klimatologische Einordnung noch nicht erfolgen kann.

Unser «Wettermacher»: ein Schwalbenschwanz vor dem OPC am Flughafen Zürich. Hat sein Flügelschlag den Hochnebel aufgelöst oder ist er für die schwachen isolierten Schauer beim Ortstock verantwortlich? Wir haben ihn nicht gefragt … aber gemäss der Theorie von E. Lorenz ist dies durchaus möglich. Bild: U. Graf
Unser «Wettermacher»: ein Schwalbenschwanz vor dem OPC am Flughafen Zürich. Hat sein Flügelschlag den Hochnebel aufgelöst oder ist er für die schwachen isolierten Schauer beim Ortstock verantwortlich? Wir haben ihn nicht gefragt … aber gemäss der Theorie von E. Lorenz ist dies durchaus möglich. Bild: U. Graf

Abstecher nach Genf: neuer Rekord an aufeinanderfolgenden Sommertagen

In Genf wurde diesen Sommer der Rekord an maximal aufeinanderfolgenden Sommertagen gebrochen: Zwischen 2. Juli und 17. August, d.h. 47 Tage in Folge, erreichte oder überschritt die Tageshöchsttemperatur die 25-Gradmarke.

Der bisherige Rekord datiert mit 44 Tagen aus dem Jahr 1904. Spannend: selbst im berühmt berüchtigten Hitzesommer 2003 wurde in Genf nur an 40 aufeinanderfolgenden Tagen ein Sommertag verzeichnet. Diese Auswertung und noch weitere spannende Themen lesen Sie im heutigen Blog unseres Kollegen aus Genf.

Anzahl maximal aufeinanderfolgender Sommertage in Genf. Quelle: MeteoSchweiz
Anzahl maximal aufeinanderfolgender Sommertage in Genf. Quelle: MeteoSchweiz

Kommt noch ein Looping?

Wie wird das Wetter in den kommenden Tagen bzw. wie geht es mit unserer meteorologischen Achterbahnfahrt weiter?

Bis Donnerstag gleitet unsere Achterbahn mehr oder weniger geradeaus und wir verlieren an Geschwindigkeit, denn wir haben (unspektakuläres) sonniges Wetter mit Höchsttemperaturen um 28 Grad zu erwarten. Ab Freitag deutet sich wieder etwas Abwechslung in unserer meteorologischen Fahrt an: Die Strömung über Mitteleuropa dreht auf Südwest und die Gewitterneigung steigt. Gemäss aktuell vorliegender Prognoseunterlagen ist allerdings kein turbulenter Looping sondern nur eine schlappe Kurve zu erwarten.

Über dem Walensee unterhalb von Leistchamm und Glattchamm. Einige Quellwolken sind auch hier treue Begleiter. Bild: N. Graf
Über dem Walensee unterhalb von Leistchamm und Glattchamm. Einige Quellwolken sind auch hier treue Begleiter. Bild: N. Graf