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Niederschlagsbilanz

MeteoSchweiz-Blog | 20. August 2022
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Im heutigen Blog ziehen wir Bilanz des gestrigen Niederschlagsereignisses.

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Eine Vb-Lage (siehe gestriger Blog für Erklärung) hat Teilen der Schweiz ergiebige Niederschlagsmengen gebracht. Die Karte der 24 stündigen Niederschlagssumme zeigt einen Hotspot von den Glarner Alpen über den Säntis bis zum Bodensee, wobei die höchsten Niederschlagmengen im St.Galler Rheintal und benachbartem Österreich gefallen sind.

Zum Bespiel in Bregenz wurden 214 mm Niederschlag gemessen, wobei im nur 13 km entfernten Altenrhein nur knapp über 30 mm Niederschlag registriert wurden. Gemäss Daten des österreichischen Wetterdienstes (ZAMG) handelt es sich hier um ein historisches Niederschlagsereignis. Bisher wurden erst an 2 Stationen mehr als 200 mm innerhalb 24 Stunden gemessen.

Die 24-stündige Niederschlagssumme (06 bis 06 UTC) kann verwendet werden um eine statistische Einordnung dieses Ereignisses zu machen. Dies kann jedoch nur für Stationen gemacht werden, welche über eine verlässliche Extremwetterstatistik verfügen.

Einordnung

Fokussieren wir uns auf die östlichen Schweizer Regionen, welche die höchsten Niederschlagsmengen erhalten haben. Wir betrachten vier Stationen, welche auch eine langjährige Extremwertstatistik haben und so eine Einordnung möglich ist:

In Altstätten (SG) sind in 24 Stunden 121.9 mm Niederschlag gefallen, die entspricht einem Ereignis welches alle 20 bis 30 Jahre auftritt. In der langjährigen Messreihe wurden bisher erst 4 mal eine höhere 24 Stundensumme gemessen.

  1. 134.5 mm - 09.01.1914
  2. 126.5 mm - 03.08.1983
  3. 124.0 mm - 24.06.1937
  4. 122.1 mm - 01.07.1954

In Schänis wurden in 24 Stunden 120.3 mm Niederschlag gemessen. Dies entspricht dem dritt höchsten Wert der bisher gemessen wurde. Die Wiederkehrperiode eines solchen Ereignisses liegt zwischen 30 bis 50 Jahren.

  1. 132.5 mm - 07.06.1971
  2. 131.2 mm - 09.08.1970
  3. 120.3 mm - 19.08.2022

Mit 119.9 mm Niederschlag beträgt die Wiederkehrperiode für dieses Ereignis in Weesen zwischen 20 bis 30 Jahren. Dieser Wert hat es knapp in die Top 10 geschafft.

  1. 241.8 mm - 22.08.2005
  2. 160.5 mm - 21.05.1999
  3. 153.0 mm - 11.09.1899
  4. 145.2 mm - 10.06.1965
  5. 140.5 mm - 16.07.1970
  6. 138.1 mm - 29.05.1940
  7. 121.3 mm - 26.06.1953
  8. 121.2 mm - 02.08.1901
  9. 120.0 mm - 14.06.1910

Etwas weiter westlich und etwas weiter des Niederschlagshotspots entfernt, sind in Innerthal 91.3 mm Niederschlag in 24 Stunden gefallen. Hier entspricht die Wiederkehrperiode eines solchen Eregnisses um 5 Jahre.

Flüsse und Seen

Es ist nicht verwunderlich, dass bei einer solchen Regenmenge, welche in so kurzer Zeit vom Himmel fiel, gewisse Bäche und auch Flüsse kurzzeitig über die Ufer traten. Gemäss den hydrologischen Daten des BAFUs können einerseits die Abflüsse abgefragt werden und andererseits die Pegelstände der Gewässer. Zum Bespiel ist der Rhein am gestrigen Tage in Oberriet um ca. 1.6 Meter angesteiegen, in Diepolsdau knapp 2 Meter. Der Abfluss stieg von ca. 103 m3/s auf 564 m3/s an.

Nicht nur der Wasserpegel der Flüsse ist durch die ergiebigen Neiderschlagsmengen angestiegen, sondern es konnte auch einen Effekt auf die Wasserstände der Seen gemessen werden.

Kurzer Tagesrückblick

Das gestern wetterbestimmende Tief ist heute nach Osten abgezogen. Der Alpenraum befand sich heute unter einer westlichen- bis nordwestlichen Höhenströmung, welche feuchte und instabile Atlantikluft zum Alpenraum führte. Auf der Alpensüdseite wurde die Luftmasse durch den Nordwind abgetrocknet und das Thermometer klettere wieder auf 30 bis 32 Grad. Auf der Alpennordseite hingegen blieben die Temperaturen zwischen 20 und 24 Grad.

Der Vormittag zeigte sich auf der Alpennordseite von seiner wechselhaften und eher bewölkten Seite. Von Nordwesten her zog ein Niederschlagsband, welches durch eine Kurzwelle in der Höhe hervorgerufen wurde, über die westlichen und zentralen Landesteile.

In der instabilen Luftmasse konnten sich mit der tageszeitlichen Erwärmung wieder zunehmend Schauer bilden. Auch die Sonne zeigte sich zwischen den Quellwolken von Zeit zu Zeit.