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Berner Rauchzeichen
MeteoSchweiz-Blog | 20. September 2022
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Trotz teils wolkenlosen Verhältnissen konnte heute aufgrund eines Brandes nahe der Stadt Bern einige Schlüsse zur aktuellen Wetterlage gezogen werden. Und auf dem Atlantik hat sich der erste starke Hurrikan (major hurricane) der Saison entwickelt.

Blick vom Bantiger zur Stadt Bern. Ein Brand schickt Rauchzeichen in Richtung Westen. Bild: roundshot.ch
Blick vom Bantiger zur Stadt Bern. Ein Brand schickt Rauchzeichen in Richtung Westen. Bild: roundshot.ch
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Hochdruckbestimmt

Ein Hoch mit Zentrum über den Britischen Inseln bestimmte heute das Wetter im Alpenraum.

Bodenanalyse um 2 Uhr. Ein Hochdruckgebiet bestimmte das Wetter über Westeuropa, ein ausgedehntes Tief mit Zentrum über Russland war für Osteuropa wetterbestimmend.
Bodenanalyse um 2 Uhr. Ein Hochdruckgebiet bestimmte das Wetter über Westeuropa, ein ausgedehntes Tief mit Zentrum über Russland war für Osteuropa wetterbestimmend. (Deutscher Wetterdienst)

Kalte Nacht

Nach einer meist wolkenlosen Nacht mit einer ungehinderten Abstrahlung sanken die Temperaturen in den Nierderungen der Alpennordseite auf einstellige Werte (um 5 Grad), stellenweise wurde Bodenfrost registriert (z.B:. Zürich Kloten -0.8°C Minimumtemperatur auf 5 cm).

12h-Tiefsttemperatur auf 5 cm bis Dienstag 9 Uhr. An einigen Messstationen wurde Bodenfrost registriert.
12h-Tiefsttemperatur auf 5 cm bis Dienstag 9 Uhr. An einigen Messstationen wurde Bodenfrost registriert.

In den untersten rund 2000 Metern wehte eine schwache bis mässige Bise, darüber drehte der Wind auf nordwestliche Richtung, wie in der Radiosondierung von Payerne um 2 Uhr erkennbar ist. Im Bereich der Winddrehung ist auch eine deutliche Inversion (Temperaturanstieg mit der Höhe) zu sehen.

Radiosondierung Payerne von 2 Uhr. Unterhalb einer Inversion auf rund 2000 Metern wehte eine Bise, darüber Nordwestwind. Eine zweite Inversion lag bei rund 3500 Metern.
Radiosondierung Payerne von 2 Uhr. Unterhalb einer Inversion auf rund 2000 Metern wehte eine Bise, darüber Nordwestwind. Eine zweite Inversion lag bei rund 3500 Metern.

Für die nordwestlichen Höhenwinde verantwortlich zeigte sich ein ausgedehntes Tief mit Zentrum über Osteuropa. Im Höhenfeld war denn die Strömung auch deutlich zyklonal («Linkskurve»), vor allem über der Ostschweiz.

Satellitenbild und Höhe Geopotential [dm] in rund 5500 Metern Höhe. Die Strömung über der Schweiz ist am westlichen Rand eines Tiefs über Osteuropa leicht zyklonal. Die nördliche Höhenströmung machen sich auch die Schwalben zunutze, um ihr Winterquartier zu erreichen (Bild: M. Stoll).
Satellitenbild und Höhe Geopotential [dm] in rund 5500 Metern Höhe. Die Strömung über der Schweiz ist am westlichen Rand eines Tiefs über Osteuropa leicht zyklonal. Die nördliche Höhenströmung machen sich auch die Schwalben zunutze, um ihr Winterquartier zu erreichen (Bild: M. Stoll).

Die Inversion und Bise wird sichtbar

Der Vormittag verlief abgesehen von lokalen Nebel- und Stratocumulusfeldern meist wolkenlos. Ein Brand knapp ausserhalb der Stadt Bern zeigte aber beispielhaft, wie die Inversion als Sperrschicht fungieren kann. Der Aufstieg der Russpartikel wurde an der Inversion gestoppt und in der Folge mit der Bisenströmung nach Westen getragen.

Das Webcambild vom Bantiger um 09:50 Uhr zeigt den Brand östlich der Stadt Bern. Der Aufstieg des Rauchs wird an der Inversion gestoppt.
Das Webcambild vom Bantiger um 09:50 Uhr zeigt den Brand östlich der Stadt Bern. Der Aufstieg des Rauchs wird an der Inversion gestoppt. (roundshot.ch)

Zunehmend Wolkenfelder im Norden und Osten

Animation Webcambilder Chäserrugg von 11 Uhr bis 13 Uhr. Die flache Quellbewölkung nimmt im Tagesverlauf zu und verdeckt allmählich die Sonne.
Animation Webcambilder Chäserrugg von 11 Uhr bis 13 Uhr. Die flache Quellbewölkung nimmt im Tagesverlauf zu und verdeckt allmählich die Sonne. (roundshot.ch)

Weiter ostwärts wurden keine festen, sondern allmählich flüssige Teilchen in Form von Wolken an der Inversion gestaut. Im Osten, wo der Einfluss des Tiefdruckgebiets noch stärker zur Geltung kam, bildeten sich im Tagesverlauf Quellwolken, welche sich an der Inversion ausbreiteten. Dies führte in der Folge zum Teil zu einer Reduktion der Sonnenscheindauer. In den übrigen Regionen war dieser Effekt weniger ausgeprägt, oder gar nicht vorhanden, wie im Westen/Süden.

Deutlicher weniger Wolken als auf dem Chäserrugg zeigten sich bei der Gspaltenhornhütte im Berner Oberland.
Deutlicher weniger Wolken als auf dem Chäserrugg zeigten sich bei der Gspaltenhornhütte im Berner Oberland. (N. Graf)

Sonnenscheindauer auf Rekordkurs

Apropos Sonnenschein: Der Messstandort Genève-Cointrin meldet das sonnigste Sommerhalbjahr seit Messbeginn 1897. Von April bis September lag der bisherige Rekord aus dem Jahr 1947 bei 1559 Sonnenstunden. Das Sommerhalbjahr 2022 brachte bisher 1575 Sonnenstunden. Und bis zum Septemberende dürften noch einige Sonnenstunden dazu kommen. Damit wird das Sommerhalbjahr 2022 in Genève-Cointrin zum deutlich sonnigsten seit Messbeginn vor über 120 Jahren.

Sonnenstunden im Sommerhalbjahr (April-September) in Genève-Cointrin seit Messbeginn 1897. Das Sommerhalbjahr 2022 liegt bei 1575 Sonnenstunden, Stand 20. September 2022, 12:00 Uhr. Die Norm 1991-2020 liegt bei 1339 Sonnenstunden (grüne Linie).
Sonnenstunden im Sommerhalbjahr (April-September) in Genève-Cointrin seit Messbeginn 1897. Das Sommerhalbjahr 2022 liegt bei 1575 Sonnenstunden, Stand 20. September 2022, 12:00 Uhr. Die Norm 1991-2020 liegt bei 1339 Sonnenstunden (grüne Linie).

Am Messstandort Basel-Binningen mit seiner über 130-jährigen Messreihe liegt ein knapper Sonnenscheinrekord im Bereich des Möglichen. Das Sommerhalbjahr 2022 brachte hier bisher 1445, erwartet werden um 1500 Sonnenstunden. Im Rekordjahr 2018 waren es 1476 Sonnenstunden von April bis September.

Ebenso ist auf der Alpensüdseite ein Sonnenscheinrekord für das Sommerhalbjahr zu erwarten. Lugano meldete bis aktuell 1494 Sonnenstunden. Der Rekord von 1962 liegt bei 1506 Sonnenstunden. Bis Septemberende sind in Lugano um 1550 Sonnenstunden zu erwarten. In Locarno Monti sind es bis aktuell 1509 Sonnenstunden, erwartet werden bis Septemberende um 1570 Sonnenstunden. Der bisherige Rekord aus dem Jahr 2020 lag bei 1530 Sonnenstunden. Die homogenen Messreihen der Sonnenscheindauer reichen in Lugano und Locarno Monti bis 1959 zurück.

Erster starker Hurrikan

Hurrikan "Fiona" (Kateogorie 3) hat Puerto Rico sowie auf Haiti / Dom. Republik in Mitleidenschaft gezogen.
Hurrikan "Fiona" (Kateogorie 3) hat Puerto Rico sowie auf Haiti / Dom. Republik in Mitleidenschaft gezogen. (https://www.tropicaltidbits.com/sat/)

Die Saison der tropischen Wirbelstürme über dem Atlantik hat in den vergangenen Wochen an Fahrt aufgenommen. Aktuell ist ein starker Hurrikan der Kategorie 3 (somit der erste «Major Hurricane» der Saison) in der Karibik unterwegs. Der Wirbelsturm «Fiona» lag heute zwischen der Dominikanischen Republik / Haiti und den Turks- und Caicoinseln, nachdem der Sturm bereits Teile von Puerto Rico in Mitleidenschaft gezogen hat. In Puerto Rico fielen rund 400 bis 600 mm Niederschlag (Quelle NOAA).

In den kommenden Tagen soll der Sturm nord-nordostwärts weiterziehen und zumindest die Hauptinsel der Bahamas und die US-Ostküste verschonen. In den nächsten 72 Stunden könnte dann allerdings Bermuda in die Zugbahn des Sturms geraten. Ausserdem ist eine Verstärkung des Sturms auf die Kategorie 4 wahrscheinlich.

Position und Zugbahn Hurrikan "Fiona". Der Wirbelsturm zieht nach Norden, wahrscheinlich unter Verstärkung und bleibt so ein "Major Hurricane", in der Grafik mit "M" gekennzeichnet (Stufe 3 oder höher).
Position und Zugbahn Hurrikan "Fiona". Der Wirbelsturm zieht nach Norden, wahrscheinlich unter Verstärkung und bleibt so ein "Major Hurricane", in der Grafik mit "M" gekennzeichnet (Stufe 3 oder höher). (National Hurricane Center)

Jetzt lassen wir Sie aber in den wohlverdienten Feierabend springen (hoffentlich so agil wie die jungen Gämsen am kleinen Mythen)!

(D. Gerstgrasser)