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Beruhigung nach viel Niederschlag

MeteoSchweiz-Blog | 08. September 2022
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Nach dem Durchgang einer aktiven Gewitterzone, hat sich die Wetterlage mit dem Aufbau eines schwachen Zwischenhochs dahinter etwas stabilisiert. In der Höhe blieb die westliche Strömung jedoch noch zyklonal geprägt, was bedeutet, dass das Potential für Schauer nicht einfach gegen Null zurückging. Schwerpunktthemen des Blogs sind aber vor allem die gefallenen Niederschläge der vergangenen Nacht.

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Durchgang der aktiven Gewitterzone

Erwartungsgemäss überquerte in der Nacht auf Donnerstag eine aktive Gewitterzone die Schweiz von West nach Ost. Die dynamischen Prozesse zu dieser Wetterlage wurden bereits im gestrigen Blog beschrieben.
Dahinter floss aus Westen allmählich weniger warme und etwas trockenere Atlantikluft zur Schweiz.

Mit dem Durchgang bestätigte sich die Vorhersage im Wesentlichen recht gut. Zum einen gab es ein Niederschlagsmaximum in der Westschweiz und ein deutlich Markanteres auf der Alpensüdseite. Beide waren vor allem geprägt durch Gewitteraktivität. Wobei die Luftmasse auf der Alpensüdseite wärmer war und durch den Einbezug von Mittelmehrluft deutlich mehr Feuchtigkeit enthielt, als diejenige nördlich der Alpen.
Immerhin fielen in der Nacht auf Donnerstag gebietsweise 20 bis 30 mm, in der Westschweiz bis 60 mm und auf der Alpensüdseite teilweise weit über 100 mm.

Teils aussergewöhnlich viel Regen im Süden

Nicht ganz unerwartet brachte die gestrige Kaltfrontokklusion vor allem im Süden ausgiebige Niederschläge. Innert 12 Stunden fielen in der Region Lugano 100 bis 150 mm, im Malcantone 180 bis 200 mm. Vergleichsweise war das Mendrisiotto mit ca. 50 mm im gleichen Zeitraum eher geringfügig betroffen. Nördlich des Ceneri wurden die grössten Niederschlagsmengen zwischen dem Locarnese und Bellinzona mit 60 bis 100 mm innerhalb von 12 Stunden registriert.
Im Mittel- und Südtessin waren die 12-stündigen Niederschlagssummen der vergangenen Nacht teilweise höher als die gesamte Niederschlagsmenge des August 2022. In Lugano beispielweise wurde mit 174 mm fast doppelt so viel Regen gemessen wie im August.

Heftige Gewitter mit ähnlichen Zugbahnen

Abgesehen davon, dass die Kaltfrontokklusion sowieso viel Feuchtigkeit vom Mittelmeerraum zur Alpensüdseite führte, sorgten vor allem die Gewitter für die sehr hohen Niederschlagsmengen. Im Mittel- und Südtessin zogen die teils heftigen Gewitter immer wieder auf denselben Zugbahnen, am deutlichsten im Raum Malcantone-Lugano. Bemerkenswert ist auch, dass die stärksten Gewitterzellen bis gegen 18 km Höhe reichten.

Dahinter Wetterberuhigung

In der Grundschicht dehnte sich heute ein schwacher Hochdruckkeil vom Atlantik zum Alpenraum aus. Dieser sorgte grundsätzlich für eine leichte Stabilisierung der Luftmasse. Obwohl die Luftmasse in der Höhe deutlich abgetrocknet wurde, entwickelten sich im Tagesverlauf mit der Einstrahlung wieder einige Quellwolken. Dies lag daran, dass die Höhenströmung weiterhin zyklonal gekrümmt war und mit der Nähe zum Polarjet die Schichtung genügend instabil blieb. Zusammen mit der Restfeuchtigkeit in den unteren Schichten genügte diese Voraussetzung für einen veränderlichen Wettercharakter. Besonders am Nordrand der Schweiz (wo man sich näher zum Tief befand) reichte es vereinzelt auch zu Schauerzellen. Je weiter nach Westen, aber auch im Süden zeigte sich die Sonne deutlich häufiger, als in den östlichen Landesteilen.