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Ergraute Schweizer Sonnenstube
MeteoSchweiz-Blog | 21. September 2022
10 Kommentare

Trübes Wetter herrscht auf der Alpensüdseite eigentlich eher selten, kommt aber hie und da doch vor. Verantwortlich dafür sind hauptsächlich zwei Wetterphänomene, nämlich der Südstau und der Retour d’Est. Heute sorgte der Retour d’Est dafür, dass nach einigen sonnigen Tagen im Tessin und in den Bündner Südtälern wieder einmal das trübe Wolkengrau tonabgebend war. Im heutigen Meteoblog wird dieses Wetterphänomen unter die Lupe genommen.

Die Schweizer Sonnenstube ist heute ergraut , wie dies Bild von Locarno-Monti deutlich zeigt. Bild: Daniela Roth.
Die Schweizer Sonnenstube ist heute ergraut , wie dies Bild von Locarno-Monti deutlich zeigt. Bild: Daniela Roth.
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Retour d’Est – der Hochnebel der Alpensüdseite

Der allseits bekannte Hochnebel auf der Alpennordseite findet auf der Alpensüdseite im sogenannten Retour d’Est seine Entsprechung. Auch südlich der Alpen handelt es nämlich um eine kompakte Schichtbewölkung. Allerdings liegt die Obergrenze dieser Schichtbewölkung meist höher. Oft erreicht die Obergrenze nämlich deutlich mehr als 2000 Meter, hie und da sogar fast 3000 Meter.

Blick vom Klein Matterhorn Richtung Südosten. Die Wolkendecke über der Poebene ist klar erkenntlich. Bildquelle: https://zbag.roundshot.com/matterhornglacierparadise/.
Blick vom Klein Matterhorn Richtung Südosten. Die Wolkendecke über der Poebene ist klar erkenntlich. Bildquelle: https://zbag.roundshot.com/matterhornglacierparadise/.
Selbst ins Aostatal dringen die Wolken aus Südosten ein, allerdings nur in aufgelockerter Form. Gemäss dieses Bildes dürfte die Obergrenze der Wolken bei etwa 3000 Meter liegen. Bildquelle: https://zbag.roundshot.com/matterhornglacierparadise/.
Selbst ins Aostatal dringen die Wolken aus Südosten ein, allerdings nur in aufgelockerter Form. Gemäss dieses Bildes dürfte die Obergrenze der Wolken bei etwa 3000 Metern liegen. Bildquelle: https://zbag.roundshot.com/matterhornglacierparadise/.

Kalte und feuchte Luft strömt aus Ost- bis Südost zur Alpensüdseite

Die Wetterlage ist im Prinzip ähnlich wie auf der Alpennordseite, indem nämlich in tieferen Lagen aus Osten kalte Luft herangeführt wird. Allerdings hat der Wind auf der Alpensüdseite bei Retour d’Est in den unteren Luftschichten eine schwache Südkomponente, es handelt sich also streng genommen nicht um Ost-, sondern um Ostsüdostwind. Diese Windrichtung herrscht generell selten vor, so dass Retour d’Est auf der Alpensüdseite nicht allzu häufig vorkommt, währendem der Hochnebel auf der Alpennordseite im Winterhalbjahr oft tagelang für trübe Witterung sorgt.

Kompakte Wolkenschicht heute im Locarnese. Der Monte Tamaro liegt knapp unterhalb der Wolkenuntergrenze, der Monte Gridone auf diesem Bild nicht sichtbar) befindet sich bereits in den Wolken. Damit liegt die Wolkenuntergrenze bei rund 2000 Metern. Bildquelle: https://albergosanbernardo.roundshot.com/.
Kompakte Wolkenschicht heute im Locarnese. Der Monte Tamaro liegt knapp unterhalb der Wolkenuntergrenze, der Monte Gridone (auf diesem Bild nicht sichtbar) befindet sich bereits in den Wolken. Damit liegt die Wolkenuntergrenze bei rund 2000 Metern. Bildquelle: https://albergosanbernardo.roundshot.com/.

Feuchtigkeit stammt wohl zu einem grossen Teil von der Adria

Luftmassen aus Osten sind meistens trocken und im Winter kalt bis sehr kalt, so dass man eigentlich auf der Alpensüdseite wolkenarmes Wetter erwarten müsste. Da aber die kalte Luft über die meist warme Adria strömt, wird die kalte Luft mit Feuchtigkeit angereichert. Die damit angefeuchtete Luft strömt anschliessend nach Westen und Nordwesten, um anschliessend zu den Westalpen zu gelangen.  Die feuchte und kalte Luftmasse vermag die hohen Westalpen nicht zu überwinden. Insgesamt wird sie aber doch markant angehoben, so dass Kondensation einsetzt und über der Poebene, aber auch bis weit in die Alpentäler hinein, sich eine kompakte Wolkenschicht bildet. Im Sommer löst sich die hochnebelartige Bewölkung hie und da bis am Nachmittag auf. Im Winter hingegen bleibt die Bewölkung meist während des ganzen Tages kompakt.

Satellitenbild von heute, den 21. September 2022, 11.35 UTC. Nicht nur die Alpensüdseite, sondern auch das Piemont liegt unter einer fast geschlossenen Wolkendecke, wie dies bei Retour d'Est oft der Fall ist.
Satellitenbild von heute, den 21. September 2022, 11.35 UTC. Nicht nur die Alpensüdseite, sondern auch das Piemont liegt unter einer fast geschlossenen Wolkendecke, wie dies bei Retour d'Est oft der Fall ist.

In der übrigen Schweiz häufig sonnig

Neben der Bewölkung auf der Alpensüdseite waren in den nördlichen Voralpen am Vormittag einige Hochnebelfelder auszumachen und in der Region Basel trübte der Nebel am Morgen die Stimmung auf seine Weise. Sonst war es aber meist sonnig. Nach einmal recht kalten Morgen mit Tiefstwerten von rund 3 bis 5 Grad im Schweizer Mittelland stiegen die Temperaturen in den Niederungen bis am Nachmittag auf 16 bis 18, im Wallis bis 20 Grad.

Das Phänomen Retour d'Est wurde auch von Genfer Kollegen im Blog thematisiert.

An unserer Messstation Rünenberg war es heute Vormittag bereits meist sonnig, wie vielerorts nördlich der Alpen und in den Alpen. Bild: Michael Kopp.
An unserer Messstation Rünenberg war es heute Vormittag bereits meist sonnig, wie vielerorts nördlich der Alpen und in den Alpen. Bild: Michael Kopp.
Tageshöchsttemperaturen in der Schweiz heute, den 21. September 2022, bis um 15 UTC.
Tageshöchsttemperaturen in der Schweiz heute, den 21. September 2022, bis um 15 UTC.