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Herbstanfang mit einem alten Bekannten

MeteoSchweiz-Blog | 01. September 2022
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Er ist wieder da! Gemeint ist der Hochnebel. Pünktlich zum Herbstanfang legte er sich heute ähnlich einer Decke über das Mittelland der Alpennordseite. Es scheint, als wolle er uns darauf vorbereiten, was uns in den kommenden Wochen immer wieder blüht. Daneben blicken wir im heutigen Blog nochmals gespannt auf den Atlantik. Dort sollte die Hurrikan-Saison allmählich an Fahrt aufnehmen. Obwohl die NOAA im Frühling eine sehr aktive Hurrikan-Saison vorhersagte, kam es bis jetzt erst zu drei tropischen Stürmen. Was ist in den kommenden Wochen zu erwarten?

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Wetterlage

Auf der Bodenwetterkarte des Deutschen Wetterdienstes (Bild oben) sind nur wenige Isobaren über Mitteleuropa zu sehen. Für die Schweiz wetterbestimmend war das Hochdruckgebiet über dem Nordmeer an dessen Südrand die Schweiz heute in einer mässigen Bisenströmung lag.

Auf 500 hPa Höhe (5775 m ü. M.) zeichnete sich über der Schweiz ein Trog ab (Bild unten). Die Höhenströmung war also tiefdruckbestimmt, d. h. in der Atmosphäre fand etwas Hebung statt. Diese war anhand der Nähe zum Trog in der Ost- bzw. Nordost-Schweiz am grössten. Welche Auswirkungen das hatte, lesen Sie in den folgenden Zeilen.

Hochnebel auf der Alpennordseite

Während der Nacht konnte sich im Mittelland der Alpennordseite eine ausgedehnte Hochnebeldecke ausbilden. Diese hatte in der Westschweiz eine Obergrenze von ca. 900 Meter, im Osten lag sie eher bei 1200 bis 1500 Meter. Für die höhere Obergrenze im Osten war heute der oben beschriebene Höhentrog verantwortlich. Im Laufe des Vormittags stieg die Obergrenze etwas an. Die Hochnebeldecke wandelte sich um die Mittagszeit in eine lockere Quell- bzw. Stratocumulus-Bewölkung um. Unter der Hochnebeldecke war die Sonnenscheindauer mit 1 bis 3 Stunden (bis Redaktionsschluss) eingeschränkt. In den Bergen schien während 6 bis 8 Stunden die Sonne. Die Höchsttemperaturen erreichten auf der Alpennordseite Werte zwischen 22 und 24, im Wallis bis knapp 27 Grad. Auf der Alpensüdseite erreichten die Höchsttemperaturen ebenfalls rund 27 Grad.

Mehr zur Hurrikan-Saison im Atlantik

Nachdem im gestrigen Blog die Hurrikansituation auf dem Atlantik kurz angesprochen wurde, wollen wir diese Thematik im heutigen Blog vertiefen. Die dortige Hurrikan-Saison dauert jeweils von Anfang Juni bis Ende November. Während dieser Zeit werden durchschnittlich 14 tropische Tiefdruckgebiete registriert, wovon sich 7 zu Hurrikanen entwickeln. Daraus entwickeln sich 3 zu starken Hurrikanen weiter. In der laufenden Saison wurden erst drei Wirbelstürme benannt: Alex, Bonnie und Colin. Seit sich Colin am 3. Juli aufgelöst hat, wurde im Atlantik kein tropischer Sturm mehr beobachtet. Eine solch lange Zeitspanne ohne tropische Stürme innerhalb der Hurrikan-Saison wurde letztmals 1982 beobachtet. Davor kam es immer wieder zu längeren Phasen ohne Stürme.

Die aktivste Phase der Hurrikan-Saison findet zwischen Mitte August und Mitte Oktober statt, wobei der Höhepunkt um den 10. September erreicht wird. Mehr über die Klimatologie von tropischen Wirbelstürmen finden Sie unter diesem Link.

Für dieses Jahr prognostizierte die NOAA mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 % eine überdurchschnittliche Hurrikan-Saison. Sie gingen im Frühjahr davon aus, dass 14 bis 21 benannte Stürme mit Windgeschwindigkeiten von mindestens 67 km/h auftreten würden. Daneben käme es zu 6 bis 10 Hurrikanen mit Windgeschwindigkeiten von mindestens 119 km/h und zu 3 bis 6 grossen Hurrikanen mit Böen von mindestens 180 km/h. Das wäre dann das 7. Jahr in Folge bei dem eine überdurchschnittliche Hurrikan-Aktivität festgestellt würde.

Im letzten Monat korrigierte die NOAA ihr Vorhersage leicht nach unten und geht aktuell davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit für eine überdurchschnittliche Hurrikan-Saison bei 60 % liegt.

Weiterhin gibt es verschiedene atmosphärische und ozeanische Gründe für eine überdurchschnittliche Hurrikan-Saison im Atlantik. Zum einen herrschen immer noch La Niña-Bedingungen vor, welche die Entstehung von tropischen Wirbelstürmen begünstigen. Daneben lassen auch schwächere Passatwinde eine eher aktive Hurrikan-Saison erwarten. Zum anderen begünstigen die leicht überdurchschnittlichen Meerestemperatur im Atlantik die Entstehung von Wirbelstürmen.

Über die Gründe, weshalb bis jetzt erst drei Stürme aufgetreten sind, wird noch spekuliert. Zum einen könnte die Grosswetterlage im Atlantik eine Rolle gespielt haben. Damit sich tropische Wirbelstürme bilden können, muss in der Atmosphäre nur wenig Scherung vorhanden sein. Also die Windrichtung bzw. -stärke sollte sich mit zunehmender Höhe nur wenig ändern. Ein umfangreicher Trog über diesem Gebiet sorgte jedoch in den vergangenen Wochen dazu, dass höhere Scherungswerte erreicht wurden und damit eher für ungünstige Entstehungsbedingungen. Ein anderer Faktor bringt Herr Klotzbach, ein Hurrikan-Expert an der Colorado State University, ins Spiel. Er sieht die bis jetzt ruhig verlaufende Hurrikan-Saison in Zusammenhang mit einer Saharastaubschicht, welche sich im Entstehungsgebiet der tropischen Wirbelstürme breitgemacht hat. Herr Klotzbach meint, dass diese trockene Saharaluft sicher geholfen hat, die Sache bis jetzt ruhig zu halten und dass sie eine grosse Menge dieser trockenen Luft über dem Atlantik sehen können.