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Schnee, Nordwind, Lake Effect...

MeteoSchweiz-Blog | 17. September 2022
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… untere Luftspiegelung und noch vieles mehr. Das Wetter hatte am heutigen Samstag einiges zu bieten. Bei veränderlicher Bewölkung zeigte sich die Sonne im Flachland meist nur kurz, ganztags sonnig war es hingegen auf der Alpensüdseite mit teils starkem Nordwind. Am Alpennordhang andererseits blieb es ganztags meist stark bewölkt und es fiel ein erstes Mal Schnee bis auf rund 1500 Meter. Überhaupt war es in den Niederungen der Deutschschweiz seit dem 26. April nicht mehr so kalt.

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Markanter Trogdurchgang

Es ist schon eine Weile her, wahrscheinlich irgendwann Ende April, als ein solch ausgeprägter Trog mit ordentlich polarer Kaltluft im Gepäck den Alpenraum erfasste. Die Trogachse überquerte die Schweiz in der zweiten Nachthälfte und in den Vormittagsstunden. Die Ballonsondierung von Payerne hat daher die kälteste Luft von rund -25 Grad auf 500 hPa verpasst. In München wurden am Samstag um 12 UTC auf 500 hPa -25.4 Grad gemessen.

Mit dem Durchschwenken der Trogachse stellte sich zwischen einem Hochdruckgebiet mit Zentrum bei Irland und einem Tief über Finnland den Alpen entlang eine Staulage ein. Mit einer kräftigen Nordwestströmung wurde für die Jahreszeit kalte, instabil geschichtete und mässig-feuchte Polarluft zur Alpennordseite geführt. Weil der Feuchtegehalt der Luft von Ost nach West abnahm, blieben die westlichen Landesteile insgesamt wetterbegünstigt.

Ebenso wetterbegünstigt war die Alpensüdseite. Mit der Kaltluftadvektion aus Norden hat sich auf der Alpennordseite ein rund 12 hPa höherer Luftdruck eingestellt als im Süden. Entsprechend stellte sich auf der Alpensüdseite eine Nordwindlage ein, die für eine Abtrocknung der Luftmasse sorgte.

Lake Effect und untere Luftspiegelung…

… aber keine Wasserhosen (siehe Blogthema von gestern). Der Spielverderber war, wie vermutet, der zu starke Westwind. Der Temperaturgradient (Trog mit Kaltluft, warmes Oberflächenwasser der Seen) wäre grundsätzlich ausreichend gewesen, ebenso hätte es an ausreichend Feuchtigkeit nicht gefehlt. Trotzdem konnten sich auf den Schweizer Seen keine Wasserhose ausbilden, zumindest haben wir keine Kenntnisse davon. Für die Entstehung braucht es eine im Allgemeinen eher windschwache Lage mit nur schwacher vertikaler Windscherung. Diese Bedingung war heute Morgen leider nicht gegeben.

In der Hoffnung auf einen spektakulären Schnappschuss haben sich am frühen Morgen trotzdem einige auf die Lauer gelegt. Zu bestaunen gab es aber auch andere Phänomene.

Am Zürichsee liess sich zum Beispiel dank dem Temperaturunterschied zwischen dem Wasser mit knapp 21 Grad (Messung AWEL in Oberrieden) und der Luft mit rund 9 Grad eine untere Luftspiegelung beobachten.

Die Luftspiegelung kommt durch den Dichteunterschied der unterschiedlich temperierten Luft direkt über dem See zustande. Ausführlich beschrieben wurde dieses Phänomen unter anderem in diesem Blog.

Ganz in der Nähe am Obersee oder noch markanter am östlichen Bodenseeufer trat zeitweise sogar gewittriger Lake Effect auf. Die Kombination aus feuchtlabiler Polarluft, die mit einer nordwestlichen Strömung herangeführt wurde, warmem Oberflächenwasser und zusätzlicher Hebung durch die Orographie sorgte stromabwärts für eine verstärkte Konvektion. In die Schauer waren am Morgen sogar zeitweise einzelne Gewitter eingelagert.

Die durch den Lake Effect verstärkten Niederschläge brachten am östlichen Bodensee in Bregenz und südöstlich davon Mengen von teils über 100 mm innert 24 Stunden.

Veränderlich, den Alpen entlang oft stark bewölkt

Nach einem ungewohnt kühlen Morgen mit Tiefsttemperaturen zwischen 6 und 10 Grad zeigte sich die Sonne im Flachland bei veränderlicher Bewölkung meist nur kurz, am längsten in der Westschweiz mit bis zu 6 Sonnenstunden in der Region Genf. Dazwischen gab es besonders im östlichen Flachland und am Nachmittag ein paar Schauer.

Am Alpennordhang blieb es ganztags meist stark bewölkt und vor allem entlang der zentralen und östlichen Alpen fiel besonders in der ersten Tageshälfte wiederholt Niederschlag. Die Schneefallgrenze sank im Laufe der Nacht auf 1400 bis 1600 Meter, am Samstagmorgen lag sie gebietsweise auch etwas tiefer. Schnee blieb jedoch meist erst oberhalb von 1600 bis 1800 Meter liegen. Nichts desto trotz erreichten uns aus den Alpen die ersten winterlichen Impressionen.

Bei besonders im zentralen und östlichen Flachland im Tagesverlauf teils kräftig auffrischendem Westwind blieb die Temperatur auch am Nachmittag relativ verhalten und erreichte Höchstwerte von 10 bis knapp 16 Grad. Das letzte Mal als im Flachland der Alpennordseite ein ähnlich tiefes Temperaturniveau gemessen wurde, war am 26. April.

Im Süden mit Nordwind sonnig

Komplett anders präsentierte sich das Wetter, wie so oft bei einer Nordweststaulage, auf der Alpensüdseite. Bereits am Freitagabend setzte über dem Alpenhauptkamm und südlich davon der Nordwind ein und erreichte am Samstagvormittag sein Maximum. In den Niederungen wurden Böenspitzen von 50 bis 75 km/h gemessen, auf den Bergen 70 bis knapp 95 km/h.

Obwohl im Mittel- und Südtessin ganztags die Sonne schien, erreichten die Temperaturen aufgrund der doch deutlich kühleren Luftmasse nur noch Höchstwerte von etwa 21 Grad.