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Vom Mittelmeertief zur Hochdruckbrücke

MeteoSchweiz-Blog | 22. Januar 2023
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Tiefdruckgebiet «Hannelore» führt kalte und zeitweise feuchte Luft zum Alpenraum. Nach einer Zwischenbilanz der Auswirkungen dieses Tiefs auf das Schweizer Wetter werfen wir im heutigen Blog einen weiträumigen Blick auf die Druckverteilung über Eurasien.

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Mittelmeertief bestimmt das Wetter im Alpenraum

Das Tiefdruckgebiet «Hannelore» liegt über dem Tyrrhenischen Meer. An seiner nördlichen Peripherie strömt in Bodennähe kalte Luft aus dem Baltikum um den Alpenbogen herum via Schweizer Mittelland (Bise) und Französisches Rhonetal (Mistral) ins Tiefdruckgebiet. Am Vorabend und in der ersten Tageshälfte war dieser Kaltluftstrom recht feucht, so dass vor allem in der Deutschschweiz verbreitet etwas Schnee fiel. Die mit hochnebelartiger Bewölkung gefüllte Kaltluft reichte bis in Höhenlagen von 2200 bis 2700 Metern hinauf, wobei die Wolkenobergrenze sich im Tagesverlauf leicht absenkte.

Darüber gelangte in den mittleren und höheren Luftschichten mit ost-südöstlicher Strömung heute vorübergehend recht trockene Luft zum Alpenraum. Im Süden, in den inneralpinen Tälern und auf den Hochalpen wurden 4-7 Stunden Sonnenschein registriert.

Schneebedeckung

Nach einer milden ersten Januarhälfte zeigte sich das Wetter in der heute zu Ende gehenden Woche von seiner winterlichen Seite. Vor allem in den westlichen Landesteilen fiel bis in tiefe Lagen Schnee und die Temperatur verharrte auch in den Niederungen teils ganztags unter dem Gefrierpunkt. Am Vorabend und in der ersten Tageshälfte dieses Sonntags fiel nun auch in den tieferen Lagen der Nordwest- und Nordostschweiz noch etwas Schnee.

Im zentralen, im östlichen sowie im südlichen Schweizer Alpenraum liegt momentan sehr wenig Schnee. In den westlichen Alpen befinden sich die Schneehöhen hingegen im Bereich der langjährigen Norm. Den westlichen Voralpen entlang liegt sogar mehr Schnee als um diese Jahreszeit üblich, wie die Messwerte und Statistiken des SLF zeigen. Ähnliches gilt für den Jurabogen (hier nicht bildlich gezeigt).

Übergang zu hochdruckbestimmter Witterung

Nebst dem Mittelmeertief erstreckt sich eine Hochdruckbrücke vom nahen Atlantik und Nordwesteuropa sowie Skandinavien hinweg ostwärts über ganz Russland und die südlich daran angrenzenden Länder Eurasiens. In Teilen Sibiriens und der Mongolei betrug der Luftdruck heute grossflächig über 1060 hPa, wobei in diesem Hochdruckgebiet eisige Temperaturen von -40 bis -50°C gemessen wurden. Das sind eindrückliche Zahlen, wenngleich sie noch nicht im Bereich der Rekorde liegen. Die Kälterekorde in Sibirien liegen bei -68°C und es wurde schon ein Luftdruck um 1080 hPa auf Stationshöhe gemessen: https://wmo.asu.edu/content/world-meteorological-organization-global-weather-climate-extremes-archive

Während die Temperatur weltweit auf 2m Höhe und unter möglichst standardisierten Bedingungen gemessen wird verhält es sich mit dem Luftdruck etwas schwieriger. Naturgemäss nimmt der Luftdruck (das Gewicht der Luftsäule über einem Punkt auf der Erde) mit zunehmender Höhe ab. Um räumliche Vergleiche machen zu können, muss der Luftdruck rechnerisch und unter bestimmten Annahmen auf Meereshöhe «reduziert» werden. Die Algorithmen, welche dabei zur Anwendung kommen sind von Land zu Land unterschiedlich, so dass es schwierig ist, Vergleiche anzustellen. In der Schweiz wird der Druck lediglich für Stationen unterhalb 600 m ü. M. auf Meeresniveau reduziert, wobei einigermassen flächendeckende Messwerte sowieso erst seit den 1980er Jahren zur Verfügung stehen. Weiterführende Informationen zur Messung des Luftdrucks sind unter folgendem Link zu finden:

https://www.meteoschweiz.admin.ch/wetter/wetter-und-klima-von-a-bis-z/luftdruck.html

Die höchsten in der Schweiz gemessenen und unter Berücksichtigung der gleichzeitig herrschenden Temperatur auf Meeresniveau reduzierten Luftdrücke (QFF) liegen im Bereich von 1045 bis 1050 hPa, gemessen am 3. und 4. März 1990. Für einzelne Stationen existieren lange Messreihen der Stationsdrücke (QFE) bis ins vorletzte Jahrhundert, wobei der 16. Januar 1882 die höchsten Werte aufwies. Damals wurde noch mit Quecksilberbarometern gemessen, wie an den Einheiten («Millimeter Quecksilberhöhe») in der oben abgebildeten historischen Wetterkarte unschwer zu erkennen ist.

Aktuell liegt der reduzierte Luftdruck mit rund 1026 hPa auf der Alpennordseite zwar im oberen Bereich der typischen Werteverteilung, aber weit weg von den Rekordwerten. Daran ändert sich auch in den kommenden Tagen nichts, wenn die Hochdruckbrücke über Nordwest- und Mitteleuropa sich zeitweilig verstärkt. Mit nachlassender Bise wird sich über dem Flachland hochnebelartige Bewölkung halten. Die Alpen liegen anfangs noch randlich im Zustrom von zeitweise feuchter Luft aus dem Mittelmeerraum. Im Verlauf der Woche bewirkt der zunehmende Hochdruckeinfluss eine sukzessive Abtrocknung der mittleren und höheren Luftschichten und somit immer sonnigeres Wetter in den Alpen.