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Stürmischer Nordwind über den Alpen und im Süden
MeteoSchweiz-Blog | 31. Januar 2023
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Gestern Abend und in der Nacht auf heute blies der Nordwind über dem Alpenkamm und auf der Alpensüdseite sehr stark. Lokal konnte sogar von Sturm gesprochen werden, wurden doch vereinzelt Böenspitzen von über 100 km/h registriert. Wo dies der Fall war, erfahren Sie um heutigen Blog.

Temperatur [°C] (farbige Flächen), Windrichtung und -stärke [kt] (Windfieder) sowie Geopotential [gpdm] (Isohypsen) auf 850 hPa (ca. 1500 Meter) gestern, den 30. Januar 2023 um 18 UTC. Die Abbildung zeigt eine typische Nordföhnlage, wobei südlich der Alpen die Temperatur deutlich höher und das Geopotential markant tiefer ist.
Temperatur [°C] (farbige Flächen), Windrichtung und -stärke [kt] (Windfieder) sowie Geopotential [gpdm] (Isohypsen) auf 850 hPa (ca. 1500 Meter) gestern, den 30. Januar 2023 um 18 UTC. Die Abbildung zeigt eine typische Nordföhnlage, wobei südlich der Alpen die Temperatur deutlich höher und das Geopotential markant tiefer ist. Quelle: MeteoSchweiz
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Im Puschlav wuchs der Nordwind zum Sturm aus

Der Nordwind, welcher auf der Alpensüdseite Nordföhn genannt wird, war gestern Abend wieder einmal stürmisch. In Robbia wurde eine Böenspitze von 110.5 km/h und ein Stundenmittel von 61.2 km/h aufgezeichnet. Dies sind für Nordföhn hohe Werte, stellen allerdings keine Rekorde dar. Die höchsten Böenspitzen erreichten an dieser Station 131.4 km/h und wurden am 10. Januar 2015 und am 6. November 1985 aufgezeichnet. Das höchste Stundenmittel lag bei 68.2 km/h und wurde ebenfalls zweimal erreicht, nämlich am 3. April 2015 und am 9. Februar 2004. Für Talstationen unterhalb von 1500 Metern gehören diese Werte zu den Höchsten, die bei Nordföhn bisher vorgekommen sind. Ähnlich hohe Böenspitzen wurden noch im Simplon-Dorf aufgezeichnet. An den meisten übrigen Stationen erreicht der Nordföhn maximale Stundenmittel von etwa 40-60 km/h und höchste Böenspitzen von etwa 100-120 km/h.

Stärker bläst der Nordföhn erwartungsgemäss an Gipfelstationen. So wurden auf dem Matro schon Stundenmittel von 88.9 km/h aufgezeichnet, und auf dem Monte Generoso wurde eine Böenspitze von 159.1 km/h registriert.

Zehnminuntenmittel [km/h] und Böenspitzen [km/h] zwischen gestern, den 30. Januar 2023, 12 UTC und heute, den 31. Januar 2023, 04 UTC in Robbia. Besonders gestern am späten Nachmittag blies der Nordföhn in Sturmstärke.
Zehnminuntenmittel [km/h] und Böenspitzen [km/h] zwischen gestern, den 30. Januar 2023, 12 UTC und heute, den 31. Januar 2023, 04 UTC in Robbia. Besonders gestern am späten Nachmittag blies der Nordföhn in Sturmstärke. (MeteoSchweiz)
Höchstes Stundenmittel [km/h] und maximale Böenspitze [km/h] bei Nordföhn an verschiedenen Stationen auf der Alpensüdseite seit Messbeginn der Windgeschwindigkeit. Die Stationen Mesocco und Frasco sind Eigentum der  Firma DTN. In den  Tälern erreicht der Nordföhn maximale Böenspitzen von etwa 100-120 km/h und höchste Stundenmittel von 40-60 km/h.
Höchstes Stundenmittel [km/h] und maximale Böenspitze [km/h] bei Nordföhn an verschiedenen Stationen auf der Alpensüdseite seit Messbeginn der Windgeschwindigkeit. Die Stationen Mesocco und Frasco sind Eigentum der Firma DTN. In den Tälern erreicht der Nordföhn maximale Böenspitzen von etwa 100-120 km/h und höchste Stundenmittel von 40-60 km/h. (MeteoSchweiz)
Da auch in den Tessiner Bergen zurzeit nur wenig Schnee liegt, erzeugte der Nordföhnsturm gestern Abend kaum Schneegestöber, dafür aber - wie fast immer - eine wunderbar klare Sicht.
Da auch in den Tessiner Bergen zurzeit nur wenig Schnee liegt, erzeugte der Nordföhnsturm gestern Abend kaum Schneegestöber, dafür aber - wie fast immer - eine wunderbar klare Sicht. (https://pizzomatro.roundshot.com)

Stürmischer Nordföhn bewirkt auf der Alpensüdseite kaum je grössere Schäden

Durch seine grosse Häufigkeit und seine eher moderaten Böen ruft der Nordföhn kaum grössere Schäden an Waldungen oder Gebäuden hervor. Deutlich gefährlicher sind auf der Alpensüdseite Gewitterböen, welche auch in den Niederungen Spitzen von über 130 km/h bringen können. Eine weitere Sturmart, welche auf der Alpensüdseite hie und da grössere Schäden bringt, ist der Schirokko, ein feuchtwarmer Süd- bis Südostwind. Er betrifft meist nur das Südtessin, in seltenen Fällen kann er aber auch das Mittel- und Nordtessin erfassen. Letztmals war dies am 3. Oktober 2020 der Fall, als im ganzen Kanton Tessin viele Bäume entwurzelt wurden. Insgesamt sollen diesem Sturm im Kanton Tessin 36'000 Kubikmeter Holz zum Opfer gefallen sein (Quelle: https://www.ticinonews.ch/ticino/i-disastri-dello-scirocco-in-ticino-340277). In der Faura di Airolo wütete der Sturm im besonderen Mass und warf mehrere 1000 Kubikmeter Holz um.

Der Nordföhn verursacht sehr selten Schäden. Am 8. Februar 2015 zerstörte er in Sementina ein Zelt.
Der Nordföhn verursacht sehr selten Schäden. Am 8. Februar 2015 zerstörte er in Sementina ein Zelt. (Sturmarchiv Schweiz und TIO)
Im Gegensatz zum Nordföhn bringen die seltenen, aber lokal heftigen Süd- bis Südoststürme auf der Alpensüdseite beträchtliche Schäden, wie hier in der Faura di Airolo.
Im Gegensatz zum Nordföhn bringen die seltenen, aber lokal heftigen Süd- bis Südoststürme auf der Alpensüdseite beträchtliche Schäden, wie hier in der Faura di Airolo. (Sezione Forestale/Andrea Guglielmetti)

Südsturm Sturm Vaia hauste übel in den Waldungen des Puschlavs

Schon einige Jahre früher, nämlich am 29.Oktober 2018, verursachte ein stürmischer Süd- bis Südostwind, nämlich der Sturm Vaia im Tessin und besonders im Puschlav grosse Schäden. Allein in der Gemeinde Poschiavo fielen dem Sturm mehr als 43'000 Kubikmeter zum Opfer (Quelle: Bündner Wald Juni 2021). Weit verheerender hauste dieser Sturm in den Wäldern in den italienischen Alpen vom Trentino bis nach Friaul. Dort fällte dieser katastrophale Sturm 8.6 Millionen Kubikmeter Holz (Quelle: https://www.guidedolomiti.com/varie/tempesta-vaia/), also fast ebenso viel wie der Weststurm Lothar in der Schweiz am 26. Dezember 1999. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Süd- bis Südoststurm südlich der Alpen Schäden verursachte, denn bereits am 4. November 1966 fielen dieser Sturmart in den italienischen Alpen viele Waldungen zum Opfer.

Schlimm wütete der Süd- bis Südoststurm Vaia vom 29. Oktober 2018  in der Gemeinde Poschiavo, wo einige Waldflächen kahlrasiert wurden.
Schlimm wütete der Süd- bis Südoststurm Vaia vom 29. Oktober 2018 in der Gemeinde Poschiavo, wo einige Waldflächen kahlrasiert wurden. (https://ilbernina.ch/2019/08/21/tempesta-vaia-e-turismo-intervista-a-diego-battilana/)