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Wolken live
MeteoSchweiz-Blog | 26. Januar 2023
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Wer im Vorhersageraum arbeitet, hat dank der Satellitenbilder die Möglichkeit, die Entstehung, Entwicklung, Bewegung und Auflösung der Wolken live zu verfolgen. Sogar Tausende von Kilometern entfernt. Sie bieten denjenigen, die sie nutzen, zahlreiche Vorteile, wie wir im dritten Teil der Blogreihe zur Satellitenmeteorologie thematisieren.

Satellitenbild: Bewölkung über Europa
Bewölkung über Europa am 5. Oktober 2022 gegen Mittag. (Bild: EUMETSAT)
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Aus dem Fenster schauen reicht nicht

Ein gut gemeinter Vorwurf, der oft an Meteorologinnen und Meteorologen gerichtet wird, ist, dass wir bei der Ausarbeitung unserer Vorhersagen nicht mehr aus dem Fenster schauen. Dabei schauen wir aus dem Fenster, und wie! Aber nicht nur. Um über die Berge vor unseren Fenstern hinausblicken zu können, greifen wir auf die Bilder von Wettersatelliten zurück. Sie umfassen die gesamte Erdoberfläche.

Satellitenbild der Erde
Abb. 1: Wettersatelliten ermöglichen eine nahezu vollständige Abdeckung der Erdoberfläche. (Quelle: MeteoSchweiz & EUMETSAT)

Blogserie zur Satellitenmeteorologie

Am 13. Dezember 2022 ist der erste Satellit einer neuen Generation europäischer Wettersatelliten ins All gestartet. Der erste Satellit der «Meteosat Third Generation», kurz MTG, der Europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten, EUMETSAT, wird einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung von Unwetterwarnungen, Wetterprognosen und der Erforschung des Klimawandels leisten. MeteoSchweiz nimmt dies zum Anlass, sich in einer Blogserie der Satellitenmeteorologie zu widmen.

Störungen: Von den Wolken entlarvt

Die Störungen, die das Wetter in der Schweiz bestimmen, entwickeln sich meist fernab der Alpen, tausende von Kilometern in der Ferne: in der Nordsee, im Atlantik oder auch im Mittelmeer. Wettersatelliten ermöglichen es, die Entwicklung der begleitenden Bewölkung Schritt für Schritt zu verfolgen. Auf diese Weise können Meteorologinnen und Meteorologen - vielleicht sogar ein paar Tage vorweg – die Lage vorhersehen und frühzeitig die aktivsten und potenziell gefährlichsten Wolken erkennen. So werden die entsprechenden Warnungen ausgegeben oder den Piloten, die sie durchqueren müssen, angemessene Ratschläge erteilt.

Satellitenbild mit Wolken vom 22. September 2022
Abb. 2: Der Himmel über der Schweiz ist am 22. September 2022 mittags noch klar und wolkenlos. Aber über dem Atlantik hat sich eine Störung entwickelt. Ihre Anwesenheit wird durch das Wolkenband hervorgehoben, das sich vom Zentralatlantik und über die Britischen Inseln hinweg bis nach Norwegen erstreckt. (Quelle: EUMETSAT)

Vorausschauendes Planen kann Leben retten

Sommergewitter in der Schweiz können so stark sein, dass heftiger Hagelschlag, unerwartete Überschwemmungen und starke Sturmböen auftreten. Leider beschränken sich die Schäden nicht immer auf materielle Aspekte. Durch angemessenes Reagieren ist es jedoch möglich, sich zu schützen. Unwetterwarnungen tragen dazu bei, wenn sie rechtzeitig gemeldet werden. Hier leisten Wettersatelliten Hilfestellung, die in vielen Fällen entscheidend sein kann.

Im Vergleich zu anderen Instrumenten, die erst dann reagieren, wenn sich in der Gewitterwolke bereits Regentropfen oder Hagelkörner gebildet haben, ermöglichen Wettersatelliten eine frühzeitige Erkennung der Gewitterwolke, sobald sie sich zu entwickeln beginnt. Ein Vorsprung von vielleicht nur ein paar Minuten, der aber bei so plötzlichen und heftigen Phänomenen wie Gewittern den Unterschied ausmachen kann.

Gewitterzelle auf Radar-Satellitenbild
Abb. 3: Beispiel der Früherkennung einer Gewitterzelle dank Satellitenbildern. Am 7. Juli 2015 ermöglichten Satelliteninformationen um 11.40 UTC die Identifizierung einer sich über Frankreich entwickelnden Gewitterzelle. Der Wetterradar entdeckte dieselbe Zelle erst um 12.00 UTC (der weisse Pfeil im rechten Bild zeigt die Schätzung der Verschiebung der Gewitterzelle, basierend auf den Radardaten). Das Gewitter entwickelte sich tatsächlich und erreichte wenige Stunden später die Region Genf. (Quelle: MeteoSchweiz & EUMETSAT)

Nebel herrscht. Aber bis wohin? Und bis wann?

In der Schweiz entwickelt sich zwischen Oktober und März mit den langen Nächten in den Ebenen oft Nebel oder Hochnebel. Je nach Wetterlage und Jahreszeit kann er mehr oder weniger ausgedehnt und anhaltend sein. Abgesehen von den Auswirkungen auf das Gemüt der Menschen stört Nebel (ob Hoch- oder Tiefnebel) den Verkehr, sowohl den Strassen- als auch den Luftverkehr. Wann er entsteht und wieder verschwindet ist schwer vorhersehbar und bereitet Meteorologinnen und Meteorologen oft Kopfzerbrechen. Das Wissen um die Ausdehnung des Nebels hilft bei der Beratung und lässt den Zeitpunkt seiner Auflösung besser einschätzen. Von «unten» wird die Sicht aber gerade durch den Nebel behindert. Von «oben» hingegen kann man ihn eindeutig besser beobachten. Auch in diesem Fall sind Wettersatelliten ein wertvoller Verbündeter der Vorhersagedienste.

Abb. 4: Am 26. Dezember 2018 um die Mittagszeit herrschte sowohl auf der Hochebene als auch in der Poebene noch viel Nebel. (Quelle: MeteoSchweiz & EUMETSAT)

Wolken live zu bewundern, ist heute nicht mehr nur Profis vorbehalten. Es gibt online verschiedene Möglichkeiten, die Entwicklung der Wolken in Echtzeit zu sehen:

  1. Durch Abfragen der MeteoSchweiz-App unter «Animationen»
  2. Durch Anzeigen der Bilder direkt auf der Website von MeteoSchweiz.
  3. Auf der EUMETSAT-Website.