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Alternde Luft
MeteoSchweiz-Blog | 15. Februar 2023
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Es ist typisch für das derzeit anhaltende Hochdruckwetter: Während in den Bergen sehr trockene und saubere Luft für sehr gute Fernsicht sorgt, liegt im Flachland eine alternde Kaltluftmasse. Wann kommt die nächste Frischluftzufuhr?

Ausblick von der Hirzelhöchi am Mittwochmorgen, 15.02.2023. Die Nebelobergrenze war ziemlich genau auf 600 Metern. Bild: D. Gerstgrasser
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Temperaturinversion

Charakteristisch für Hochdruckwetterlagen im Winterhalbjahr ist eine Umkehr der klassischen Temperaturabnahme mit der Höhe. Normalerweise nimmt in der Wetterschicht der Atmosphäre, der sogenannten Troposphäre, die Temperatur mit der Höhe ab, bei trockenen Verhältnissen um genau 0.98 °C pro 100 Meter. Dieser Temperaturverlauf ist bei stabilem winterlichem Hochdruckwetter häufig umgekehrt. Absinkvorgänge in der mittleren Troposphäre bewirken in den Bergen eine teils markante Erwärmung, bodennah kühlt die abgekoppelte Luftschicht infolge negativer Strahlungsbilanz und fehlender Frischluftzufuhr immer mehr aus und es bildet sich ein Kaltluftsee. Unten kalt und oben warm sorgt somit für eine Umkehr der klassischen vertikalen Temperaturverteilung, es bildet sich eine Temperaturinversion.

Gemäss Radiosondenaufstieg über Payerne lag in der Nacht zum Mittwoch das Mittelland unter einer deutlichen Temperaturinversion. Die Temperatur (rot) nimmt in den unteren Luftschichten zunächst mit der Höhe zu (von rund -1 auf fast +10 °C) und erst danach ab.
Gemäss Radiosondenaufstieg über Payerne lag in der Nacht zum Mittwoch das Mittelland unter einer deutlichen Temperaturinversion. Die Temperatur (rot) nimmt in den unteren Luftschichten zunächst mit der Höhe zu (von rund -1 auf fast +10 °C) und erst danach ab.

Sperrschicht auf 600-700 Meter

Am Mittwoch lag die Temperaturinversion auf etwa 600 bis 700 Meter Höhe. Sichtbar wird die Inversionshöhe häufig mit der Obergrenze von Nebel oder Hochnebel über dem Flachland. Der Nebel löste sich am Mittwoch bis am frühen Nachmittag meist auf, in der Nordostschweiz hielt er sich wie schon am Dienstag länger.

Das (flache) Nebelmeer am Mittwochvormittag, gesehen vom Meteosat-Satelliten aus 36.000 km Höhe. Tiefe Bewölkung und Nebel wird in diesem Kanal weiss bis helltürkis dargestellt.
Das (flache) Nebelmeer am Mittwochvormittag, gesehen vom Meteosat-Satelliten aus 36.000 km Höhe. Tiefe Bewölkung und Nebel wird in diesem Kanal weiss bis helltürkis dargestellt.
Auch von der Hirzelhöchi war die Nebelobergrenze auf etwa 600 Metern zu sehen, hier mit Blick in Richtung Zentralschweiz und Berner Oberland. Bild: D. Gerstgrasser
Auch von der Hirzelhöchi war die Nebelobergrenze auf etwa 600 Metern zu sehen, hier mit Blick in Richtung Zentralschweiz und Berner Oberland. Bild: D. Gerstgrasser
Am Nebelrand in St. Gallen auf etwa 600 bis 650 Metern. Bild: Meteomeldungen/App.
Am Nebelrand in St. Gallen auf etwa 600 bis 650 Metern. Bild: Meteomeldungen/App.

Unterhalb der Inversion nimmt die Temperatur mit der Höhe zu, die Luftmasse ist stabil geschichtet und Vertikalbewegungen in der Luft werden unterbunden. Erfolgt auch kein horizontaler Luftmassentransport (Advektion), so altert die bodennahe abgekoppelte Kaltluftschicht vor sich hin und reichert sich mit Schwebepartikeln (Aerosole) an. Zu sehen ist dies im Flachland sowohl sichtbar am zurückbleibenden Dunst als auch an der Schadstoffkonzentration von Feinstaub PM10 und Stickstoffdioxid, welche in den vergangenen Tagen angestiegen ist, Tagesgrenzwerte aber nicht überschritten hat.

Verlauf der Feinstaub-Konzentration (PM10) zwischen dem 15.01. und 15.02.2023 am Messstandort Aarau-Buchenhof. Quelle: www.luftqualitaet.ch
Verlauf der Feinstaub-Konzentration (PM10) zwischen dem 15.01. und 15.02.2023 am Messstandort Aarau-Buchenhof. Quelle: www.luftqualitaet.ch

Luftmassenaustausch

Während sich im Mittelland die Luftqualität verschlechtert hat, sorgt weiter oben die erwärmte und sehr trockene Luft für bestes Bergwetter. In der aerosolarmen Luft herrscht ausgezeichnete Fernsicht. Im Vergleich zum Flachland ist dank nächtlichem Bergwind auch in den Alpentälern die Luftqualität besser.

Panorama vom Brisi (Churfirsten) am Mittwochmittag. Links der Alpstein mit Säntis, rechts das Seeztal und der Walensee. Bild: M. Kägi
Panorama vom Brisi (Churfirsten) am Mittwochmittag. Links der Alpstein mit Säntis, rechts das Seeztal und der Walensee. Bild: M. Kägi

Doch wann zeichnet sich wieder ein durchgreifender Luftmassenwechsel ab? Die Flachlandregionen müssen sich bis mindestens Freitag gedulden. Hier dürfte leicht auffrischender Südwestwind zumindest teilweise die alte Luftmasse ausräumen. Noch bessere Chancen bestehen am kommenden Sonntag. Dann sollte eine Front etwas Niederschlag und einen kompletten Luftmassenaustausch bringen.

Weitere Informationen – speziell während anhaltenden winterlichen Hochdruckwetterlagen interessant – gibt es in unserem täglich aktualisierten Inversionswetterbericht, unter anderem hier verfügbar.

Allgemeine und weiterführende Informationen zum Thema Luft sind auch auf den Webseiten des BAFU zu finden.