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Dauerregen im Flachland, markanter Schneefall in den Alpen
MeteoSchweiz-Blog | 16. April 2023
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Ausgesprochen trübes Wetter herrschte am heutigen Sonntag, 16. April 2023: In den nordöstlichen Landesteilen regnete es anhaltend, in den zentralen und östlichen Alpen fielen markante Neuschneemengen. Wir ziehen eine vorläufige Bilanz und vergleichen die gefallenen Neuschneemengen mit den April-Rekordwerten.

Eine Ladung Neuschnee auf der Ibergeregg (SZ, 1400m). Bild: D. Gerstgrasser
Eine Ladung Neuschnee auf der Ibergeregg (SZ, 1400m). Bild: D. Gerstgrasser
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Wetterlage heute

Zwischen einer Hochdruckbrücke, die sich von der Biskaya über den Ärmelkanal und die Nordsee hinweg nach Skandinavien erstreckte, und einem Tiefdruckwirbel über dem zentralen Mittelmeerraum lag die Schweiz in einer Nord-Nordostströmung. Im Zusammenhang mit einer gealterten Luftmassengrenze wurde dabei feuchtkühle Luft zur Schweiz und insbesondere zu den nordöstlichen Landesteilen geführt.

Satellitenbild (sichtbarer Kanal, Bewölkung erscheint in weissen Farbtönen), Luftdruck (weisse Isolinien) und Niederschläge (Europäisches Radarkomposit in Farbe) am Sonntag, 16. April 2023, um 09 UTC.
Satellitenbild (sichtbarer Kanal, Bewölkung erscheint in weissen Farbtönen), Luftdruck (weisse Isolinien) und Niederschläge (Europäisches Radarkomposit in Farbe) am Sonntag, 16. April 2023, um 09 UTC.

In den Niederungen regnerisch und trüb …

Vor allem in der ersten Tageshälfte regnete es in den Niederungen der Deutschschweiz meist anhaltend mit leichter bis mässiger Intensität. Am Nachmittag gab es westlich der Reuss auch trockene Abschnitte und die Temperatur stieg auf Höchstwerte um 11 Grad, im Wallis mit längeren sonnigen Abschnitten bis 14 Grad.

Im Süden formierten sich tagsüber einige flache Quellwolken. Mit 5 bis 7 Stunden Sonnenschein und Nordföhn, welcher bis auf die Talböden des Mittel- und Südtessins hinabgriff, stieg die Temperatur dennoch auf milde 15 bis 20 Grad.

Verlauf von Mittelwind und Böenspitzen (orange, oben), Temperatur und Feuchttemperatur (Linien im mittleren Diagramm) und zehnminütige Niederschlagsmengen (blaue Balken, unten) an der Station Elm. Die Feuchttemperatur wechselt von Rot auf Blau bei +1.3 Grad, was empirisch dem Wechsel von Regen zu Schneefall bzw. dem Absinken der Schneefallgrenze unter die Stationshöhe entspricht).
Verlauf von Mittelwind und Böenspitzen (orange, oben), Temperatur und Feuchttemperatur (Linien im mittleren Diagramm) und zehnminütige Niederschlagsmengen (blaue Balken, unten) an der Station Elm. Die Feuchttemperatur wechselt von Rot auf Blau bei +1.3 Grad, was empirisch dem Wechsel von Regen zu Schneefall bzw. dem Absinken der Schneefallgrenze unter die Stationshöhe entspricht).

… in den Alpen eine Ladung Neuschnee

Die Schneefallgrenze sank in der Nacht auf Sonntag in den östlichen Alpentälern vorübergehend bis 700 m und pendelte sich tagsüber bei 900 bis 1300 m ein. Beispielhaft zeigte der Verlauf der Messwerte an der Station Elm (GL, 958m), wie kurz vor Mitternacht die Temperatur rasant von +2 auf 0 Grad sank, als der Regen in Schnee überging. Der Prozess der «Niederschlagsabkühlung» dürfte in der relativ engen Talkammer bei den anhaltenden Niederschlägen und der geringen Windgeschwindigkeit sehr effizient gewirkt haben und für den raschen Temperaturrückgang um 22 UTC verantwortlich sein (weiterführende Informationen zum Thema «Schneefallgrenze» finden Sie in unserem Lexikon:

https://www.meteoschweiz.admin.ch/wetter/wetter-und-klima-von-a-bis-z/schneefallgrenze.html).

Lassen wir ein paar Bilder sprechen, die uns heute zugesendet wurden. Der virtuelle Blick geht von den eingeschneiten Gebieten der östlichen Alpen über die bewölkte, aber trockene Westschweiz in den sonnigen Süden (Bilder wischen um zu wechseln):

Niederschlagsmengen

Seit Samstagnachmittag sind in weiten Teilen der Deutschschweiz 10 bis 20 mm, lokal bis 40 mm Niederschlag gefallen (Stand Sonntag, 16. April, 16 Uhr). In den Alpen wurden 24-stündige Neuschneesummen von 10 bis 30 cm, am zentralen und östlichen Alpennordhang oberhalb von 1500 m 30 bis 50 cm gemessen.

In den vergangenen drei Tagen fiel am Alpennordhang gebietsweise ein halber bis ein Meter Neuschnee (laufend aktualisierte Messwerte des SLF:

https://www.slf.ch/de/lawinenbulletin-und-schneesituation/messwerte.html).

Diese Neuschneemengen sind insofern markant, da sie am Ende eines (in den östlichen Alpen) bisher eher schneearmen Winters gefallen sind und zumindest in den Hochalpen das Defizit im Vergleich zu den langjährigen Schneehöhen für die Mitte des Monats April noch leicht korrigieren.

Vergleich mit April-Rekordwerten

Derartige Winterrückfälle mit Schnee bis in tiefe Lagen sind für den Monat April völlig normal. Ein Blick in die Rekordwerte ausgewählter Stationen der zentralen und östlichen Alpen zeigt viele Ereignisse mit deutlich höheren 24-stündigen Neuschneesummen als im aktuellen Ereignis. Eine kleine Auswahl der absoluten Rekorde ist in der nachfolgenden Tabelle wiedergegeben.

Neuschneehöhe 24 Stunden, Rekordwerte für ausgewählte Stationen in den zentralen und östlichen Schweizer Alpen.
Neuschneehöhe 24 Stunden, Rekordwerte für ausgewählte Stationen in den zentralen und östlichen Schweizer Alpen.

Zögerlich nachlassende Niederschläge

In der Nacht auf Montag lassen die Niederschläge langsam nach bzw. gehen im Verlauf des Montags in kleinräumige Schauer über. Gleichzeitig kommt eine schwache bis mässige Bise auf und trocknet die Luft allmählich ab.

Prognostizierte Neuschneemenge von Sonntagabend bis Montagmorgen, 17. April 2023. Datengrundlage: Kontrolllauf des Vorhersagemodells COSMO-1E der MeteoSchweiz, Stand Sonntag 15 Uhr.
Prognostizierte Neuschneemenge von Sonntagabend bis Montagmorgen, 17. April 2023. Datengrundlage: Kontrolllauf des Vorhersagemodells COSMO-1E der MeteoSchweiz, Stand Sonntag 15 Uhr.

In der neuen Woche beschäftigt uns Meteorologen ein kleinräumiger, aber voraussichtlich sehr wetteraktiver Kaltlufttropfen, der sich von Osten herkommend über die Schweiz hinweg oder knapp an uns vorbei bewegt. Wir halten Sie auf dem Laufenden an derselben Stelle in unserem täglichen Wetterblog sowie mit unseren laufend aktualisierten Prognosen auf der App und unserer Website.