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Temperaturschwankungen und ihre Auswirkungen

MeteoSchweiz-Blog | 27. April 2023
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Der April 2023 zeigte sich zwar von seiner kühlen Seite, aber ohne grosse Temperatursprünge. Ganz im Gegensatz zum vergangenen Winter, der regional Temperaturschwankungen im «Jahrhundertbereich» brachte. Ob und wie sich dies auswirken kann, beleuchten wir im heutigen Blog.

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Kühler April

Der Monat April neigt sich zwar langsam seinem Ende zu. Er zieht aber bis am Schluss sein Programm mit wechselhaftem Wetter durch: von sonnig bis stark bewölkt, von trocken bis kräftigen Niederschlägen inklusive Schnee in den Bergen oder Gewittern, von windschwach bis böig.

Temperaturmässig zeigte uns der bisherige April seine kalte Schulter. Auch wenn er gegen Ende Monat noch etwas aufholen dürfte, so fällt er doch insgesamt kühl aus (im Vergleich zum langjährigen Mittel von 1991 bis 2020). Im Vergleich zur Normperiode 1961 bis 1991 hingegen könnte dieser April als ganz normal bezeichnet werden.

Einen detaillierten Rückblick auf den April finden Sie morgen im Klimablog.

Temperaturschwankungen von Tag zu Tag

Bei den Temperaturunterschieden gab es die üblichen Kapriolen, wie sie für den April typisch sind. Es kam mehrmals vor, dass es von kühl auf mild oder umgekehrt wechselte. Allerdings betrug die grösste Differenz von einem Tag auf den anderen lediglich rund 7 Grad, was im April keine Besonderheit darstellt. Insbesondere auch im Vergleich mit den stärksten Rückgängen und Anstiegen der Tageshöchsttemperatur, die in der Schweiz zwischen 14 und 17 Grad erreichen können und damit deutlich höher liegen. Die markantesten Abkühlungen finden oft im Sommer nach dem Ende von Hitzephasen statt, weil Kälteeinbrüche oft zusätzlich starke Bewölkung und Regen bringen, sodass die bedeutsame Sonneneinstrahlung vom Vortag wegfällt.

Frostnächte

Bezüglich Frostnächten lag der April 2023 beim Luftfrost (auf 2 Metern Höhe gemessen) bisher im Mittel der Normwerte, die im Mittelland bei 3 bis 6 Nächten liegen. Bodenfrost trat weitaus häufiger auf, nämlich an knapp der Hälfte der Nächte. Meist gab es schwachen bis mässigen Bodenfrost, vereinzelt aber auch starken (tiefer als -4 Grad, gemessen auf 5 cm über Gras).

Markante Kälterückfälle mit verbreitetem Bodenfrost im Flachland wie anfangs und Mitte April sowie um den 20. herum sind aber für die Jahreszeit nichts Aussergewöhnliches und zeigen lediglich eine Seite der klimatologischen Bandbreite beim Frühlings- und Aprilwetter.

Temperaturschwankungen im vergangenen Winter

Im Gegensatz zum April war der vergangene Winter temperaturmässig grossen Schwankungen unterworfen. Der Dezember begann winterlich, dann war es bis Mitte Januar sehr mild, die zweite Januarhälfte zeigte sich wiederum kalt, der Februar dann mild – sozusagen «vom Winter in den Frühsommer und zurück in den Winter», und das alles innerhalb von 30 Tagen. An Silvester zum Beispiel brachte warme Subtropikluft auf der Alpennordseite lokal 17 bis knapp 21 °C.

Die Schwankungen lagen regional sogar im «Jahrhundert»-Bereich. Zur Wintermitte herrschte eine Wärme, die weit über dem steht, was wir aus den über 150-jährigen Messungen kennen.

Auswirkungen in der Tierwelt

Bringen nun solche starken winterlichen Temperaturschwankungen im folgenden Frühling beispielsweise weniger Probleme mit Schädlingen? Viele Landwirte oder Gärtnerinnen erhoffen sich, dass Lästlinge wie Schnecken, Läuse und ihre Kollegen in kalten Wintern dezimiert werden oder solche Schwankungen nur schlecht überstehen.

Leider ist es so, dass diese Frage nicht befriedigend und über alle Tiergattungen hinweg beantwortet werden kann. Extrem kalte wie auch milde Winter sind zwar nachteilig für viele Arten, aber die meisten Tiere sind sehr flexibel und zumindest die einheimischen sind an unsere Winter und auch an garstige Bedingungen angepasst. Dabei gibt es unterschiedliche Strategien, um dem Winter zu trotzen: die einen verkriechen sich an geschützte Orte und machen eine Winterruhe, andere packen sich ein und wieder andere stellen Alkohol als Antifrostmittel her, damit ihre Zellen nicht durch den Frost beschädigt werden.

Entscheidender als Wetter oder Temperaturen im Winter ist allerdings für die meisten Arten die Witterung im Frühling. Starke Spätfröste oder sehr trockene bzw. sehr feuchte Perioden haben einen grösseren Einfluss auf die Lebensbedingungen vieler Tiere. Wichtig ist es auch, den richtigen Zeitpunkt für das Erwachen aus dem Winterschlaf oder der Winterruhe zu finden. Ist es zu früh, kann es fatale Folgen haben.

Es muss allerdings betont werden, dass nur ein sehr kleiner Teil - beispielsweise der Insekten - in landwirtschaftlichen Kulturen Schäden anrichtet. Ein grosser Teil der Insektenwelt besteht aus Nützlingen, die für das Funktionieren unseres Ökosystems unabdingbar sind.

Auswirkungen in der Pflanzenwelt

Ähnlich wie bei den Tieren kann sich auch bei den Pflanzen ein zu frühes Erwachen bzw. eine zu rasche Vegetationsentwicklung fatal auswirken. Die milde Phase zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar hatte insbesondere für nicht einheimische Pflanzen negative Folgen, indem beispielsweise an geschützten Orten wachsende Aprikosenbäume zu blühen begannen, worauf diese Blüten und teils auch Blätter in der Kältephase Ende Januar abstarben.

Nachdem die Entwicklung der Pflanzen im März noch einen markanten Vorsprung im Vergleich zum Mittel zeigte, vermochte das kühle Aprilwetter diese wieder zu bremsen. Die aktuellen Beobachtungen entsprechen deshalb einer «normalen» Vegetationsentwicklung. Blühen zum Beispiel Obstbäume oder Beerensträucher zur üblichen Zeit, reduziert dies das Risiko für Schäden durch Spätfröste im Vergleich zu einer sehr frühen Blütezeit.

Weitere Entwicklung

Die Temperaturen haben sich nun auf ein für die Jahreszeit übliches Niveau erholt und bleiben auch bis Ende April in diesem Bereich. Auf Anfang Mai gehen sie zwar wieder leicht zurück, um sich dann aber im Laufe der zweiten Wochenhälfte wieder zu steigern, sodass vielerorts im Flachland der Alpennordseite Höchstwerte um 20 Grad erreicht werden dürften. Auch sollten kaum mehr grössere Temperaturschwankungen von Tag zu Tag auftreten, was wetterempfindlichen Menschen oftmals zu schaffen macht. Ob sich in der Folge eine stabile Wetterperiode mit viel Sonne und Wärme einstellt, ist momentan noch unklar.