Was verursacht diese Niederschlagsvariabilität im Winter?
Der Hauptgrund für einen Anstieg der Niederschlagssummen im Winter ist der Anstieg der Durchschnittstemperatur. Für jedes zusätzliche Grad kann die Luft etwa 7 % mehr Wasserdampf enthalten. In den letzten Jahren wurden mehrere starke Winterniederschläge beobachtet, wobei die Schneefallgrenze oft in relativ grosser Höhe lag. Seit 1901 wurde eine Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Starkniederschlagsereignissen gemessen, und die Nullgradgrenze ist seit 1961 um 300 bis 400 m gestiegen (CH2018: Klimaszenarien für die Schweiz).
Die Niederschläge hängen jedoch hauptsächlich von der atmosphärischen Zirkulation ab, das heisst von der Häufigkeit von Hoch- und Tiefdruckwetterlagen, die für die Zufuhr von Feuchtigkeit in die Alpen mehr oder weniger günstig sind.
Der in der Vergangenheit und auch heute bekannte Wechsel von tiefdruckbestimmten niederschlagsreichen Wintern und hochdruckbestimmten niederschlagsarmen Wintern wird es auch in Zukunft geben. Diese Variabilität wird von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Sie hängt von internen und externen Faktoren des globalen Klimasystems ab.
Zu den internen Faktoren gehören Phänomene wie El Niño/La Niña oder die Temperaturvariabilität des Atlantiks (multidekadische atlantische Oszillation). Zu den externen Faktoren gehören Vulkanausbrüche, die Variabilität der Sonnenaktivität (z. B. der 11-Jahres-Zyklus) und die anthropogenen Treibhausgasemissionen. All diese Faktoren modulieren die Wetter- und Klimavariabilität auf verschiedenen Skalen (monatlich bis multidekadisch).
Es ist daher schwer zu sagen, wie die globale Erwärmung die atmosphärische Zirkulation beeinflusst. Allerdings lässt sich eine Ausdehnung der subtropischen Hochdruckgebiete nach Norden beobachten (Cresswell-Clay et al. 2022, Li et al. 2012). Dieser Trend zeigt sich in der Schweiz zum Beispiel mit häufigeren Hochdrucklagen im Winter.
Ein Anstieg der Winterniederschläge in Verbindung mit einem Anstieg der Durchschnittstemperatur ist trotz einer Zunahme der Anzahl von Hochdruckwetterlagen möglich. Dies führt zu einer grösseren Variabilität von einem Winter zum anderen sowie innerhalb eines Winters, wobei sich niederschlagsarme Monate mit niederschlagsreichen abwechseln können. Der diesjährige Spätwinter ist ein gutes Beispiel dafür, mit einem aussergewöhnlich niederschlagsarmen Februar und einem sehr nassen März, insbesondere im Wallis.