Inhaltsbereich

Ein Hoch auf Vera

MeteoSchweiz-Blog | 28. Mai 2023
9 Kommentare

Das Hoch «Vera» ist derzeit im Alpenraum vorwiegend wetterbestimmend. Es sorgt zumindest auf der Alpennordseite für eine trockene Bisenströmung sowie für stabiles und meist sonniges Wetter. Ein paar Schönheitsfehler bleiben aber auch diesem prächtigen Hochdruckgebiet nicht erspart.

  • Wetter

Fussbereich

Top Bar Navigation

Alle Schweizer BundesbehördenAlle Schweizer Bundesbehörden

Gekommen um zu bleiben

So wie sich im April und in der ersten Maihälfte eine unbeständige und teils kühle Wetterlage eingefahren hatte, so installierte sich in den letzten Tagen die nächste und wahrscheinlich für längere Zeit persistente Grosswetterlage. Zwei Hochdruckgebiete haben nördlich der Schweiz eine Brücke geschlagen: Das aktuell wetterbestimmende Hoch «Vera» hat seinen Kern zum Baltikum verlagert. Das nächste kräftige Hoch namens «Wiola» befindet sich westlich von Irland und bleibt in den nächsten Tagen nahezu ortsfest dort liegen. Der Alpenraum liegt am Südrand der grossen Hochdruckzone in einer trockenen Bisenströmung. Sie bringt der Alpennordseite bis auf Weiteres stabiles und meist sonniges Wetter.

Seit letztem Jahr erhalten Tiefdruckgebiete mit mittleren bis starken Auswirkungen neu einen europaweit koordinierten Namen. Weitere Informationen dazu gibt es in diesem Blog. Die Aktion Wetterpate der Freien Universität Berlin und des Vereins Berliner Wetterkarte ist davon nicht betroffen. Unabhängig des neuen, übergeordneten Prozesses für Sturmnamen in Europa werden hier weiterhin Vornamen für Hoch- und Tiefdruckgebiete vergeben. So kamen auch die derzeit aktiven Hochdruckgebiete «Vera» und «Wiola» zu ihren Namen.

Erster Schönheitsfehler

So trocken und stabil die mit Bise eingeflossene Luft auf der Alpennordseite auch ist: In den Alpen und vor allem auf der Alpensüdseite liegt eine deutlich feuchtere und instabil geschichtete Luftmasse. Sie wurde gestern Samstag mit der tageszeitlichen Erwärmung und mit einem sich nähernden, kleinen Höhentrog aktiviert und produzierte einige Schauer und Gewitter. In Locarno-Monti fielen 53 mm Niederschlag.

Dieses Spiel geht in den nächsten Tagen mehr oder weniger so weiter. Auch am Sonntagnachmittag und Sonntagabend sind in den Alpen und vor allem südlich davon einige Schauer und Gewitter zu erwarten. Typisch bei dieser Wetterlage ist auch der Hochjura ganz im Südwesten der Schweiz anfällig für lokale Gewitter. Dagegen werden Gewitter unmittelbar längs der Voralpen durch die trockene Bise weitgehend verhindert.

Zweiter Schönheitsfehler

Die feuchtere Luft in den Alpen und im Süden ist von vornherein nicht so sichtig. Aber auch auf der Alpennordseite ist die Luft nicht ganz klar, obwohl die Luft trocken und gut durchmischt ist. Grund dafür ist einerseits eine bereits etwas gealterte und mit kleinen Partikeln (Aerosole) angereicherte Luftmasse in der unteren Troposphäre. In frisch eingeflossener Meeresluft, die unter Hochdruckeinfluss gerät und abgetrocknet wird, wäre die Sicht deutlich besser.

Andererseits sind derzeit die oberen Luftschichten etwas getrübt. Oberhalb von 4 bis 5 Kilometern haben uns dünne Aerosol- und Rauchschleier mit Russ- und Aschepartikeln von Waldbränden in Kanada erreicht. Sie legten mit der Höhenströmung einen weiten Weg quer über den Atlantik zurück. Verfolgen und bestätigen lässt sich dies mit Rückwärtstrajektorien. Auf dem Satellitenbild sind die dünnen Schleier im sichtbaren Kanal am besten kurz nach Sonnenaufgang zu erkennen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die westliche Höhenströmung Rauch- und Aschepartikel von Waldbränden in Nordamerika bis zu uns transportiert. Ein besonders starkes Ereignis gab es im Sommer 2017. Mehr darüber kann hier (pdf) nachgelesen werden.