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Nach Italien nun auch in Spanien viel Regen

MeteoSchweiz-Blog | 23. Mai 2023
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Auf Dürre folgt Sturzflut. Was Italien vor wenigen Tagen erlebt hat, wiederholt sich nun in Spanien. Über der Region um Valencia entladen sich seit gestern heftige Gewitter, vereinzelt wurden neue Regenrekorde gemeldet. Die Auswirkungen scheinen aber bisher glücklicherweise weniger heftig zu sein.

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Die Mittelmeerregion ist bekannt für seine langen, heissen und trockenen Sommer. Wenig erstaunlich, dass in diesen Regionen das Ausbleiben der Winterniederschläge Anlass zu grosser Sorge gibt. Dies war in diesem Frühling der Fall in Italien und auf der Iberischen Halbinsel, wo das Wetter bisher viel zu trocken war.

Vor einigen Tagen stellte sich jedoch -  quasi auf dem letzten Zacken vor dem Sommer - die Wetterlage um: Im zentralen und nun auch im westlichen Mittelmeerraum übernahmen Tiefdruckgebiete das Zepter.

Das Mittelmeertief - klein, aber aktiv

Die Mittelmeertiefs sind oft relativ klein und sehen -  im Gegensatz zu den Tiefs über dem Atlantik - auf der Bodenwetterkarte meist nicht eindrücklich aus. Sie sind aber nicht zu unterschätzen: In diesen Wettersystemen ist der Unterschied zwischen der kalten Luft in der Höhe und dem warmen Meer gross. Dieser Temperaturunterschied labilisiert die Atmosphäre und die vom Meer angefeuchtete Luft steigt in die Höhe, was sich in teils heftigen Gewittern oder ausgiebigem Stauregen an den Gebirgen äussert. Diese Wetterlage ist besonders im Winterhalbjahr im Mittelmeerraum nicht selten, weshalb dort heftige Niederschläge grundsätzlich nicht ungewöhnlich sind. Das Tief der letzten Tage war aber aus verschiedenen Gründen besonders intensiv und so ging der langersehnte Regen teils als Sturzflut nieder, welche an einigen Orten in Italien und um die Adria neue Rekorde aufstellte und schwere Überschwemmung verursachte.

Weiterer Regen vorausgesagt

Nun hat sich das Zentrum der Tiefdruckaktivität nach Spanien verlagert, wo seit gestern an einigen Orten grosse Regenmengen niedergingen. Bei Ontinyent, südlich von Valencia, fielen in 12 Stunden 127 mm Regen, was in der über 100-jährigen Messreihe einen neuen Rekord für einen Frühling- oder Sommermonat darstellt. Gemäss dem offiziellen Wetterdienst der Region fielen dort und auch am Flughafen Alicante-Elche in diesen zwei Tagen bereits mehr Regen als in den vergangenen sechs Monate zuvor.

Pfingstwetter- entgegen allen Klischees

Die Mittelmeerregion bleibt auch in den nächsten Tagen unter Tiefdruckeinfluss, während sich vom Atlantik allmählich ein Hoch nach Polen ausdehnt. Mit dieser Entwicklung werden gängige Klischees über den Haufen geworfen: Die Pfingstlager in der Schweiz haben den Ruf, eine Schlammschlacht im Regenwetter zu sein. In diesem Jahr werden sie aber zumindest auf der Alpennordseite trocken über die Bühne gehen. Auch im europäischem Massstab müssen Vorurteile überdacht werden: Im sonst für sein notorisch wechselhaftes Wetter bekannte Irland bleibt es in den nächsten zehn Tage praktisch trocken, während im Mittelmeergebiet mit Schauer und Gewitter zu rechnen ist.

Gemäss dem europäischen Zentrum für Mittelfristprognosen (ECMWF) wird dieser Trend sogar noch nächste Woche anhalten.

Niederschlagstrend für die Woche vom 29.  Mai 2023 - 5. Juni 2023- Grün eingefärbt sind die Regionen, wo mehr Regen als üblich erwartet wird, braun wo es trockener als üblich bleibt. (Quelle: ECMWF)

Sollte dies eintreffen, wird dieser Regen in den meisten Mittelmeerregionen hochwillkommen sein. Mit etwas Glück gehen diese Niederschläge in moderaterer Form nieder, so dass die Böden sie zum guten Teil auch aufnehmen können.

Wer sich übrigens aus eigener Hand noch weiter über das Tief bei Spanien informieren will, kann im Internet unter dem Stichwort «Dana» suchen. «Dana» ist der spanische Ausdruck für Kaltlufttropfen und bezeichnet die Art von Tief, welches aktuell über dem Mittelmeer liegt.