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Das Winterhalbjahr 2022/23 in den Alpen

MeteoSchweiz-Blog | 13. Juni 2023

Die zweite Ausgabe der Berichtsreihe «Alpenklima» vom Deutschen Wetterdienst, Geosphere Austria und MeteoSchweiz zeigt den Klimazustand im Alpenraum der drei Länder für das vergangene Winterhalbjahr von November 2022 bis April 2023. Es war geprägt von einer langanhaltenden Trockenheit, Schneemangel und weitgehend überdurchschnittlichen Temperaturen.

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Im letzten Dezember veröffentlichten die nationalen Wetterdienste Deutschlands, Österreichs und der Schweiz das erste Bulletin zum Klima in den zentralen und östlichen Alpen. Im damaligen Bericht zum Sommerhalbjahr 2022 gab es zwei Hauptthemen: überdurchschnittliche Temperaturen und anhaltende Trockenheit. Diese Themen sollten uns auch im darauffolgenden Winterhalbjahr von November 2022 bis April 2023 wieder beschäftigen (Alpenklima Winterbulletin 2022/23).

Zu warm bis im März

Die Monate November 2022 bis März 2023 waren vor allem in den Alpentälern und tieferen Lagen bis 1500 m ü.M. durchwegs wärmer als die Referenzperiode 1991-2020. Rekordhohe Tagestemperaturen gab es zum Jahreswechsel. Ab dem letzten Dezemberdrittel herrschte eine regelrechte Wärmewelle im Alpenraum der drei Länder. Einige Messstandorte erreichten neue Dezember- oder Januarrekorde: In Vaduz (FL) kletterte das Thermometer erstmals in einem Dezember auf 19,3 °C. Am Hohenpeißenberg (DE) wurde mit 18,6 °C ein neuer Höchstwert für den Zeitraum von Mitte Dezember bis Mitte Januar registriert. In der Nähe von München wurde an Silvester die 20 °C-Marke überschritten. An Neujahr gab es dann in Vaduz genau 20 °C.

Die mehrtägige Wärmewelle führte dazu, dass die 31 Tage zwischen dem 15. Dezember 2022 und 14. Januar 2023 an manchen Standorten mit langer Messgeschichte zu den wärmsten seit Messbeginn gehörten. So wurde z.B. in Andermatt (1435 m ü.M.) erstmals in diesem Zeitraum eine Durchschnittstemperatur von über 0 °C erreicht.

Wenig Niederschlag in den Südalpen

Nicht nur die Wärme blieb nach dem Sommerhalbjahr 2022 weiterhin ein Thema, sondern auch der Niederschlagsmangel. Von November bis Februar gab es in den meisten Gebieten der zentralen und östlichen Alpen zu geringe Niederschlagsmengen im Vergleich zum Durchschnitt der Periode 1991-2020. Nur in Teilen der österreichischen Südalpen wurden normale oder überdurchschnittliche Niederschlagsmengen erreicht. Am wenigsten Niederschlag erhielt das Tessin. In dieser Region war der Februar selbst am trockensten. Vom 6. bis am 21. Februar fiel in der Schweiz verbreitet gar kein Niederschlag. Im Zeitraum November 2022 bis Februar 2023 gab es in den Tälern nördlich des Lago Maggiore (CH) weniger als die Hälfte des normalen Niederschlags. Häufige Hochdrucklagen und weitgehend fehlende Südstaulagen können als Hauptgründe für die im Tessin herrschende Trockenheit bis März angeführt werden.

Sehr wenig Schnee

Die Niederschlagsarmut, gepaart mit milden Temperaturen, erklärt den Umstand, dass über das vergangene Winterhalbjahr bis März in vielen Gebieten sehr wenig Schnee lag.

Das Schneedefizit in den Nordalpen war an tiefer gelegenen Stationen am grössten. Unterhalb von 1700 m ü.M. betrug die mittlere Schneehöhe von Dezember bis Februar nur 34 % des langjährigen Durchschnitts. In Grächen (1605 m ü. M.) entsprach die mittlere Schneehöhe in dieser Zeit sogar nur 4 % des Wertes der Referenzperiode. Zwischen 1700 und 2000 m ü.M. war die Schneedecke im meteorologischen Winter etwa halb so hoch wie im Mittel des Bezugszeitraums 1991-2020.

Oberhalb von 2000 m fiel das Schneedefizit nicht ganz so stark aus, dort waren die Schneehöhen im Mittel bei 63 % des vieljährigen Mittelwertes für Dezember bis Februar bzw. 66% für das gesamte Winterhalbjahr November bis April.

Mitte April gab es nochmals starke Schneefälle, vor allem in den höher gelegenen Regionen der Nordalpen. Die Schneedecke am Ende des Winterhalbjahres im April erreichte zum Teil den Normbereich. Bei Betrachtung des gesamten Winterhalbjahres konnten die Schneefälle das Defizit aber nur stellenweise beheben.

Auswirkungen des Schneemangels

Der Schnee in den Alpen ist zum einen wichtig für die Gletscher, zum anderen kann das langsam schmelzende Schneewasser besser von den Böden aufgenommen werden als Regenwasser. Auch für die Wasserverfügbarkeit im Flachland ist der Schnee in den Alpen entscheidend. Er dient als Speicher für Winterniederschläge.

Schneemangel im Winter kann die Auswirkungen einer längeren Trockenperiode im Sommer verschärfen. Auch der zeitliche Verlauf des Schneemangels innerhalb des Winterhalbjahres beeinflusst die Auswirkung des Defizits. Während die Schneearmut im vergangenen Winter dem Tourismussektor grosse Probleme bereitete, ist für Gletscher und Wasserversorgung durch Schmelzwasser die Schneedecke am Ende des Winters entscheidend. Hier haben die starken Schneefälle im April in den hochalpinen Lagen Grossteils zu einer leichten Entspannung der Lage geführt.

Die zu erwartenden zukünftigen Entwicklungen der winterlichen Schneedecke, gepaart mit steigenden Temperaturen und einem projizierten Rückgang der Sommerniederschläge bis Ende des Jahrhunderts deuten jedoch darauf hin, dass die Auswirkungen des Schneemangels in Zukunft noch sichtbarer werden.

Weiterführende Informationen

Die Details zur klimatologischen Einordnung des vergangenen Winterhalbjahres finden Sie im Alpenklima Winterbulletin 2022/23.

Das nächste Alpenklimabulletin wird im Dezember 2023 erscheinen und das bereits angelaufene Sommerhalbjahr behandeln.