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Ausserordentlich sonnig
MeteoSchweiz-Blog | 14. Juni 2023
20 Kommentare

Die vergangenen Tage und Wochen waren in der Deutschschweiz extrem sonnig. Zwischen dem 25. Mai und dem 12. Juni zeigte sich die Sonne fast uneingeschränkt. Dies ist zur jetzigen Jahreszeit sehr selten. Wir werfen im heutigen MeteoBlog ein Blick auf die doch ungewöhnlichen Verhältnisse.

Infolge der trockenen Luft waren heute auch in den Alpen nur wenige Wolken auszumachen, wie hier in Vals. Bild: Nicole Graf.
Infolge der trockenen Luft waren heute auch in den Alpen nur wenige Wolken auszumachen, wie hier in Vals. Bild: Nicole Graf.
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Spezielle Druckverhältnisse über Europa

Normalerweise herrscht in der Zeit zwischen Ende Mai und Mitte Juni tiefer Luftdruck über Nordeuropa während über dem Mittelmeer besonders in höheren Luftschichten hoher Luftdruck auszumachen ist. Dazwischen herrscht über Mitteleuropa eine Westströmung vor, welche hie und da feuchtere Meeresluft zur Schweiz steuert. Damit kommt es immer wieder zu stärkerer Bewölkung und zu Niederschlägen.

Zwischen dem 25. Mai 2023 und dem 12. Juni 2023 war die Druckverteilung eine völlig andere. Ein Hoch lag die meiste Zeit über den Britischen Inseln und erstreckte sich über Mittel- bis nach Osteuropa. Die Schweiz lag am Südrand in einer Bisenströmung. Diese führte nur mässig warme, aber trockene Luft zur Schweiz.

Mittlere Verteilung des Geopotentials auf 850 hPa (ca. 1500 M. ü. M.) in der Periode vom 25. Mai bis zum 11. Juni in den Jahren 1991-2020. Im Alpenraum herrschen zwischen hohen Geopotentialen (entspricht hohem Luftdruck) über dem Mittelmeer und tiefen Geopotentialen (entspricht tiefem Luftdruck) über Nordeuropa im Alpenraum westliche Winde (grüner Pfeil) vor.
Mittlere Verteilung des Geopotentials auf 850 hPa (ca. 1500 M. ü. M.) in der Periode vom 25. Mai bis zum 11. Juni in den Jahren 1991-2020. Im Alpenraum herrschen zwischen hohen Geopotentialen (entspricht hohem Luftdruck) über dem Mittelmeer und tiefen Geopotentialen (entspricht tiefem Luftdruck) über Nordeuropa im Alpenraum westliche Winde (grüner Pfeil) vor. (https://psl.noaa.gov/cgi-bin/data/composites/)
Mittlere Verteilung des Geopotentials auf 850 hPa (ca. 1500 M. ü. M.) in Europa zwischen dem 25. Mai 2023 und dem 11. Juni 2023.  Über den Britischen Inseln sind hohe Geopotentiale auszumachen. Auch Mitteleuropa weist hohe Geopotentiale auf, welche im Alpenraum zu einer Ostströmung (oranger Pfeil) führen.
Mittlere Verteilung des Geopotentials auf 850 hPa (ca. 1500 M. ü. M.) in Europa zwischen dem 25. Mai 2023 und dem 11. Juni 2023. Über den Britischen Inseln sind hohe Geopotentiale auszumachen. Auch Mitteleuropa weist hohe Geopotentiale auf, welche im Alpenraum zu einer Ostströmung (oranger Pfeil) führen. (https://psl.noaa.gov/cgi-bin/data/composites/c)

Im Flachland der Deutschschweiz ausserordentlich sonnig

Die andauernde, trockene Bisenströmung sorgte im zentralen und östlichen Mittelland und am Juranordfuss für ungewöhnlich sonnige Verhältnisse. In Zürich beispielsweise erreichte die Besonnung zwischen dem 25. Mai 2023 und den 12. Juni 2023 85 % der absolut möglichen Sonnenscheindauer. In dieser Zeitperiode wurde seit Anfang des letzten Jahrhunderts ein derart hoher Wert nie erreicht. Der bisherige Höchstwert erreichte in Zürich 71 % und wurde im Jahr 1947 erzielt. Nicht nur in Zürich, sondern auch in Genf und Lugano wurde in der obgenannten Zeitperiode noch nie eine relative Besonnung von 85 % erreicht. In Genf wurde bisher als Höchstwert 79 % aufgezeichnet, und zwar im Jahr 1918. In Lugano waren es 80 % im Jahr 1947. Das Jahr 1947 ist übrigens bekannt für seinen ausserordentlichen heissen Sommer.

Sonnenscheindauer in der Schweiz zwischen dem 25. Mai 2023 und dem 12. Juni 2023, Verhältnis zur Norm 1991-2020. Besonders im Flachland der Deutschschweiz war diese Zeitperiode ausserordentlich sonnig.
Sonnenscheindauer in der Schweiz zwischen dem 25. Mai 2023 und dem 12. Juni 2023, Verhältnis zur Norm 1991-2020. Besonders im Flachland der Deutschschweiz war diese Zeitperiode ausserordentlich sonnig. (MeteoSchweiz)

Längere extrem sonnige Perioden kommen im Sommer immer wieder mal vor

Die genannte Zeitperiode von 25. Mai bis 12. Juni dauert 19 Tage. Es gab allerdings im Sommer schon Kalendermonate, welche ähnliche relative Besonnungswerte erzielten. Dies war in Genf im August 1911 mit 86 % und im Juli 2022 mit 85 % der Fall. In Lugano erreichte der Juli 1945 86 %, der lange zurückliegende August 1906 brachte es dort sogar auf 89 % vom maximal Möglichen.

Über den ganzen Sommer betrachtet, das heisst über die Monte Juni, Juli, August gemittelt, können in der Schweiz Besonnungwerte von 60 bis knapp 80 % erreicht werden. Der sonnigste Sommer in Zürich erreichte eine relative Besonnung von 69 % und datiert aus dem Jahr 1911. In Genf wurde ein Höchstwert von 77 % erreicht und konnte ebenfalls im Jahr 1911 aufgezeichnet werden. Lugano kommt im Jahr 1906 sogar auf 78 %.

Zwischen 1901 und 2022 lag die relative Besonnung in Bezug zum absolut Möglichen in Zürich bei rund 50 %, in Genf bei rund 60 % und in Lugano bei 64 %. Damit ist erneut bestätigt, dass die Sommer besonders auf der Alpensüdseite deutlich sonniger ausfallen als in der Deutschschweiz.

Verlauf der relativen Sonnenscheindauer im Verhältnis zum absolut Möglichen im Sommer (Juni-August) zwischen 1901 und 2022. Lugano und Genf sind im allgemeinen deutlich sonniger.
Verlauf der relativen Sonnenscheindauer im Verhältnis zum absolut Möglichen im Sommer (Juni-August) zwischen 1901 und 2022. Lugano und Genf sind im allgemeinen deutlich sonniger. (MeteoSchweiz)