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Extrem warme Nacht in einigen Föhntälern

MeteoSchweiz-Blog | 22. Juni 2023
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In der Nacht auf heute setzte in den Alpentälern des östlichen Alpennordhangs der Föhn ein und bewirkte dort eine extrem warme zweite Nachthälfte. Die hohen Temperaturen der Föhntäler sind das Thema des heutigen Meteoblogs.

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Mittlere Temperaturen repräsentieren bei Föhn die warmen Nächte besser als das Nachtminimum

Der Föhn macht nicht selten während der Nacht eine kurze Pause, was die Temperatur vorübergehend einige Grade sinkend lässt. Insgesamt ist aber die Nacht dann trotzdem sehr warm. Es kann deshalb sinnvoll sein, die Mitteltemperatur während der zweiten Nachthälfte, das heisst zwischen 00 und 06 UTC  (02 bis 08 Uhr Schweizerische Sommerzeit), anstelle des Nachtminimums in Betracht zu ziehen. In diesem Blog wird hauptsächlich die Mitteltemperatur der zweiten Nachthälfte in Betracht gezogen.

Der Föhn liess die Temperaturen in einigen Alpentälern auf extrem hohe Werte steigen

Die seit einigen Tagen herrschende südwestliche Höhenströmung liess gestern am späten Abend in den Alpentälern den Föhn aufkommen.  Er machte sich unter anderem im Oberhasli, im Urner Reusstal, im Sernftal und im Churer und St. Galler Rheintal bemerkbar. Dabei stiegen die Temperaturen auf sehr hohe Werte und blieben in der Folge bis gegen den Morgen hin sehr hoch. Zwischen 0 und 6 UTC wurden in Wattingen unterhalb Göschenen im Durchschnitt 24.4 Grad aufgezeichnet, in Elm waren es 26.6 Grad. Solche hohen Temperaturen wurden in Göschenen und Elm seit Einführung von automatischen Messungen - seit dann wird alle 10 Minuten eine Messung vorgenommen - noch nie registriert.

In tieferen Lagen der Föhntäler sind in der zweiten Nachthälfte Temperaturen von gegen 30 Grad möglich

In den tieferen Lagen der nördlichen Alpentäler kommen bei Föhn während der Nacht hie und da sehr hohe Temperaturen vor. Herausragend ist dabei auch heute noch der mittlerweile weit zurückliegende Juli 1983. Ende des Monats kam es zu einer für die damalige Zeit aussergewöhnlichen Hitzewelle. In den nördlichen Alpentälern stellte zudem jeweils in der Nacht zeitweise der Föhn ein. In Altdorf wurden besonders in den Nächten vom 26. auf den 27. Juli, vom 27. auf den 28. Juli und vom 31. Juli auf den 1. August extrem hohe Temperaturen gemessen. Nicht selten lag die Temperatur bei deutlich über 30 Grad, dies auch in der zweiten Nachthälfte, und nur kurzzeitig fiel die Temperatur unter 30 Grad. Ungewöhnlich waren die Verhältnisse zum Teil auch in St. Gallen, wo die Temperatur nachts oft bei über 28 Grad lag.

Föhntäler haben auf die Höhe bezogen mit Abstand die wärmsten zweiten Nachthälften

In Altdorf wurden zwischen 1981 und 2022 in der zweiten Nachthälfte schon mittlere Temperaturen von 29.8 Grad aufgezeichnet, nämlich in der Nacht vom 31. Juli auf den 1. August 1983. Auf rund 29 Grad kam auch Vaduz und zwar in der Nacht 31. Juli auf den 1. August 2017. Sonst wurden in der Schweiz in der zweiten Nachthälfte nur Mitteltemperaturen von maximal rund 26 Grad verzeichnet, selbst die warmen Stationen Locarno-Monti und Lugano kamen nicht auf höhere Werte.

Auch der Nordföhn kann sehr hohe Nachttemperaturen auslösen

Am 27. Juni 2019 war es im Alpenraum und in Frankeich ausserordentlich heiss, weil an den Vortagen aus Nordafrika sehr heisse Luft eingeströmt war. In der Höhe drehten die Winde am 27. Juni allmählich auf Nordwest und lösten auf der Alpensüdseite Nordföhn aus, der in etwas erhöhten Lagen bis ins Sottoceneri vorstiess. In Arosio (Messstation des Kantons Tessin) dauerte der Nordföhn auch in der Nacht auf den 28. Juni an und das Nachtminimum fiel nicht unter 26.5 Grad.