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Gewitterlinie am Vormittag
MeteoSchweiz-Blog | 21. Juni 2023
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Am Vormittag überquerte eine äusserst aktive Gewitterlinie aus Südwesten den Jura und das Mittelland. Wir blicken im heutigen MeteoBlog auf dieses doch markante Wetterphänomen zurück.

Die Gewitterlinie verschonte auch den Flugplatz Kloten nicht. Das Bild wurde aufgenommen, als sich die Gewitterlinie bereits nach Nordosten entfernte. Bildquelle: Bruno Kunz.
Die Gewitterlinie verschonte auch den Flugplatz Kloten nicht. Das Bild wurde aufgenommen, als sich die Gewitterlinie bereits nach Nordosten entfernte. Bildquelle: Bruno Kunz.
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Gewitterlinie brachte heftige Sturmböen

Eine Gewitterlinie überquerte heute am Vormittag das Mittelland und den Jura. Obwohl am Vormittag die Aufheizung der bodennahen Luftschichten noch nicht weit fortgeschritten war, waren die Böen im Vorfeld der Gewitter doch sehr beachtenswert. Bereits in La Brévine und La Chaux-de-Fonds wurden 100 km/h aufgezeichnet. Ähnlich starke Böen wurden in der Folge auch in Wynau mit 102 km/h und in Steckborn mit 97 km/h registriert. Spitzenreiter war Schaffhausen mit 115 km/h. Aber auch an einigen anderen Stationen des Schweizer Mittellandes wurden rund 80 km/h gemessen.

Wäre die erwähnte Gewitterlinie zur Zeit der stärksten Aufheizung über die Schweiz nach Nordosten gezogen, hätte man noch mit deutlich stärkeren Böen rechnen müssen. Böenspitzen von 120 bis 140 km/h werden bei Gewittern lokal immer wieder einmal gemessen. Sehr hohe Böenspitzen wurden beispielsweise am 29. Juli 2005 mit über 130 km/h in Genf gemessen. Es ist dies übrigens die stärkste Windböe an dieser Station seit 1981, noch vor dem Weststurm Lothar, welcher «nur» 104 km/h brachte und vor dem stärksten Bisensturm seit Jahrzehnten, welcher am 26. Februar 2023 mit 99 km/h durch die Rhonestadt fegte.

Auch in Zürich brachten Gewitter schon Böenspitzen von über 130 km/h, so am 21. Juni 2012. In Luzern löste ein heftiges Gewitter am 6. Juli 2019 sogar eine Böe von 135 km/h aus und in Bouveret zeigte der Windmesser am 18. Juli 2005 sogar extreme 161 km/h an. Die bisher höchste Windböe während eines Gewitters wurde allerdings am 15. Juli 1985 in Glarus registriert, als sogar 190 km/h aufgezeichnet wurden. Dies ist auch heute noch die bisher höchste Windspitze in den Niederungen der Schweiz. Gewitter können also extrem heftige Böen auslösen. Da solche Windextreme aber bei Gewittern nur lokal auftreten, sind die Schäden im Vergleich zu den winterlichen Weststürmen doch eher bescheiden.

Böenspitzen [km/h] in der Schweiz heute, den 21. Juni 2023, zwischen 05 und 09.50 UTC. Im Jura und Mittelland erreichten die Böen vereinzelt mehr als 100 km/h.
Böenspitzen [km/h] in der Schweiz heute, den 21. Juni 2023, zwischen 05 und 09.50 UTC. Im Jura und Mittelland erreichten die Böen vereinzelt mehr als 100 km/h. (MeteoSchweiz)
6-stündige Niederschlagssummen [mm] gemäss Radar heute, den 21. Juni 2023, zwischen  5 und 11 UTC. Besonders im Jura und Mittelland sind rund 10 mm gefallen.
6-stündige Niederschlagssummen [mm] gemäss Radar heute, den 21. Juni 2023, zwischen 5 und 11 UTC. Besonders im Jura und Mittelland sind rund 10 mm gefallen. (MeteoSchweiz)
Die Gewitterlinie brachte auch starke Windböen. In Hallwil war jedenfalls die Böenfront klar erkennbar.
Die Gewitterlinie brachte auch starke Windböen. In Hallwil war jedenfalls die Böenfront klar erkennbar. (Andreas Walker)

Heute und besonders morgen erneut heftige Gewitter

Die Südwestströmung, welche instabile Luft heranführt und damit letztendlich für die aktuelle Gewitterlage verantwortlich ist, dauert noch bis morgen Nachmittag an. In der Folge beendet eine aktive Kaltfront die Gewittersituation.

Geopotential [gpdm ]sowie Luftfeuchtigkeit [%] auf 700 hPa (ca. 3000 M. ü. M.) heute, den 21. Juni 2023, um 15 UTC. Mit südwestlichen Höhenwinde (lila Pfeil) fliesst recht feuchte Luft zur Schweiz.
Geopotential [gpdm ]sowie Luftfeuchtigkeit [%] auf 700 hPa (ca. 3000 M. ü. M.) heute, den 21. Juni 2023, um 15 UTC. Mit südwestlichen Höhenwinde (lila Pfeil) fliesst recht feuchte Luft zur Schweiz. (MeteoSchweiz)

Heute Abend hauptsächlich in den Alpen Gewitter

Gemäss den aktuellen Prognoseunterlagen werden heute Abend die kräftigsten Gewitter in den Alpen erwartet. Da Gewitter aber sehr unberechenbar sind, kann es auch sein, dass im Jura erneut Gewitter auftreten. Am kleinsten ist die Gewittergefahr im Mittelland sowie auf der Alpensüdseite.

6-stündige Niederschlagsmengen [mm] heute, den 21. Juni 2023, von 15 bis 21 UTC gemäss dem Modell Cosmo-1E.
6-stündige Niederschlagsmengen [mm] heute, den 21. Juni 2023, von 15 bis 21 UTC gemäss dem Modell Cosmo-1E. (MeteoSchweiz)

Morgen Hauptaktivität der Gewitter in der westlichen Landeshälfte

Morgen Donnerstag treten die heftigsten Gewitter im Vorfeld der Kaltfront wohl in der westlichen Landeshälfte auf. In den östlichen Alpen hingegen dürfte der Föhn noch bis am Nachmittag oder Abend wetterwirksam sein, was die Gewitteraktivität dämpft. Im Gegensatz zu heute dürfte morgen gegen Abend die Gewitteraktivität auch auf der Alpensüdseite aufleben, da auf morgen in der Höhe eine Abkühlung eintritt, wodurch die Atmosphäre labilisiert wird.

24-stündige Niederschlagsmengen [mm] morgen, den 22. Juni 2023, von 0 bis 24 UTC gemäss dem Modell Cosmo-2E. Die grössten Niederschlagsmengen werden in der westlichen Schweiz erwartet..
24-stündige Niederschlagsmengen [mm] morgen, den 22. Juni 2023, von 0 bis 24 UTC gemäss dem Modell Cosmo-2E. Die grössten Niederschlagsmengen werden in der westlichen Schweiz erwartet.. (MeteoSchweiz)