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Wie sich Trockenheit auf Sturmböen auswirkt

MeteoSchweiz-Blog | 19. Juni 2023
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Die meisten hier haben es sicher schon erlebt, der Niederschlagsradar zeigt eine sich annähernde Schauerzelle an, aber anstatt Regen kommt nur Wind. Die Verdunstung von Niederschlag kann in extremen Fällen zu starken Winden führen, welche auch als «Downburst» bekannt sind. Damit es jedoch zu starken Sturmböen kommt, braucht es zunächst eine gewitterträchtige Wetterlage.

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Ein Tief nordwestlich der britischen Inseln sorgte über dem Alpenraum für eine südwestliche Höhenströmung und diese wird uns die nächsten Tage erhalten bleiben. Die Schweiz befindet sich im Zustrom von einerseits feuchter und andererseits labil geschichteter Luft: zwei Zutaten für Schauer und Gewitter.

Eine labil geschichtete Luft besteht dann, wenn zwischen den unteren und oberen Schichten eine Temperaturdifferenz vorhanden ist. Damit jedoch Gewitter entstehen können, braucht es zusätzlich einen Auslöser (Trigger). In der Nacht auf heute sorgte ein Kurzwellentrog in der Höhe für den nötigen Hebungsmechanismus. Ein solcher Kurwellentrog wird auch am Abend und in der kommenden Nacht wieder für Schauer und Gewitter sorgen. Am Dienstag werden in der zweiten Tageshälfte ebenfalls wieder Gewitter mit Schwerpunkt in den Bergen erwartet..

Wie entstehen Gewitter? – weitere Infos finden Sie in folgendem Blog

Neben Blitzen, Starkregen und teils auch Hagel ist der Wind ein wichtiges Begleitelement von Gewittern. Die in den letzten Wochen anhaltende Trockenheit kann zum Beispiel eine Auswirkung auf die auftretenden Sturmböen haben, aber auch wo Gewitter entstehen. Dazu schauen wir uns zuerst eine Vorhersage-Radiosondierung für den morgigen Dienstag 20. Juni um 15 UTC (17 Uhr) an.

In der Sondierung ist unterhalb von 2500 Metern eine trockene Luftschicht erkennbar (Temperatur und Taupunktemperaturlinie gehen weit auseinander). Diese trockene Luft in Bodennähe tendiert dazu, die Instabilität der Luftmasse zu begrenzen und sorgt dafür, dass das Gewitterrisiko besonders in den Bergen erhöht ist. Im Fachjargon nennen wir dies «höhenbasierte» Konvektion («elevated convection» im Englischen).

Die nun in den Bergen entstanden Gewitter können wiederum weitere Gewitter auslösen, welche zum Teil ins Flachland ausgreifen. Dieser Niederschlag fällt in die trockene Luftschicht und verdunstet. Der Verdunstungsprozess benötigt Energie, welche der Luft als Wärme entzogen wird und sorgt für eine Abkühlung der Luftmasse. Die Luftmasse wird dadurch kälter und dichter, demnach schwerer und wird in Richtung Boden beschleunigt. Das sogenannte «inverted V», also verkehrtes V in der Radiosondierung deutet auf eine potentielle Starkwindsituation hin – auch als trockener Downburst bekannt. Ist der Downburst eher von kurzer Dauer (bis ca. 15 Minuten) und betrifft nur einen kleinen Umkreis (<4 km) wird von einem Microburst gesprochen. Je nach Intensität des Gewitters und dem Ausmass der Verdunstung, können Windspitzen von 90 bis 120 km/h, in extremen Fällen sogar über 150 km/h gemessen werden.

In Gewitternähe Sturmböen möglich

Im Hinblick auf den morgigen Tag wird es in der zweiten Tageshälfte wohl kaum ausreichen, dass im Flachland ein Gewitter entsteht. Dafür fehlt der nötige Trigger, wie zum Beispiel eine Front oder ein gut ausgeprägter Kurzwellentrog in der Höhe. Die Gewitteraktivität wird zunächst mehrheitlich in den Bergen vorzufinden sein. Gegen Abend könnten einzelne Gewitter oder Schauer ins Flachland ausgreifen (ausgelöst durch die sich ausbreitende Kaltluft).