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Wie wird die Hurrikan-Saison 2023?

MeteoSchweiz-Blog | 22. Juli 2023
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Seit Tagen eiert ein tropischer Sturm auf dem Atlantik umher und erscheint immer wieder auf der Bodenwetterkarte. Dieser Umstand motivierte den Blogger von heute, sich Gedanken zur diesjährigen Hurrikan-Saison zu machen. Ein Blick auf unser Wetter darf natürlich auch nicht fehlen.

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Freundlicher Samstag im Flachland

Das Azorenhoch streckte heute Samstag seine Fühler nach Mitteleuropa aus, wie ein Blick auf die Bodenwetterkarte zeigt. Dabei lag vor allem südlich der Alpen noch wärmere Luft als nördlich des Alpenhauptkamms. Nach einer vielerorts kühlen Nacht stieg die Temperatur nördlich der Alpen auf rund 26 Grad, im Süden bis rund 29 Grad.

Eitel Sonnenschein war dennoch nicht überall zu verzeichnen, vor allem in und entlang der Alpen sowie in der ersten Tageshälfte. Unterhalb einer Inversion mit Untergrenze von rund 3000 bis 3500 Metern blieb zunächst viel Feuchtigkeit zurück, welche mit der kräftigen Julisonne tagsüber wieder «aufgeköchelt» wurde. Ein Nordüberdruck von rund 3 hPa (Zürich-Lugano) sorgte den Alpen entlang zusätzlich für eine Staukomponente der Bewölkung. Am Nachmittag konnten dann schliesslich die meisten Stationen einige Sonnenstunden verzeichnen.

Zudem war die Höhenströmung durch einen Teiltrog des ausgedehnten Höhentiefs mit Zentrum über Südnorwegen anfangs noch zyklonal geprägt (was eine gewisse Hebung bedeutete). So wurden südlich der Alpen nochmals einzelne Gewitter ausgelöst. Nicht unerwähnt bleiben sollen die kräftigen Gewitter, welche gestern über dem Tessin und Norditalien entstanden sind (Grosshagel sowie Tornadofall in Mailand). Im Blog der Tessiner Kollegen können Sie etwas mehr darüber erfahren (in italienischer Sprache).

Don – tropischer Sturm auf dem Atlantik

Die rote Farbe ist auf der eingangs gezeigten Bodenwetterkarte nicht nur in Form von Warmfronten auffällig. Auch «TS Don» - westlich des Azorenhochs gelegen - ist schon seit Tagen auf den Bodenwetterkarten zu sehen.

TS bedeutet «tropical storm». Tropische Wirbelstürme sind rotierende Stürme mit geschlossener Zirkulation im Bodenfeld, welche ihren Ursprung in tropischen oder subtropischen Gewässern haben.

Das National Hurricane Center (NHC) in Miami klassifiziert tropische Sturmentwicklungen folgendermassen (Windangaben sind maximale Mittelwinde):

  • Tropical Depression:  ≤ 33 Knoten (kt)
  • Tropical Storm:  > 33 kt ≤ 63 kt
  • Hurricane: > 63 kt ≤ 95 kt, Kategorie 1 und 2 auf der Saffir-Simpson-Skala
  • Major Hurricane: > 95 Knoten, Kategorie 3-5

Erreicht ein Sturm die Kategorie eines «tropical storms» oder eines (Major-)Hurrikans, bekommt er einen Namen zugesprochen (untenstehend die Namensliste der atlantischen Stürme auf dem Atlantik für die Saison 2023).

Die Saisonprognose des NHC

Ende Mai publizierte das NHC ihre Saisonvorhersage für den Atlantik.

Sie erwarten eine eher durchschnittliche Hurrikan-Saison auf dem Atlantik. Das bedeutet 5 bis 9 Hurrikane bzw. 1 bis 4 Major Hurrikane.

Im zentralen und westlichen Pazifik hingegen wird eine überdurchschnittliche Saison erwartet.

Letzteres ist genau das, was man auf dem Pazifik während El-Niño-Bedingungen erwarten würde (Quelle Gerry Bell / climate.gov). Über dem Atlantik hingegen würde man durch stärkere Windscherung und höhere Stabilität eine eher unterdurchschnittliche Saison erwarten. Dementgegen stehen aber zu warme Meerestemperaturen sowie ein ausgeprägter Monsun über Westafrika, welche die Bildung von tropischen Wirbelstürmen begünstigen (Stichwort "easterly waves"). So kommt unter dem Strich die Prognose einer durchschnittlichen Saison zustande.