Gletscher ermöglichen es, Rückschlüsse auf das Klima der Erde zu ziehen, und sind somit Teil der sogenannten Klimavariablen. Das internationale Programm Global Climate Observing System GCOS definiert aktuell 55 solcher Essentiellen Klimavariablen (Essential Climate Variables ECV). GCOS hat das Ziel, qualitativ hochwertige Klimabeobachtungen aus der ganzen Welt allen interessierten Nutzenden zugänglich zu machen. Das Schweizer Klimabeobachtungssystem – GCOS Schweiz – setzt dieses globale Programm auf nationaler Ebene um.
GCOS Schweiz baut auf der Arbeit von 29 Partnerorganisationen auf und wird durch das Swiss GAW/GCOS Office bei MeteoSchweiz koordiniert. In der bergigen Schweiz sind Gletscher und deren Veränderungen natürlicherweise wichtig für die Beobachtung des Klimas und zählen folglich zu den 34 Klimavariablen, welche im Rahmen von GCOS Schweiz fortlaufend erfasst, verarbeitet und der Öffentlichkeit verfügbar gemacht werden. Zu den Partnerorganisationen von GCOS Schweiz gehören unter anderen die Universitäten Bern und Zürich.
Historische Dokumente zu Klima und Witterung
Euro-Climhist an der Universität Bern ist eine Datenbank, welche historische Dokumentendaten zu Klima und Witterung aus den unterschiedlichsten Quellentypen extrahiert, evaluiert und archiviert. Neben historischen Klimadaten enthält die Datenbank auch zahlreiche Quellen zu weiteren Klimavariablen wie Gletscher und Hochwasser. Die Datenbank stellt ein Kernprojekt der Abteilung für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte (WSU) am Historischen Institut sowie des Oeschger-Zentrums für Klimaforschung der Universität Bern dar. Nach einer einmaligen Registrierung sind alle Daten in Euro-Climhist über einen viersprachigen Abfragebereich mit hilfreicher Abfragemaske frei zugänglich.
Der World Glacier Monitoring Service (WGMS) an der Universität Zürich ist ein internationaler Gletscherdienst, welcher standardisierte Daten zum Zustand der Gletscher und deren Veränderungen sammelt und allen Interessierten frei zur Verfügung stellt. Sowohl Euro-Climhist als auch der WGMS werden von MeteoSchweiz im Rahmen von GCOS Schweiz co-finanziert.
Die beiden GCOS Schweiz Partnerinstitutionen starteten Ende 2021 ein Projekt mit dem Ziel, historische Gletscherbilder langfristig zu sichern und einer breiten Öffentlichkeit sowie der Forschung zugänglich zu machen. Im Rahmen des Projektes wurde die klimahistorische Datenbank Euro-Climhist erweitert, um die Aufnahme von historischen Gletscherbildern zu ermöglichen. Dabei wurden Bildquellen und die dazugehörigen Metadaten zu den beiden Grindelwaldgletschern und zum Mer de Glace (Mont-Blanc-Gebiet) in Euro-Climhist integriert.