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Wo bleibt der Meteoblog?

MeteoSchweiz-Blog | 13. August 2023
30 Kommentare

Fast täglich bloggt MeteoSchweiz zum Wetter und Klima. Doch gestern Abend warteten wohl einige unserer treuen Blogleserinnen und Blogleser vergebens auf die Ausführungen zu aktuellen Wetter- und Klimathemen. Wieso gab es gestern Samstag keinen Meteoblog?

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Vermutlich wurde über die Gründe für das Ausbleiben des Blogs bereits gemutmasst: Traute sich die diensthabende Meteorologin nach der (Teil-)Fehlprognose des 11. Augusts nicht mehr in die Wetterzentrale? Oder rutschte der Prognostiker aufgrund der unerwarteten Regenschauer am Vormittag auf dem Weg zur Arbeit mit dem Velo auf der nassen Strasse aus?

Wir gehen den Gründen nach und geben einen kleinen Einblick in den Pikettbetrieb in der Wetterzentrale.

Ungenaue Prognose von gestern Samstag

Die Prognosen für den gestrigen Samstag waren in der Tat nicht überall zutreffend. Die Wettersymbole in der App zeigten in den vergangenen Tagen für den gestrigen Samstag für die meisten Orte des Flachlands recht sonniges Wetter ohne Niederschlag an. Auch in unserem Prognosetext war die Niederschlagsformulierung für das Flachland nur für den Morgen und Abend erwähnt:

Prognose vom Freitagmorgen, 11. August 2023 für die Deutschschweiz

Am Samstag ziemlich sonnig. Am Vormittag aus Westen einzelne Schauer nicht ausgeschlossen. In der zweitenTageshälfte über den Bergen zunehmend Quellwolken und anschliessend einige Schauer oder Gewitter, gegen Abend vereinzelt auch im Flachland nicht ausgeschlossen.

Schlussendlich bildete sich in den Morgenstunden über dem Jura eine Schauerlinie, welche tagsüber etwas unerwartet einmal quer über das Schweizer Mittelland zog und so den bevölkerungsreichsten Regionen der Deutschschweiz eine kurze, nasse Überraschung bescherte.

Doch wieso hatten sowohl wir als auch die numerischen Wettermodelle Mühe, diese Schauerlinie vorherzusagen?

Südwestlage – zwischen Stuhl und Bank

Auf gestern Samstag wurde sehr warme und feuchte Luft zu den Alpen geführt. Zusammen mit dem nachlassenden Hochdruckeinfluss war die Luft auch zunehmend instabil geschichtet. Für die Entstehung von Schauern und Gewittern fehlte also nur noch ein Auslösemechanismus, der die konvektiven Prozesse in den Gang bringt.

In den Alpen und Bergen reicht für Gewitter an Sommertagen als Auslöser in der Regel die Orographie (=Topographie). Für das Flachland war es hingegen nicht klar, ob und inwiefern ein solcher Auslöse- oder Hebungsmechanismus vorhanden sein wird. Die Schweiz wurde zwar von einem kleinen Höhentrog nordwestlich der Schweiz gestreift, jedoch eben nur randlich. Eine fast stationäre Front lag nordwestlich der Schweiz über Frankreich, diese war aber vermutlich zu weit entfernt, um einen wesentlichen Einfluss auf die Gewitterbildung zu haben. Im Vorfeld der genannten Front bildeten sich schwache Konvergenzen (Regionen mit zusammenströmenden Winden, welche Gewitter abseits von Gebirgen auslösen können). Diese waren aber nur schwach ausgebildet und im Vorfeld kaum exakt zu prognostizieren.

Auch in den kommenden Tagen ändert sich an der Grosswetterlage nur wenig, entsprechend hoch bleiben die Unsicherheiten bezüglich des Auftretens der Schauer und Gewitter.

Natürlich gehören fehlerhafte Prognosen zur Arbeit von uns Meteorologinnen und Meteorologen und sorgen natürlich nicht dafür, dass man deswegen am Folgetag von der Arbeit fernbleibt. ;-)
Das Wetter war gestern also nicht der Grund für das Ausbleiben des Blogs.

Dienstbetrieb in der Wetterzentrale

Der diensthabende Meteorologe konnte leider aus gesundheitlichen Gründen seine Schicht (bei uns Diensttour genannt) nicht antreten und damit auch keinen Wetterblog verfassen. Ein einzelner Ausfall reicht aber noch lange nicht, dass eine Diensttour nicht vollständig abgedeckt werden kann.

Für die Stabilität des Betriebs ist jeweils ein Pikettdienst eingeplant, welcher beim Ausfall eines anderen Mitarbeiters aufgeboten werden kann. Auch bei ausserordentlichen Wetterlagen können die Piketts aufgrund des Mehraufwands (z. Bsp. Unwetterwarnungen) aufgeboten werden.

Für den Betrieb in der Wetterzentrale müssen mit dem Pikettdienst verschiedene Aufgaben und Kompetenzen abgedeckt werden: Einerseits die Rolle der Flugwetterbeobachtung (AMO), andererseits die der Prognostikerinnen und Prognostiker (AMF und PWS). Damit sind also jeweils zwei Piketts nötig, deren Kompetenzen zum Teil auch überlappend sein können.

Ein «Unglück» kommt selten allein…

Wie es der Zufall wollte, war gestern das Pikett bereits im Einsatz, da auch die Nachtschicht ausgefallen war. Dies kann hin und wieder vorkommen, da das Pikett mehrere Schichten über 24 Stunden abdecken muss.

Tritt eine solche Situation unter der Woche auf, so kann meist jemand aus dem Bürodienst herbeigezogen werden. Die meisten Angestellten sind neben dem Schichtdienst auch in andere, an Bürozeiten gebundene Arbeiten und Projekte involviert.

Ist dies nicht möglich, wie zum Beispiel an Wochenenden, so werden alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen über den Ausfall informiert und die Schicht «neu ausgeschrieben». Dabei lässt sich meist jemanden finden, der auf seinen freien Tag verzichtet und spontan einspringt. Dies war auch gestern der Fall, jedoch dauerte die Suche einige Stunden. Damit blieb leider nicht mehr genügend Zeit für die Erstellung des Meteoblogs.