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Der Oberwind: Ein lokaler Schönwetterwind im Luzerner Seebecken

MeteoSchweiz-Blog | 26. September 2023
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Wie im Sommer ist an den sonnigen Septembertagen an vielen Schweizer Seen tagsüber ein schwacher Wind vom See her spürbar. Dieser thermische Wind entsteht tagsüber aufgrund der unterschiedlich starken Erwärmung von Land- und Wasserflächen, ähnlich dem Seewind an den Meeresküsten. Ein Bespiel ist der Luzerner Oberwind, der hier näher beschrieben wird.

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Sonnenschein treibt lokale thermische Winde an

Bei der aktuell herrschenden Wetterlage, welche hochdruckbestimmt ist, aber nur von geringen Druckgegensätzen geprägt ist, treten selbst im September tagsüber bei Sonnenschein vielerorts schwache thermische Winde auf. Sie sind besonders an den Ufern von Seen häufig zu beobachten, speziell an den grossen Seen wie am Genfer- oder Bodensee. Ein solcher thermische Wind weht auch am Luzerner Seebecken, am unteren Teil des Vierwaldstättersees. Er ist unter dem lokalen Namen "Oberwind" natürlich vor allem bei Seglern bekannt.

Der Oberwind hat einen ausgeprägten Tagesgang

Der Oberwind ist ein schwacher thermischer Wind aus südöstlicher bis östlicher Richtung im Luzerner Seebecken. Er erreicht eine Windgeschwindigkeit von 5 bis 10 km/h, manchmal auch etwas mehr. Der Oberwind erstreckt sich vom Eingang des Luzerner Seebeckens, Linie zwischen dem Meggen- und Haslihorn, bis zur Stadt Luzern. Bei sonnigem Wetter setzt er jeweils in der zweiten Vormittagshälfte bis gegen Mittag ein und flaut gegen den Abend hin wieder ab. Er tritt vornehmlich im Sommerhalbjahr auf, seltener in der kalten Jahreszeit bei bestimmten Temperaturverhältnissen.

Der alte Messstandort hat den Oberwind gut erfasst

Der heutige Standort der Wetterstation Luzern auf der Allmend repräsentiert die Windverhältnisse am Luzerner Seebecken nicht immer optimal. Von 1971 bis 1978 stand die Wetterstation im Tribschenquartier jedoch deutlich näher am See. In einer Auswertung der mittleren Windverhältnisse (Windrose) kommt das häufige Auftreten des Südost- bis Ostwindes deutlich hervor.

Entstehung des Oberwinds

Mit der Sonneneinstrahlung heizen sich einerseits die bebauten Gebiete der Stadt Luzern am unteren Teil der Luzerner Seebucht auf, anderseits erwärmen sich auch die südexponierten Hänge am Seebecken, wie beispielsweise des Dietschibergs. Auf der anderen Seite steht die relativ kühle Wasserfläche der Luzerner Seebucht sowie des Kreuztrichters (Seeteil, wo die vier Seearme aufeinandertreffen). Somit stellt sich eine Luftströmung von relativ höherem Druck über den kühleren Wasserflächen zum relativ niederen Druck über der erwärmten Stadt und den angrenzenden Sonnenhängen ein. Begünstigt wird die Entwicklung des Oberwinds, wenn das überlagerte Windfeld generell südliche Richtungen aufweist. Hingegen dämpfen oder verhindern überlagerte nördliche Winde oder Druckanstieg den Oberwind.

Es gibt auch eine Schlechtwettervariante des Oberwinds

Grundsätzlich wird der Oberwind wie soeben beschrieben von der Sonneneinstrahlung gesteuert. Es gibt aber auch eine Schlechtwettervariante. Dabei ist es über dem Vierwalstättersee bewölkt und an den Voralpen fällt gelegentlich noch etwas Niederschlag. Dagegen scheint im Mittelland schon zum Teil die Sonne. Dadurch setzt ein Ausfliessen von kühlerer Luft vom Vierwaldstättersee Richtung Nordwesten ein. Diese Konstellation kann beispielsweise nach dem Durchgang einer Kaltfront eintreten, wenn Restbewölkung an den Voralpen hängen bleibt.

Starker Oberwind bei Schauern und Gewitter in Ob- und Nidwalden

Ein weiterer Sonderfall des Oberwinds tritt im Zusammenhang mit Schauern oder Gewittern auf. Er ist mit Windgeschwindigkeiten von über 20 km/h deutlich stärker und böiger. Voraussetzung dafür sind meist mehrere Schauer oder Gewitterzellen über Ob- und Nidwalden. Sie verursachen ein Ausfliessen der kühleren Luft Richtung Norden zum Mittelland hin. Über dem Luzerner Seebecken stellt sich vorübergehend ein kräftiger Südostwind ein.