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Grosse Temperaturunterschiede

MeteoSchweiz-Blog | 07. September 2023
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Die aktuelle Hochdrucklage bringt langweiliges Wetter. Dies könnte man denken. Bei den Temperaturen ist dies überhaupt nicht der Fall. Im heutigen MeteoBlog zeigen wir, weshalb das Hochdruckwetter bezüglich der Temperaturen sehr interessant ist.

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Hochdruckwetter ist das interessanteste Wetter in Bezug auf die Temperatur

Die derzeitige Hochdrucklage bewirkt tagsüber eine positive, nachts dagegen eine negative Strahlungsbilanz an der Erdoberfläche. Als Folge davon erwärmt sich tagsüber die darüberliegende Luft, während in der Nacht eine Abkühlung stattfindet. Dies führt zum bekannten Tagesgang der Temperatur. Der Tagesgang der Temperatur ist aber je nach Stationslage sehr unterschiedlich.

Inneralpine Gebiete haben grössere Tagesgänge als die Randalpen und der Jura

Im Wallis und im Engadin sind die Tagesgänge im Vergleich zu den übrigen Regionen der Schweiz sehr gross, wenn man ähnliche Stationslagen in Betracht zieht. Der Grund liegt darin, dass sich die Luft in den alpinen Tälern aufgrund des geringeren Volumens tagsüber stärker aufheizt und nachts stärker auskühlt als über dem Flachland. Man spricht daher auch vom Volumeneffekt. Je weiter man in den inneren Alpen liegt, desto stärker sind diese Effekte spürbar. Deshalb haben das Engadin und das Oberwallis besonders hohe Tagesgänge aufzuweisen. Hier werden im Frühherbst auch in Hanglagen, wo keine Kaltluftseen vorhanden sind, Tagesgänge von mehr als 10 Grad aufgezeichnet.

Geringe Tagesgänge zeigen hingegen der Jura oder die nördlichen Randalpen. Dort werden in Höhenlagen von 1000 Metern und höher nicht bedeutend mehr als 5 Grad verzeichnet.

Südhänge, Nordhänge, Kaltluftseen und Co.

Die obigen Angaben werden bei Hochdruckwetter weiter modifiziert durch die Exposition. Während im Hochsommer die Exposition nur eine geringe Rolle spielt, ist dies im Herbst und Winter ganz anders. Im Winter kommt es sogar nicht selten vor, dass Nordhänge ganztags im Schatten liegen, während Südhänge eine lange Sonnenscheindauer aufweisen, wobei zusätzlich der Einstrahlungswinkel günstig ist. Dies führt zu grossen Unterschieden bei der Lufttemperatur. In der oberen Leventina bei Piotta beispielsweise sind Nordhänge im September etwa 3 Grad weniger warm als Südhänge, während der Unterschied im Hochsommer kaum 1 Grad beträgt. 3 Grad Unterschied im September, im Oktober sogar 4 Grad, das sind Welten! Um einen gleichen durchschnittlichen Temperaturunterschied wie zwischen dem Süd- und dem Nordhang zu haben, müsste man in Europa etwa 400 bis 500 km nach Norden fahren.

Die grössten Modifikationen bewirken aber eindeutig die lokalen nächtlichen Inversionen in Becken und in Tallagen, wo das Gefälle sehr gering ist. Dort ist es während der Nacht bereits im Herbst oft 5 bis 10 Grad, in extremen Fällen auch über 10 Grad kälter als in gleichhoch gelegenen Hangzonen. Noch weit höher sind die Unterschiede im Winter bei Vorhandensein einer Schneedecke, besonders wenn es sich um Pulverschnee handelt. Die Schneedecke wirkt als Isolator, so dass die Luft oberhalb der Schneedecke stark auskühlen kann. Im Goms, im Urserental und im Engadin kann es dann 15, hie und da sogar mehr als 20 Grad kälter sein als in Hanglagen. Nochmals extremer sind die Verhältnisse in Muldenlagen wie etwa der Glattalp, dem Sägistalsee, Hintergräppelen oder diversen Mulden im Jura, wo es 25 bis 30 Grad kälter sein kann als ausserhalb der Inversion.