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Hier regnet es üblicherweise am heftigsten in der Schweiz

MeteoSchweiz-Blog | 22. September 2023
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In den letzten 24 Stunden fielen vom Tessin bis nach Graubünden und der Ostschweiz lokal grosse Regenmengen. Besonders intensiv waren die Niederschläge in einem Streifen zwischen dem Centovalli und dem Maggiatal. Dass es diese Region besonders erwischte, kam nicht ganz unerwartet.

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Die seit gestern gefallenen, teils heftigen Niederschläge stehen im Zusammenhang mit einem ausdehnten Tief über den Britischen Inseln. Es verursachte über den Alpen eine Föhnströmung, resp. eine Südstaulage, bei welcher aus Süden sehr feuchte Luft zur Alpensüdseite gelangte. Wie bei Staulagen üblich, war diese Luft gezwungen, über die Alpen aufzusteigen. Diese erzwungene Hebung kann – je nach Feuchte und Schichtung der Luft– heftige Schauer oder Gewitter verursachen, so wie im aktuellen Fall.

Der Regentrichter im Tessin

Wie stark diese Hebung ist hängt stark davon ab, in welcher Art sich die Berge sich dem Wind in den Weg stellen. Der im Bild 1 erkennbare Streifen mit Starkregen kann mit der trichterartigen Geländeform um den Lago Maggiore erklärt werden. Die Luft wird auf ihrem Weg von der Poebene nach Norden immer mehr von den ersten Bergen seitlich «eingezwängt». Weil die Luft sich ungern zusammendrücken lässt, weicht sie in die Höhe aus, was bereits zu Hebung führt. Am Ende des Trichters trifft die Luft praktisch senkrecht auf die Berghänge. Dies führt zu einem weiteren, besonders abrupten Anstieg und dadurch zur Ausbildung von besonders starken Schauer- und Gewitterwolken.

Die Klimatologie hat Einfluss auf die Warnschwellen

Weil sich Staulagen mit sehr ähnlichen Windverhältnissen immer wieder einstellen, gehen die besonders intensiven Niederschläge auch meist in einem ähnlichen Streifen nieder. Dies schlägt sich auch in der Niederschlagsklimatologie nieder. In keiner anderen Alpenregion ist der niederschlagsreichste Tag des Jahres so nass wie zwischen Domodossola und dem Maggiatal.

In Gegenden, in denen intensiver Regen regelmässig vorkommt, sind sich die Flüsse «gewohnt», grosse Wassermengen abzuführen. Ihre breiten Flussbette bieten genügend Platz um bei heftigem Regen das Wasser abzuführen. In einer Gegend, in der die Niederschläge normalerweise sehr gemässigt fallen, sind die Flussbette dagegen nicht von heftigen Niederschlagsereignissen geprägt und können entsprechend weniger Wasser abführen. Ein Starkregen, der im Tessin ohne jegliche Schäden abläuft, kann auf der Alpennordseite deshalb schon zu schweren Überschwemmungen führen.

Aus diesem Grund sind die Warnschwellen bei MeteoSchweiz je nach Region unterschiedlich. Werden zum Beispiel 120 mm in 24 Stunden erwartet, dann bedeutet dies auf der Alpennordseite und in den Alpen die höchste Alarmstufe (Stufe 5) mit sehr grossem Gefahrenpotential. Im Raum Lago Maggiore-Maggiatal führt die gleiche Regenmenge lediglich zur tiefsten Alarmstufe 2, was auf eine nur mässige Gefahr hinweist.