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Tief Daniel verursacht erhebliche Schäden an der Küste Nordafrikas

MeteoSchweiz-Blog | 12. September 2023
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Ende August schnürte sich ein Höhentief von der westlichen Höhenströmung über dem Alpenraum ab und begann seine Reise über dem Balkan, zog nach Griechenland und später nach Nordafrika. Auf seinem Weg sind erhebliche Schäden entstanden.

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Ablauf des Sturms

Zwischen dem 4. und dem 7. September hat ein stationäres Tiefdruckgebiet extreme Regenfälle in Griechenland sowie in den benachbarten Ländern Bulgarien und Türkei verursacht. Danach verlagerte sich das Tief unter vorübergehender Abschwächung Richtung Nordafrika. Über dem warmen östlichen Mittelmeer verstärkte es sich erneut und entwickelte sich zu einem Sturmtief, auch Medicane (Sturmtief im Mittelmeer) genannt. Am 10. September erreichte das Sturmtief die libysche Küste mit sintflutartigen Regenfällen und heftigen Winden.

Regenmengen und weitere Beobachtungen

Am 12. September publizierte der libysche Wetterdienst eine Zusammenfassung der gemessenen Werte während dem Durchzug des Sturmes. Gemäss dieser Mitteilung fielen in wenigen Stunden flächig zwischen 150 und 240 mm in 12 Städten der östlichen libyschen Küste, unter anderem in Benghazi, Al-Bayda, Shahat und Derna. In Al-Bayda wurde die höchste Regemenge, 414.1 mm, gemeldet. Die Meldung des libyschen Wetterdienstes gibt den Zeitraum der Regenfälle nicht an, aber das ganze Ereignis fand während nur einem Tag statt und somit gelten die Regenmenge für höchstens 24 Stunden. Zudem werden Sturmböen zwischen 70 und 80 km/h erwähnt, was für Schweizer Verhältnisse nicht extrem erscheint. Allerdings sind die Messungen gemäss den Wetterkarten-Analysen wahrscheinlich stark untertrieben.

Ganze Landstriche wurden ins Mittelmeer weggeschwemmt, viele Gebäude sind stark beschädigt, und 2 Staudämme sind wahrscheinlich zerstört. Der Sturm führte ausserdem zum Tod vieler Menschen. Aus nicht verifizierten Quellen wird die Anzahl der Toten auf über 2000 geschätzt.

Entstehung von Medicanes

Der Begriff «Medicane» ist eine Wortschöpfung aus den englischen Wörtern für Mittelmeer (englisch: Mediterranean) und Hurrikan (englisch: Hurricane) und bezeichnet kleinräumige Sturmtiefs mit Sturmböen über 111 km/h und extremen Regenfällen. Im Schnitt wird ein Medicane pro Jahr beobachtet. Am ehesten sind solche Sturmtiefe im Herbst zu erwarten, wenn das Wasser im Mittelmeer besonders warm ist, und Kaltlufttropfen sich von Norden her zum Mittelmeer verlagern.

Im Fall des Tiefs Daniel fand die Abspaltung der Höhenkaltluft Ende August über den Alpen statt. Danach bewegte sich die Kaltluft ohne markante Wetterauswirkungen und fast unsichtbar auf den Wetterkarten Richtung Griechenland, wo sie zur Bildung eines stationären Tiefs beitrug und anschliessend zur Bildung des Medicanes Daniel führte.